Mythos wirkungsorientierte Steuerung
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 64, 2007, deutsch, 284 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2007
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Inhalt
"Die Praxis stößt vor allem bei der Steuerung pädagogischer Prozesse auf verschiedene Schwierigkeiten. Wie weit lassen sich solche Prozesse überhaupt steuern, inwieweit ist die wirkungsorientierte Steuerung ein "Mythos"?
Auf der einen Seite kann man erleichtert sein, dass menschliches Verhalten im Allgemeinen nicht kontrollierbar und bis ins Einzelne steuerbar ist. Auf der anderen Seite gibt sich die Politik und geben sich Kämmerer und andere nicht mehr damit zufrieden, dass wir pauschal auf unsere gute Arbeit, die nun einmal ihren Preis kostet, verweisen.
Es müssen Methoden, Wege und Elemente entwickelt werden, mit deren Hilfe pädagogische Prozesse gesteuert werden können, wenngleich es nicht möglich sein wird, mit einem Programm zwangsläufig bestimmte Ergebnisse zu erreichen, wie man das in der Güterproduktion erreichen kann. Das kann bei Menschen, die nicht in der Weise steuerbar sind, gar nicht der Fall sein. Trotzdem wird man diese Anforderung nicht einfach von sich weisen können."
(Aus dem Beitrag von Ministerialrat Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner, BMFSFJ, siehe S. 30 ff.)
Ziel der Tagung war es zu versuchen, das Thema "Wirkungsorientierte Steuerung" (WOS) zu relativieren und zu systematisieren, die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen und das Thema in den Jugendhilfealltag "einzuordnen".
Im Mittelpunkt der Tagung stand deshalb sowohl eine theoretische Auseinandersetzung mit der Begriffsbestimmung zu "WOS" als auch die Vorstellung verschiedene Modelle, Beispiele und Instrumente hierzu aus der Praxis. Es wurde u.a. darüber diskutiert:
- dass es wichtig ist, den Begriff "Wirkungsorientierung" zu definieren, da in der Praxis ein unterschiedliches Verständnis darüber existiert, um was es "da" eigentlich geht.
- ob die "Glaubensdiskussion" über Möglichkeiten und Nutzen der WOS wirklich bereits überwunden ist, so dass im Mittelpunkt die Frage steht: Wie kann gesteuert werden, was ist zweckmäßig und nutzt es den Klienten?
- ob "wir" uns wirklich an den Wirkungen messen lassen wollen? Und wenn ja, wie geht das und wie produktiv ist das für die Praxis, wenn sie sich darauf einlässt?
- wie mit dem Wettbewerbsdruck umgegangen werden soll.
- wie Jugendämter und freie Träger steuern, ob wirklich gesteuert wird und wenn ja, mit welcher Motivation.
Aus dem Inhalt
Einführung in das Tagungsthema:
BRUNO PFEIFLE, Leiter des Jugendamtes der Landeshauptstadt Stuttgart
Wirkungsorientierte Steuerung - ein Mythos? Konzepte - Tradition - Perspektiven der Gestaltung einer wirksamen Kinder- und Jugendhilfe
PROF. DR. CHRISTIAN SCHRAPPER, Erziehungswissenschaftler, Universität Koblenz-Landau
Autonomie und Wettbewerb der Träger der freien Jugendhilfe versus Steuerungsverantwortung der Träger der öffentlichen Jugendhilfe
MINISTERIALRAT PROF. DR. DR. H.C. REINHARD WIESNER, Leiter des Referats Kinder- und Jugendhilfe, BMFSFJ, Berlin
Arbeitsgruppen: Vom Umgang mit dem Mythos WOS in der Praxis
- 1: Einzelfallbezogene Leistungen im Bereich "Hilfen zur Erziehung": Praxisbeispiele und Instrumente zur wirkungsorientierten Steuerung
Beiträge von: ANDREAS POLUTTA, Universität Bielefeld; DIRK NÜSKEN, Institut für Soziale Arbeit e.V., Münster;
WOLFGANG TREDE, Kreisjugendamt Böblingen - 2: WOS - Wirkungsorientierte Steuerung im Dialog:
PROF. DR. MICHAEL MACSENAERE, Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH (IKJ), Mainz - 3: EVAS - Evaluationsstudie erzieherischer Hilfen:
KLEMENS RICHTERS, Kinderheim St. Mauritz, Münster - 4: WIMES - steht für WIrkung MESsen
Beiträge von: JOHANNES HORN, Stadtjugendamt Düsseldorf;
STEPHAN SIEBENKOTTEN-DALHOFF, Stadtjugendamt Düsseldorf;
DR. HARALD TORNOW, e/l/s-Institut GmbH für Qualitätsentwicklung sozialer Dienstleistungen, Wülfrath - 5: Wie kann ein Jugendamt heute aus seiner eigenen Kenntnis und Praxiserfahrung mit im Jugendamt entwickelten Instrumenten wirkungsorientiert steuern?
NORBERT SCHWEERS, Stadtjugendamt Potsdam - 6: Aus Vergleichen lernen für Steuerungshandeln - Erfahrungen aus einem interkommunalen Vergleichsring mittlerer Großstädte (IKO-Netz) zu Leistungen der erzieherischen Hilfen
Beiträge von: MANFRED LEITNER-ACHTSTÄTTER, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), Köln;
ALFONS WISSMANN, Jugendamt Gelsenkirchen;
HERMAN SCHWAB, Jugendamt Osnabrück - 7: Hilfeplanung in stationären pädagogischen Einrichtungen am Beispiel von "Jucon"
ALEXANDRA PANNIER, Jugendamt Halle (Saale) - 8: Hilfeplanung in stationären pädagogischen Einrichtungen am Beispiel von "PädZI"
KLAUS STILLER, Zentrale des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V. (CJD), Ebersbach - 9: Mitwirkung/Beteiligung der Klienten/Kundenzufriedenheitsbefragungen
RAINER KRÖGER, Diakonieverbund Schweicheln e.V.
"Vom Fall zum Feld" (und zurück)!? Was tun, um den Erfordernissen von WOS gerecht zu werden? Mit welchen anderen Arbeitsfeldern sollte die Kinder- und Jugendhilfe kooperieren? Wie wird dort wirkungsorientiert gesteuert?
THOMAS KRÜTZBERG, Leiter des Stadtjugendamtes Duisburg
Arbeitsgruppen: Modelle wirkungsorientierter Steuerung aus der Jugendhilfe und aus anderen Kontexten
- 1: Wirkungsorientierte Gestaltung der Kitas: Das Gutscheinsystem in Hamburg - eine erste Bilanz
DR. DIRK BANGE, Amt für Familie, Jugend und Sozialordnung Hamburg - 2: Wirkungsorientierte Steuerung und Krankenkassen
HARDY MÜLLER, Techniker Krankenkasse, Hamburg - 3: Wirkungsorientierte Steuerung in der Jugendarbeit
GUDRUN KREFT, Stadtjugendamt Freiburg - 4: Wirkungsorientierte Frühe Hilfen/Kinderschutz/Guter Start ins Kinderleben
PETER LUKASCZYK, Stadtjugendamt Düsseldorf - 5: Analyse von Methoden und Instrumenten der wirkungsorientierten Steuerung in unterschiedlichen Praxisfeldern und ihre Übertragbarkeit auf die Kinder- und Jugendhilfe
MIRIAM KOHLMEYER, con_sens GmbH, Hamburg - 6. Kommunaler Wirksamkeitsdialog in Krefeld
NORBERT AXNICK, Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung der Stadt Krefeld
Fachvortrag mit anschließender Diskussion:
Mythos bleibt Mythos? Oder zurück in die Realität? Ein perspektivischer Ausblick
JUN. PROF. DR. HOLGER ZIEGLER, Universität Münster; DR. MARK SCHRÖDTER, Universität Bielefeld
Literaturhinweise