Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe,

Das Jugendamt der Zukunft - "Mädchen für alles" oder "Restjugendamt"?

Versuch einer Positionsbestimmung

Cover: Das Jugendamt der Zukunft - "Mädchen für alles" oder "Restjugendamt"?
Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Deutschen Institut für Urbanistik (Hrsg.)

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 76, 2010, deutsch, 168 S.

ISBN: 978-3-931418-83-0
Printausgabe vergriffen

Inhalt

Das Jugendamt der Zukunft - "Mädchen für alles"?

Um es gleich – mit Blick auf unseren Tagungstitel - vorweg zu nehmen, das "Restjugendamt" kam eher selten vor, eigentlich drehte sich alles um die Frage: Das Jugendamt der Zukunft – Mädchen für alles?

"Wenn ich das Kinder- und Jugendhilfegesetz aufschlage und nur die ersten Paragrafen lese, bin ich eigentlich "Mädchen für alles". Wir sind – so ist es auch in unser Leitbild aufgenommen worden – für alle Kinder, Jugendlichen zwischen 0 und 27 Jahren und ihre Familien zuständig. Wenn man das so stehen lässt, sind wir wirklich "Mädchen für alles" und diffundieren an den Rändern komplett auseinander und verzetteln uns. Wir stehen hier mit dem politischen und dem fachlichen Impetus, wobei der sozialpädagogische Ansatz der entscheidende ist, der sich aus der Geschichte der Jugendhilfe ableitet. Wo aber ist das Selbstbewusstsein des örtlichen Jugendamtes?".

(siehe Beitrag von Norbert Schweers, S. 26)

"Die Arbeit in der Jugendhilfe hat sich aus meiner Sicht (…) in den letzten zehn Jahren dahingehend massiv geändert, dass immer stärker Anforderungen und Erwartungen von außen auf uns zukommen: von der Schule, vom Gesundheitswesen, von der Arbeitsverwaltung, von der Psychiatrie usw. Wer definiert nun unsere Kernkompetenz? Lassen wir es zu, dass die anderen uns definieren, was wir zu machen haben, oder sind wir in der Lage, unsere Rolle klar zu umreißen, wenn andere auf uns zukommen? (…) Wir müssen darüber diskutieren, was es bedeutet, wenn unsere Aufgaben von außen definiert werden und in der Folge unsere Arbeit entsprechend bewertet wird. Wer definiert die Kompetenzen der Jugendämter – die anderen oder wir?"

(siehe Beitrag von Bruno Pfeifle, S. 23 f.)

Was wird das Jugendamt wohl morgen sein?

Prof. Joachim Merchel sagte im Hinblick auf die gesellschaftlichen Anforderungen und Erwartungen an das Jugendamt von morgen sei festzuhalten, dass Jugendhilfe durch das Eingangstor zu den anderen Bereichen (z.B. Schule, Pädiatrie) gegangen ist und nun vor der Frage steht, wie eine gute Zusammenarbeit gelingen kann. Jugendhilfe muss ihr eigenes Profil definieren und sich nicht von anderen mit Problemlösungserwartungen überziehen lassen. Es brauche eine Antwort darauf, wofür wir zuständig sind: Komplexitätsausweitung oder Komplexitätsbefreiung?

"Vom Kind aus denken …"

Unter der Überschrift "Ein neues Leitbild für das Jugendamt der Zukunft" stellte Dr. Maria Kurz-Adam, aus München, Eckpunkte zu den Alleinstellungsmerkmalen und dem zukünftigen Profil des Jugendamtes vor und definierte als Schlüsselherausforderungen Bildung und Jugendhilfe, Kinderschutz und die Wiederkehr des Subjekts und der Wirkungsorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe. Letzteres sei der Prüfstein des Sozialen in der Kinder- und Jugendhilfe. Mit der Frage des "richtigen" Kinderschutzes sei Unruhe in das Selbstverständnis der Kinder- und Jugendhilfe gekommen, weil damit die Qualität und der Stellenwert der Arbeit am Subjekt auf den Prüfstand gekommen sind. Das Schöne am Kinder- und Jugendhilfegesetz seien die darin festgeschriebenen qualitativen Elemente wie z.B. das Partizipationsprinzip. Die Nähe zur Familie sei das unbestreitbare hohe Potential der Kinder- und Jugendhilfe, denn kaum ein Leistungssystem vermag sich so der Intimität des Familienlebens anzunähern.

Das Jugendamt der Zukunft - eine "Kompetenzagentur für Entwicklungsförderung"? war einer der Vorschläge von R. Wiesner, das könnte es dann zutreffend beschreiben…

Aus dem Inhalt

Eröffnung und Einführung in das Tagungsthema:

DR. SIEGFRIED HALLER, Stadtugendamt Leipzig

Das Jugendamt – ein "Mädchen für alles"? Was sagt das KJHG? Ein Statement vom "Architekten" des Kinder- und Jugendhilfegesetzes

MINISTERIALRAT PROF. DR. DR. H.C. REINHARD WIESNER, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 

"Treffen der Generationen" – Alte und neue "Architekten der Kinder- und Jugendhilfe" diskutieren

KAY BIESEL, Bundesmodellprojekt des BMFSFJ "Aus Fehlern lernen: Qualitätsmanagement im Kinderschutz", Berlin;

DR. SIEGFRIED HALLER, Stadtjugendamt Leipzig;

BRUNO PFEIFLE, Jugendamtes der Landeshauptstadt Stuttgart;

CORNELIA SCHEPLITZ, Amt für Jugend und Soziales, Frankfurt (Oder),

NORBERT SCHWEERS, Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Landeshauptstadt Potsdam,

PROF. DR. HOLGER ZIEGLER, Universität Bielefeld

Die neue Architektur des Jugendamtes der Zukunft –gesellschaftspolitische Erfordernisse und wissenschaftliche Erkenntnisse

PROF. DR. JOACHIM MERCHEL, Fachhochschule Münster

Die neue Architektur des Jugendamtes der Zukunft – gestaltet von einer Beratungsfirma: Die Berliner Jugendämter sollen sich verändern. Wie sollte ein neu gestaltetes Berliner "Musterjugendamt" aussehen? Und was halten die kommunalen Praktiker/innen davon?

Einführung:

VOLKER BRÜNJES, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Landesjugendamt Berlin

Vorstellung der Studie: Das sozialräumlich organisierte Jugendamt

HOLGER SCHULZE, Steria Mummert Consulting, Berlin

Nachfragen und Diskussion

Ein neues Leitbild für das Jugendamt der Zukunft? Eckpunkte zu den Alleinstellungsmerkmalen und zum zukünftigen Profil des Jugendamtes

DR. MARIA KURZ-ADAM, Jugendamt der Landeshauptstadt München

Wie machen es "die Anderen"? Das Jugendamt im europäischen Ausland am Beispiel von Italien

DOTT. EUGENIO BIZZOTTO, DR. PETRA FREI, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Bozen

Foren: Die neue Architektur des Jugendamtes der Zukunft - gestaltet von der kommunalen Praxis

  • Forum 1: Städtische Jugendämter

    Bericht aus dem Jugendamt der Landeshauptstadt Potsdam

    NORBERT SCHWEERS, Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Landeshauptstadt Potsdam

    Bericht aus dem Jugendamt der Stadt Leipzig

    DR. SIEGFRIED HALLER, Stadtjugendamt Leipzig 
  • Forum 2: Jugendämter in Landkreisen

    Vernetzung des Jugendamtes mit dem Staatlichen Schulamt am Beispiel des Landkreises Freising

    GERHARD BEUBL, Jugendamt des Landkreises Freising

    HANS-JOACHIM RÖTHLEIN, Staatliches Schulamt des Landkreises Freising

    Bericht aus dem Landkreis Nordfriesland

    BIRGIT STEPHAN, Stabstelle Sozialplanung des Landkreises Nordfriesland, Husum, EIKE NOMMENSEN-HINGST, Lebenshilfe Husum gGmbH 
  • Das Jugendamt der Zukunft in (m)einer Stadt bzw. in (m)einem Landkreis. Ergebnispräsentation aus den Foren

    Aus dem Forum 1:

    DR. HERBERT WIEDERMANN, Landesjugendamt Hamburg

    Aus dem Forum 2:

    KLAUS RUFFING, Jugendamt Saarpfalz-Kreis, Homburg

Literaturhinweise

Weitere Inhalte zum Thema