Wohnungslosigkeit in Deutschland
Mensch & Gesellschaft | Stadtentwicklung & Stadtplanung

Wohnungslosigkeit in Deutschland – bundesweite Erhebung

Das Difu erfasst in dem Projekt Daten zu Umfang, Struktur und Lebenslagen wohnungsloser Menschen in Deutschland. Im Fokus der inzwischen dritten Erhebung stehen die Entstehungskontexte und Verläufe verschiedener Formen von Wohnungslosigkeit.

In öffentlicher Unterbringung, auf der Straße oder vorübergehend bei Freunden oder Bekannten: Wohnungslosigkeit kann unterschiedliche Formen annehmen. Das Wohnungslosenberichterstattungsgesetz (WoBerichtsG) verpflichtet das Statistische Bundesamt bereits, jährlich bis zum 31. Januar Daten zur vorübergehenden Unterbringung wohnungsloser Menschen durch Kommunen sowie durch freie und gewerbliche Träger zu erfassen. Dies bildet jedoch nur einen Teil der gesamten wohnungslosen Bevölkerung ab. Um die Datenlage zu vervollständigen, schreibt § 8 des Gesetzes alle zwei Jahre eine ergänzende Berichterstattung vor. Diese berücksichtigt auch Menschen, die vorübergehend bei Freunden und Bekannten leben, ohne einen festen Wohnsitz zu haben, sowie Menschen, die vollständig ohne Unterkunft leben.

Seit 2022 findet diese empirische Erhebung statt – zum ersten Mal führt das Difu diese im neuen Projekt im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gemeinsam mit der Regiokontext GmbH durch. Ziel des Projekts ist es, Umfang, Struktur und Lebenslagen wohnungsloser Menschen ohne Unterkunft sowie verdeckt wohnungsloser Menschen zu erfassen. In einer festgelegten Anzahl von Gemeinden zählen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und angrenzender Hilfesysteme während der ersten Februarwoche 2026 Personen bzw. Kontakte und händigen jeder zweiten Person einen Fragebogen aus. Das Forschungsteam rechnet die erhobenen Daten anschließend für eine bundesweite Schätzung hoch.

Schwerpunkt der dritten Erhebung liegt auf der Analyse der Übergänge und Dynamiken zwischen verschiedenen Entstehungskontexten, Formen und Verläufen von Wohnungslosigkeit. Frühere Ergebnisse zeigen, dass Ursachen für Wohnungslosigkeit vielfältig sind und nicht zwangsläufig mit dem Verlust der eigenen Wohnung beginnen. So haben Zugewanderte beispielsweise oftmals noch nie eine eigene Wohnung in Deutschland bewohnt, Jugendliche werden häufig beim Auszug aus dem Elternhaus oder nach Beendigung der Jugendhilfe wohnungslos und auch Entlassungen aus der Haft sowie die Beendigung medizinischer oder sozialpädagogischer Maßnahmen können in eine prekäre Wohnsituation führen. Qualitative Studien zu Verläufen von Langzeitwohnungslosen zeigen zudem, dass sich verschiedene Formen der Wohnungslosigkeit ablösen und wiederholen können. Ziel der Untersuchung ist es, typische Verläufe zu identifizieren, Schnittstellenprobleme zwischen den involvierten Institutionen aufzudecken und Barrieren bei der Inanspruchnahme von Hilfe zu ermitteln. Die Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, um die Zusammenarbeit der Hilfesysteme zu verbessern und die Rückkehr in stabile Wohnverhältnisse zu ermöglichen.

Projektleitung
Empirische Untersuchung zum Gegenstand nach § 8 Absatz 2 und 3 des Wohnungslosenberichterstattungsgesetzes
bis
Wohnen
Soziale Ungleichheit, Armut
Alte Menschen
Gesundheit
Bürgerschaftliches Engagement, Beteiligung
Stadtentwicklung, Recht und Soziales
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
RegioKontext GmbH

Weitere Inhalte zum Thema