Stadt, Raum und Gewalt
Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS), Bd. 2, 2013, 132 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2013
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Inhalt
Diese Ausgabe der "Informationen zur modernen Stadtgeschichte" trägt mit dem Thema "Stadt, Raum und Gewalt" der Tatsache Rechnung, dass physische Gewalt als eines der brisantesten Probleme moderner Gesellschaften vorrangig in Städten auftritt und damit ein wesentlich städtisches Phänomen ist. Die Herausgeber Klaus Weinhauer (Bielefeld) und Dagmar Ellerbrock (Berlin) betonen einleitend, dass sich die ältere Forschung vielfach auf Teilaspekte, wie z.B. die Polizei oder Jugendgewalt, konzentrierte und die "Spezifik urbaner Faktoren" bei der Entstehung und Ausprägung von Gewalt nicht systematisch untersuchte. Als wesentliche Fragestellungen heben sie unter anderem die konstitutive Rolle von Medien, Zuschauern sowie von kulturellen Deutungsmustern für die gesellschaftliche Wahrnehmung und Behandlung von Gewalt hervor. Daran anschließend skizziert zunächst Richard McMahon (Edinburgh) den Stand der anglo-amerikanischen Forschung. Er grenzt sich unter anderem kritisch von Thesen ab, mit denen städtische Lebensverhältnisse entweder als pazifizierend dargestellt oder aber Städte als Brutstätten von Gewalt denunziert würden. Vielmehr gelte es, Wechselwirkungen zwischen Stadt und Land sowie zunehmende transnationale Einflüsse zu erfassen. Der Beitrag Florian Grafls (Gießen) zur Gewalt im Barcelona der frühen 1930er-Jahre hebt unter anderem die Rolle politisch motivierter Gewalt sowie das spezifische "Gewaltprofil" der katalanischen Metropole im Unterschied etwa zu Madrid hervor. Aspekte der Alltagsgeschichte städtischer Gewalt aus stärker ethnographischer Perspektive rekonstruiert Herbert Reinke (Wuppertal) anhand von Eintragungen in den Reviertagebüchern der Berliner Polizei aus den 1930er-Jahren. Ebenfalls am Berliner Beispiel zeigt Malte Zierenberg (Berlin) die schrittweise Rückkehr ziviler städtischer Umgangsformen, die nach 1945 auf dem Schwarzmarkt nach und nach wieder etabliert wurden.
Der erneuten Zunahme von Jugendgewalt seit den 1960er-Jahren widmet sich Michael G. Esch (Düsseldorf), der das Erstarken der Hooligan- Bewegung in polnischen Städten sowie deren spezifische Ausdrucksformen, wie z.B. Graffitis, untersucht. Anja Johansen (Dundee) kann in ihrem Vergleich von Todesfällen durch Polizeigewalt in britischen Städten seit dem späten 19. Jahrhundert unter anderem zeigen, wie stark sich in jüngster Zeit die Deutungshoheit im Streit um städtische Gewalt durch die zunehmende Dokumentation solcher Vorfälle über Videoaufnahmen oder Mobiltelefone verschoben hat. Der Themenschwerpunkt wird abgeschlossen mit der Leitrezension Klaus Weinhauers, der sich mit Oscar Newmans Buch "Defensible Space. Crime Prevention Through Urban Design" einem Klassiker von anhaltender Aktualität widmet.
In der Rubrik "Forum", die Aufsätze außerhalb des Themenschwerpunkts präsentiert, diskutiert Friedrich Lenger (Gießen) die Stärken und Schwächen des derzeit viel diskutierten soziologischen Ansatzes der "Eigenlogik" von Städten, insbesondere mit Blick auf dessen Eignung für die geschichtswissenschaftliche Forschung. Dieser Rubrik schließen sich wie immer Berichte zu wichtigen stadtgeschichtlichen Tagungen der jüngsten Zeit an. Zu diesen zählen die Konferenz der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg über das Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Catarina Caetano da Rosa), die Sektion zu Formen des städtischen Wandels in Osteuropa und dem globalen Süden auf der "RC21"-Tagung der International Sociological Association (ISA) in Berlin (Monika Grubbauer und Joanna Kusiak) sowie die Konferenz zur Geschlechtergeschichte der europäischen Stadt seit dem Mittelalter in Odense/Dänemark (Anna Mazanik). Abschließend berichten Michael Peterek über die 5. Hessenkonferenz zur Stadtforschung an der Fachhochschule Frankfurt am Main sowie Christoph Strupp über den Workshop "Pfadkonzepte in der Stadtgeschichte?" der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) an der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg. Wie immer schließt das IMS-Heft mit einem Ausblick auf wichtige stadthistorische Konferenzen der nächsten Zeit ab.