Zukunftsfähige Hilfen zur Erziehung zwischen Einzelfallhilfe und Lebensweltorientierung
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 101, 2016, DINA4, deutsch, 158 S.
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Inhalt
Aktueller Veränderungsbedarf des SGB VIII in Bezug auf die Hilfen zur Erziehung?
Gila Schindler, Fachanwältin für Sozialrecht in Heidelberg, ging auf aktuelle Grundlagen für sozialräumlich und präventiv orientierte Angebote ein und wies dabei auf rechtliche und finanzielle Möglichkeiten, aber auch Hindernisse hin. Dies auch mit Blick auf die Debatte, ob die Weiterentwicklung der HzE mit Einschränkungen der Rechtsansprüche einhergehe, was bisher glücklicherweise nicht geplant sei. Frau Schindler stellte in ihrem Vortrag unterschiedliche Möglichkeiten der Finanzierung von HzE-Leistungen vor. Insbesondere über das "hinkende Jugendhilfedreieck" wurde im weiteren Verlauf der Tagung im Plenum und in den Arbeitsgruppen immer wieder diskutiert.
Wir haben uns auf den Weg gemacht ...
Einblick in den Stand der Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung in der Praxis gaben uns Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Jugendämtern.
Sven Werk stellte das gesamtstädtische Präventionskonzept des Jugendamtes in Münster vor. Fester Bestandteil dieser Strategie sind die Regelangebote und eine integrierte Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung sowie eine gut funktionierende Kommunikation aller beteiligten Akteure. Die Leitsätze vor Ort lauten: "Jugendhilfe als Ganzes sehen" und "Vom Kind aus denken".
Holger Requardt, Fachamt Jugend- und Familienhilfe Hamburg-Eimsbüttel, ging auf die in der Fachöffentlichkeit viel diskutierten Sozialräumlichen Hilfen und Angebote als Weiterentwicklungsinitiative der Jugendhilfe in Hamburg ein. Er sagte, dass diese nicht als Konkurrenzangebot zu den Hilfen zur Erziehung zu verstehen sind, sondern Orte verlässlicher Begegnung geschaffen werden und mehr Menschen durch offene Zugänge und kurze Wege vom Hilfesystem profitieren. Hilfen sollen frühzeitig einsetzen und präventiv wirksam sein.
Herr Requardt stellte dazu zwei Modelle vor: "Treffpunkt und Beratung im Quartier" und "Schule als Bezugspunkt" und erläuterte Gelingensbedingungen.
Bodo Rudolph und Anna Mokrzki aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark führten uns die Besonderheiten der Weiterentwicklung in einem Landkreis vor Augen. Die Ideen dazu sind strategisch bis zum Jahr 2022 angelegt. Im Landkreis gibt es einen verbindlichen "Sozialraumvertrag", Sozialraumkonferenzen mit Kindern und Jugendlichen sowie viele kreative Maßnahmen zur Teamstärkung im Jugendamt.
Neue Perspektiven - alte Widersprüche
Prof. Dr. Schrapper, Universität Koblenz-Landau, stellte in seinem Abschlussvortrag neue Perspektiven für die Hilfen zur Erziehung vor und stellte sie alten Widersprüchen gegenüber. Schließlich zeigte er Wege auf, diese Widersprüche aufzulösen. Jugendämter seien Monopolisten, daher haben sie die besondere Verpflichtung, ihre Kunden zufrieden zu stellen. Ein Credo der Fachkräfte sollte dabei sein: "Nicht nur tun, was wir wissen, sondern wissen, was wir tun!"
Aus dem Inhalt
Eröffnung
KERSTIN LANDUA, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin,
BRUNO PFEIFLE, Jugendamt Stuttgart
Fachvorträge
Passiert, was jetzt passieren muss? Aktueller Veränderungsbedarf des SGB VIII in Bezug auf die Hilfen zur Erziehung
GILA SCHINDLER, sojura Kanzlei für soziale Sicherheit, Heidelberg
Wir haben uns auf den Weg gemacht …
Stand der Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung in der Praxis. Kommunale Praxisbeispiele im Feld der Hilfen zur Erziehung
Einblicke in die Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung ...
- ... im Jugendamt Münster
SVEN WERK, Jugendamt der Stadt Münster - ... in einem Jugendamt in Hamburg
HOLGER REQUARDT, Fachamt Jugend- und Familienhilfe Eimsbüttel, Hamburg - ... im Jugendamt des Landkreises Potsdam Mittelmark
BODO RUDOLPH und ANNA MOKRZKI, Jugendamt
Landkreis Potsdam-Mittelmark, Belzig
Erfahrungen und Sichtweisen freier Träger zum Veränderungsbedarf im SGB VIII.
Ein subjektives Statement
RAINER KRÖGER, Diakonieverbund Schweicheln, Hiddenhausen
… und wohin sollen Hilfen zur Erziehung weiter entwickelt werden? Neue Perspektiven und alte Widersprüche
PROF. DR. CHRISTIAN SCHRAPPER, Universität Koblenz-Landau, Koblenz
Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Kommunale Beispiele in Bezug auf die Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung anhand biografischer Verläufe
Arbeitsgruppe "Schau mal, wie dein Baby spricht!" Von der Elternbildung zur HzE im Landkreis Euskirchen
ERDMANN BIERDEL, Jugendamt Landkreis Euskirchen; KLAUS SERVATY, Hermann-Josef-Haus, Kall-Urft
Arbeitsgruppe "Was Hänschen lernt, muss Hans nimmer lernen!" Prävention durch Kita-Sozialarbeit!? in Bochum
DONATA HAERMEYER, Jugendamt Bochum; ULRIKE SICKMANN, Städtische Kindertageseinrichtung, Bochum
Arbeitsgruppe "Wenn Erzieher/innen, Psycholog/innen, Ärzt/innen und Sozialpädagog/innen gemeinsame
Sache machen": Eltern-Kind-Zentren in Mannheim
MICHAELA GÖRLINGER, Frühe Hilfen Fach- und Koordinationsstelle, Jugendamt Mannheim;
CLAUDIA HAUSCHILD, Evangelisches Eltern-Kind-Zentrum Kieselgrund, Mannheim
Arbeitsgruppe "Und es geht doch?!" Regionale Kooperationen zwischen Schule und Jugendhilfe in Hamburg
HOLGER REQUARDT; ENNO BORNFLETH, Regionales Bildungs- und Beratungszentrum Eimsbüttel, Hamburg
Arbeitsgruppe "Teilhabe ermöglichen, Überforderung vermeiden" - Modellprojekt eines inklusiven Förder- und Betreuungsangebots an Münchener Schulen auf der Grundlage von § 35a SGB VIII i.V.m. §§ 11 und 13 SGB VIII
GÜNTHER HANEL, Kinderhaus München; JENNIFER STEINER, Jugendamt München; ANDREAS STÜWE, Sonderpädagogisches Förderzentrum München Ost
Arbeitsgruppe "Lernen, auf eigenen Füßen zu stehen ..." Hilfen zur Verselbstständigung Jugendlicher in Leipzig
DR. HEIKE FÖRSTER, Jugendamt Leipzig; MARTIN FÖRSTER, Berufsschule des Berufsbildungswerks Leipzig; OStD THOMAS GRAUPNER, Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig
Literaturhinweise