Pädagogische Konzepte in der Jugendsozialarbeit mit rechten Jugendlichen

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 29, 2001, deutsch, 95 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2001
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Inhalt
- Ist die "akzeptierende Jugendarbeit" 1) gescheitert oder wurde vielerorts ein theoretisch gutes Konzept nicht adäquat in die Praxis umgesetzt und rechte Jugendliche durch "Kumpanei und Anbiederung" gestärkt?
- Warum "scheint der Erkenntnistransfer", den Jugendbildungsarbeit mit der Aufklärung über den Nationalsozialismus leisten will, "nicht (hinreichend) zu funktionieren"?
- Liegen die Ursachen rechtsextremer Gewalt eher in der Gegenwart, in nicht vorhandenen beruflichen Perspektiven, in den Desintegrationserfahrungen vieler Jugendlicher? Ist "die Arbeitslosigkeit ... schuld"?
- Ist es eine Frage von mangelnder Erziehung und Zuwendung, die bei rechten Jugendlichen "geistige Verwahrlosung" zur Folge hat? Fehlt eine stärkere Förderung von "Empathie", von Projekten, die sich gegen soziale und emotionale Vernachlässigung Jugendlicher wenden und ihnen Chancen bieten mitzubestimmen, wenn es um ihre Lebensbezüge geht?
- Sind es fehlende finanzielle und personelle Ressourcen, die eine kontinuierliche Umsetzung der zahlreich entwickelten guten Theorie-Konzepte im Umgang mit rechten Jugendlichen nicht zulassen? "Problematisch sind nicht die Maßnahmen, die durchgeführt werden, sondern die, die wegen fehlender Förderung nicht realisiert werden." Fehlt mehr Ernsthaftigkeit?
- Wird die Auseinandersetzung mit rechten Jugendlichen zu sehr in die Zuständigkeit von Fachexperten verwiesen und zu wenig bereichsübergreifend thematisiert? Will "der Staat ... nichts wissen"? Wie setzen Kommunalverwaltungen Zeichen?
- "Mehr Härte zeigen"? Sind repressive Maßnahmen im Kampf gegen rechts Erfolg versprechend, braucht es mehr "Exit-Projekte", die "Hilfe zum Ausstieg für Rechtsradikale" bieten?
- Was ist mit Prävention? "Nicht erst auf Hakenkreuze reagieren", "im Gespräch bleiben", "Jugendliche stark machen gegen rechts". Sind LehrerInnen und SozialpädagogInnen im Alltag überfordert und benötigen entsprechende Beratungsleistungen wie Supervision und Weiterbildung, damit sie nicht sagen müssen, "ich bin denen nicht gewachsen"?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Workshops, zu dem bundesweit Expertinnen und Experten eingeladen waren, die aktuelle Debatte über den Umgang mit rechten Jugendlichen aufzugreifen und sich insbesondere mit den Aspekten "akzeptierende Jugendarbeit" und "Jugendbildungsarbeit" auseinander zu setzen.
Der Workshop verfolgte das Ziel, aus den in der Diskussion vorgestellten methodischen Ansätzen praktische Anregungen und Empfehlungen für Fachkräfte, die mit rechten Jugendlichen arbeiten, zu entwickeln. Insbesondere der Diskussion über die (materiellen) Rahmenbedingungen im Sinne einer minimalen Grundversorgung, unter denen Jugendsozialarbeit mit rechten Jugendlichen erfolgreich sein kann, wurde ein großer Stellenwert eingeräumt.
Konsens wurde erzielt, dass sich die Jugendhilfe im Rahmen einer Qualitätsdebatte darüber verständigen sollte, dass die Einhaltung fachlicher Standards für den Umgang mit rechten Jugendlichen notwendige Voraussetzung für die Entwicklung langfristiger Strategien ist. Neben guten Multiplikatorenprojekten als Beitrag zur Professionalisierung sei eine kontinuierliche Weiterbildung der Fachkräfte ebenso unverzichtbar wie ein unterstützendes Netzwerk für Praktiker, das diese Prozesse befördert.
1) Die kursiv gedruckten Satzteile sind Texten von Tageszeitungen entnommen
2) Scheer, Albert: Gefährliche Nazis, überforderte Sozialarbeiter? in: Jugendhilfe 38(2000) Nr. 6, S. 309
Aus dem Inhalt
Thema I - Akzeptierende Jugendarbeit
Fachreferat
Grundlagen akzeptierender Jugendarbeit - Probleme beim Theorie-Praxis-Transfer
Prof. Dr. Titus Simon, Professor für Jugendarbeit und Jugendhilfeplanung, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule Magdeburg-Stendal, Magdeburg
Jugendfreizeiteinrichtungen im kommunalen Kontext: Erfahrungen mit drei Projekten
- Erfahrungen aus der Arbeit mit rechtsorientierten Jugendlichen und Schlussfolgerungen aus einem aufgegebenen Projekt
Frieder Aechtner, Leiter der Kinder- und Jugendarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg - Handlungsfelder der offenen Jugendarbeit in einem Jugend- und Kulturzentrum
Filippo Smaldino, Leiter des Vereins "Bruchbude" e.V., Milmersdorf (Brandenburg) - Das Jugendzentrum ZEBEF fördert Integration und Auseinandersetzung
Inga Hinrichs, Geschäftsführerin des Zentrums für Bildung, Erholung und Freizeit der Jugend (ZEBEF) e.V., Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern), Reinhard Mach, 1. Beigeordneter des Landkreises Ludwigslust
Thema II- Schule und Bildungsarbeit
Fachreferat
Schule und Bildungsarbeit: Anspruch, Grenzen und Möglichkeiten Annegret Ehmann, Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) Brandenburg, Potsdam
Bildungsarbeit mit Jugendlichen: Prävention oder Intervention? - Erfahrungen mit vier Projekten
- Vielfältige Angebote zur außerschulischen und geschlechtsspezifischen Jugendarbeit
Renate Feldmann, Mitarbeiterin des Bildungsteams Berlin-Brandenburg e.V., Berlin - Schulqualität als Präventionsstrategie - Schülermultiplikatoren gegen Gewalt und Kriminalität
Kirsten Schroeter, Leiterin des Projektes "Schulqualität als Präventionsstrategie - Schülermultiplikatoren gegen Gewalt und Kriminalität" des Instituts für Angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung der Universität Potsdam,
Jan-Gerrit Keil, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes - Sport und Bildungsarbeit mit rechten Jugendlichen
Dr. Peter Steger, Leiter des Projektes "Sport und Jugendsozialarbeit gegen Gewalt" der Sportjugend Berlin, SportJugendClub Berlin-Lichtenberg - Standpunkt gegen Rechtsextremismus und Gewalt - über die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus an Berliner Schulen
Michael Rump-Räuber, Lehrer und Leiter der Berliner Lehrerinitiative "Standpunkt - Pädagoginnen und Pädagogen gegen Rechtsextremismus"
Abschließende Empfehlungen und Resümee
zusammengefasst von: Kerstin Landua, Leiterin der Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Verein für Kommunalwissenschaften e.V., Berlin, Sabine Behn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, "Camino" - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH, Berlin