Grenzgänger, Systemsprenger, Verweigerer. Wege, schwierig(st)e Kinder und Jugendliche ins Leben zu begleiten
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 94, 2014, DINA4, deutsch, 212 S.
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Inhalt
Starke Gefühle sind im Raum, wenn es um Systemsprenger geht
Wer sind "die Schwierigsten"?
Wo stehen wir in unserer Konzeptdiskussion heute? Welche lösungsorientierten Antworten und Angebote hat die Kinder- und Jugendhilfe?
Auf diese Fragen versuchte Wilfried Knorr, Direktor, Herzogsägmühle, eine erste Antwort zu finden. Erfolg sei schlussendlich, ob die Jugendlichen die Zeit in einem Projekt, in einer Einrichtung als sinnvoll erlebte Zeit betrachten oder eben nicht. Seine Bilanz der Konzeptentwicklung (rückwirkend betrachtet) sei: Erst verstehen, dann erziehen. Wichtig sei, danach zu suchen, was für das Kind das Fehlende ist, warum es sich so verhält. Bisher sind zu wenige Kriterien für die Wirksamkeit einer bestimmten Maßnahme bzw. eines pädagogischen Hilfeansatzes für bestimmte Zielgruppen vorhanden. Wann ist ein Segelschiff besser als die Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung?
Grenzerfahrungen + Schlüsselmomente im Umgang mit den "Schwierigsten"
Gerd Lichtenberger, Geschäftsführer der "LIFE Jugendhilfe GmbH", Bochum und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Individualpädagogik AIM e.V. (Köln), referierte aus Sicht eines Praktikers, wie es gelingen kann, einen Zugang zu schwierigen Jugendlichen zu finden, was hilft und wo Grenzen in der pädagogischen Betreuung sichtbar werden. Immer mehr Kinder unter 10 Jahren werden in außerfamiliäre Hilfeangebote vermittelt. Die Herausforderung sei, einen geeigneten Betreuer sowie eine passende Projektstelle für das jeweilige Kind mit seinen spezifischen Problemlagen und Bedürfnissen zu finden. Die Leitfrage muss sein, wo die Ressourcen des Kindes sind, das dann ein darauf ausgerichtetes "Setting" bekommt. Grenzen gebe es vor allem da, "wo wir die Eltern verlieren".
"Warum musste ich Dich packen?"
Mit der spannenden Frage "Wie erfolgreich arbeiten Settings für Grenzgänger, Systemsprenger und Verweigerer mit Elementen von Zwang in sozialpädagogischer Absicht?" beschäftigte sich Prof. Dr. Mathias Schwabe, Evangelische Fachhochschule Berlin.
Wie kommt der Zwang in die Erziehung?
Wie kommt der Zwang in die Kinder- und Jugendhilfe?
Manchmal gibt es eine "un(er)tragbare Aggressivität" bei einzelnen Jugendlichen. Erwarten wir von Mitarbeiter/innen in der Jugendhilfe, dass sie sich in stationären Maßnahmen schwierigen Jugendlichen in den Weg stellen? Wenn ja, welche Zwangselemente sind angemessen? Für die Falleingangsphase beim Träger und der Besprechung der Frage, wann Zwang geeignet ist, wann nicht, stellte Herr Schwabe Prüffragen aus seinem Projekt vor, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Einbettung von Machtmitteln in den Gesamtkontext der Hilfen entscheidend sei und Zwangselemente nicht das gesamte Hilfesetting dominieren dürfen.
"Der Wandel ist eine Tür, die nur von innen geöffnet werden kann ..."
Univ.-Prof. Dr. phil. Günter Schiepek, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, fragte, wie Menschen selber dazu beitragen, dass Erziehung gelingen kann und gab interessante Anregungen hierzu. In der Pädagogik seien die "Variablen" Persönlichkeit, Empathie, Resonanzfähigkeit und Authentizität entscheidend sowie ein kontinuierliches Feedback über den Entwicklungsprozess. Hier liege der entscheidende Schlüssel. Was das mit Selbstorganisation zu tun hat und welche Bedingungen hierfür notwendig sind, den Übergang in ein neues Verhaltensmuster zu schaffen, kann in dieser Dokumentation nachgelesen werden.
Aus dem Inhalt
Vorwort
JOHANNES HORN, Jugendamt Düsseldorf;
KERSTIN LANDUA, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin
Wer sind "die Schwierigsten"? Wo stehen wir in unserer Konzeptdiskussion heute? Welche lösungsorientierten Antworten und Angebote hat die Kinder- und Jugendhilfe? Was sind die geeigneten Mittel der Wahl?
WILFRIED KNORR, Herzogsägmühle
Was wirkt in der Erziehungshilfe? Wirkfaktoren in der Arbeit mit schwierigen Kindern und Jugendlichen
PROF. DR. MICHAEL MACSENAERE, Institut für Kinder- und Jugendhilfe, Mainz
Grenzerfahrungen + Schlüsselmomente im Umgang mit schwierig(st)en Kindern und Jugendlichen - 2 Statements aus der Praxis
GERD LICHTENBERGER, LIFE Jugendhilfe, Bochum
DR. MED. RAINER DIEFFENBACH, Kinderklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke
Wie erfolgreich arbeiten Settings für "Grenzgänger, Systemsprenger und Verweigerer" mit Elementen von Zwang in sozialpädagogischer Absicht?
PROF. DR. MATHIAS SCHWABE, Evangelische Hochschule Berlin
"Der Wandel ist eine Tür, die nur von innen geöffnet werden kann ..."
UNIV.-PROF. DR. PHIL. GÜNTER SCHIEPEK, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg; Center for Complex Systems, Salzburg/Stuttgart
Praxisprojekte zum Umgang mit schwierigen Kindern und Jugendlichen (Arbeitsgruppen)
AG "Wohngruppe Weidenhof für delinquente Kinder und straffällige Jugendliche"
NORBERT SCHWEERS, EJF, Berlin; HANS-JOACHIM SOMMER, Jugendhilfeeinrichtung Frostenwalde; KATHRIN KRIESE, Sozialtherapeutische Wohngruppe "Weidenhof", Luckow-Petershagen
AG "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Was tun mit den Schwierigsten?"
DR: HELMUT HINZE, Jugendhaus Friedrichshain, Berlin
AG "Hamburgs neue Pläne: Inklusion der Schwierigsten in Regeleinrichtungen. FIT - das achte Jugendamt"
KATJA SIEMERING, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg
AG "Individualpädagogisches Projekt Husky in Schweden"
EVA FELKA, Projekt Husky, Köln
AG "Für das Leben ermutigen: Hilfen zur Erziehung mit 'Systemsprengern'. Das Projekt "Manege" in Berlin-Marzahn"
DANIELA HARTMANN, Don Bosco Zentrum, Berlin
AG "Freiraum mit Risiko. Niedrigschwellige Hilfen für Systemsprenger"
PROF. DR. MARTINA STALLMANN und DAVID VUST, Evangelische Hochschule, Berlin
AG "'Alles Bullshit hier, aber es hilft.' Geschlossene intensivtherapeutische Wohngruppe Lohne"
HARTWIG MARKUS, Caritas-Sozialwerk St. Elisabeth, Lohne
AG "Spurwechsel mit Hund - Soziales Lernen in der Jugendhilfe"
ANGELIKA PUTSCH, Tiere helfen Menschen e.V., Rosenheim
AG "Zwang in Intensivgruppen der Erziehungshilfe - Systemsprengerprojekt des Eckart-Fachverbandes"
PROF. DR. MATHIAS SCHWABE
AG "Pädagogik mit Weitblick - Wege zur Integration"
REGINA MÜLLER, Individueller Jugendhilfeservice, Düsseldorf
Literaturhinweise