Kommunale Transformationsprozesse im Kontext der Pandemiebewältigung
Im Auftrag des BMBF untersuchte das Difu in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag, ob durch die Coronapandemie und die damit verbundenen Maßnahmen transformative Innovationsprozesse in deutschen Kommunen sowie der Stadtentwicklung nachhaltig angestoßen wurden. Die Coronapandemie hat wie kaum ein Ereignis zuvor das gesellschaftliche Leben verändert. Insbesondere zu Beginn der Pandemie wurden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus getroffen, die für viele Menschen unvorstellbare Eingriffe in das öffentliche Leben und individuelle Rechte darstellten: Reiseverbote, Ausgangs- und Zugangsbeschränkungen, Kontaktverbote, Abstandsgebote etc. schränkten die Mobilität vieler Menschen ein. Zur Reduzierung von Kontakten und Übertragungsketten wurden viele ins Homeoffice geschickt, Kitas und Schulen sowie Kultureinrichtungen und Gastronomie waren zeitweise geschlossen.
Öffentliche Dienstleistungen und die kommunale Daseinsvorsorge konnten gleichwohl flächendeckend aufrechterhalten werden. Vielfach wurde die Corona-Pandemie als disruptiver Moment, als „Zäsur“ gesehen, der bestehende Routinen in Frage stellen und damit auch die urbane Transformation beschleunigen könnte. Dem gegenüber standen auch skeptische Stimmen, die Veränderungen im Kontext der Pandemie nur als temporäre Phänomene ansahen und eine Rückkehr zum alten „Normal“ nach dem Ende der Pandemie erwarteten.
Die Coronapandemie war eine umfassende, alle Lebensbereiche betreffende Gesundheitskrise. Und aufgrund der mehrjährigen Dauer zeigte sie eine markante Differenz zu anderen thematisch und/oder räumlich begrenzten Krisen (wie z.B. der Flüchtlingszuwanderung aus der Ukraine) oder Katastrophen (z.B. die Sturzfluten und Hochwasser im Ahrtal 2021 und im Frühsommer 2024). Das Verwaltungshandeln war zur Bewältigung der Coronapandemie mit bisher in dem Maße nicht bekannten Herausforderungen verbunden.
Aus diesem Grund führte das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Forschungsvorhaben „Stadtregionale Transformationsprozesse im Rahmen der Pandemiebewältigung und der Post-Pandemie-Phase (RegTransPan)” durch. Ziel war es zu untersuchen, ob durch die Coronapandemie und die damit verbundenen Maßnahmen transformative Innovationsprozesse in deutschen Kommunen sowie der Stadtentwicklung nachhaltig angestoßen wurden. Zudem wurde analysiert, ob daraus grundsätzliche Schlussfolgerungen für urbane Transformationsund kommunale Innovationsprozesse abzuleiten sind. In dem Vorhaben ging es um die Untersuchung von Transformationsprozessen in deutschen Städten und Stadtregionen im Kontext der Pandemie aus Sicht kommunaler Akteure. Im Zentrum standen mögliche mittel- und langfristige Veränderungen in ausgewählten kommunalen Aufgabenbereichen und im kommunalen Verwaltungshandeln. Das methodische Vorgehen im Rahmen der Studie basierte auf einem Mix von quantitativen (deutschlandweite Kommunalbefragungen) und qualitativen Methoden (Expert* inneninterviews, Fokusgruppengespräche) der empirischen Sozial- und Stadtforschung, die zeitlich versetzt zur Anwendung kamen und ineinandergriffen.
Neben einer Darstellung der Ergebnisse zu Veränderungs- bzw. Transformationsprozessen in den kommunalen Handlungsfeldern Stadtentwicklung, Mobilität, Wirtschaft und Kultur sowie im Verwaltungshandeln wurden die gewonnenen Erkenntnisse in Form von Handlungsempfehlungen für urbane Anpassungs- und Transformationsprozesse verdichtet.
Die Studie des Difu-Autor*innenteams steht als Online-Veröffentlichung zur Verfügung.