Wann ist Heimerziehung für Kinder erfolgreich?
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 81, 2011, DINA4, deutsch, 176 S.
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Inhalt
Moderne Heimerziehung heute versteht sich als "lohnender Lebensort" für Kinder und Jugendliche, die zeitweise nicht in ihren Herkunftsfamilien aufwachsen können. Das war – wie aus den aktuellen Debatten bekannt ist – nicht immer so. Gleichzeitig ist die Heimerziehung eine in der Kinder- und Jugendhilfe fest verankerte, notwendige Form der "Hilfe zur Erziehung" mit hohem professionellem Anspruch und zu erheblichen Kosten.
In diesem Kontext stellt sich die Schlüsselfrage: "Wann ist Heimerziehung für Kinder erfolgreich?"
Was sagt die Wissenschaft?
Prof. Dr. Christian Schrapper stellte Evaluationsstudien der letzten 100 Jahre, aber auch aktuelle Studien über den "Lebenserfolg" ehemaliger Heimkinder und "Wirkfaktoren" erfolgreicher Heimerziehung, vor. Eigene Untersuchungsergebnisse von Prof. Dr. Schrapper und Sabine Ader besagen, dass Heimerziehung dann eine Chance hat, erfolgreich auf die Lebensprozesse junger Menschen einzuwirken: (1) wenn die Kinder verstehen, was mit ihnen geschieht und wenn in Krisen frühzeitig und ausreichend eingegriffen wird; (2) wenn Hilfesysteme ausreichend stabil sind, familiäre Krisen und kindliche Enttäuschungen auszuhalten und die Kinder zuverlässig schützen und fördern, ohne Ressourcen ihrer Herkunftsmilieus abzuwerten; (3) wenn Helfer/innen mehr kooperieren als konkurrieren.
Was sagt die Jugendhilfe-Praxis?
Die Tagungsteilnehmer/innen wurden am ersten Arbeitstag nach ihren drei wichtigsten Kriterien für eine gelingende Heimerziehung befragt. Die Fachkräfte benannten folgende Erfolgs- und Wirkfaktoren: (1) Selbständiges, eigenverantwortliches Leben; (2) Partizipation und Kooperation zwischen den Beteiligten, vor allem zwischen Erzieher/innen und Eltern; (3) Positive, verlässliche Bindung zwischen Betreuer/innen und Kind; (4) Heim als Zuhause erleben und (5) Professionelles Handeln der Fachkräfte und qualifiziertes Personal.
Zur Beantwortung der Ausgangsfrage der Tagung standen folgende Aspekte im Mittelpunkt der Diskussion:
Ergebnisqualität
Woran messen wir Erfolg in der Heimerziehung? Welche Kriterien/Indikatoren gibt es hierfür?
Diagnostik und Indikation
Wie kommt es zu einer Aufnahme ins Heim? Wie findet "man" die passende Einrichtung für das Kind?
Prozess- und Strukturqualität
Was ist moderne Heimerziehung heute? Was muss sie leisten, damit sie Kinder in ihrer Entwicklung positiv unterstützt? Was passiert im Heim? Welchen Anforderungen und Herausforderungen haben sich die Fachkräfte heute zu stellen?
Wirkung und Nachhaltigkeit
Wie und wann wird Heimerziehung beendet? Wie verlassen die Kinder das Heim? Was wird aus den Kindern? Was wirkt wie? Welche Erfolgskriterien für eine gelingende Heimerziehung gibt es?
Aufarbeitung der Geschichte
Was kann und soll die Praxis aus der Aufarbeitung der Heimerziehung der 50-/60er Jahre lernen? Welche Anforderungen an die Professionalität von Heimerzieher/innen gibt es?
Die Inhalte und Ergebnisse der Tagung sind in dieser Dokumentation festgehalten. Wir hoffen, Ihnen, den Praktiker/innen, mit der Tagungsdokumentation Hinweise und Anregungen für eine erfolgreiche Heimerziehung geben zu können.
Aus dem Inhalt
Vorwort:
Bruno Pfeifle, Jugendamt Stuttgart
Einführungsreferat: Wie wirkt Heimerziehung?
Prof. Dr. Christian Schrapper, Universität Koblenz-Landau
Was ist moderne Heimerziehung heute?
… aus Sicht der öffentlichen Jugendhilfe:
Käthe Brunner, Jugendamt Jena
… aus Sicht der freien Jugendhilfe:
Dr. Hans-Ullrich Krause, Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg, Berlin
Diagnostik + Indikation: Wie kommen Kinder ins Heim? Wie findet "man" die richtige Einrichtung für das Kind?
Die Rolle der Jugendämter:
Dr. Susanne Heynen, Jugendamt Karlsruhe
Die Rolle der freien Träger:
Georg-Friedrich Becker, Evangelische Jugendhilfe Münsterland, Steinfurt
Prozess- und Strukturqualität: Was passiert im Heim? Alltag im Heim, Elternarbeit, Beteiligung der Kinder, pädagogische Konzepte, Fachkräfte
Dr. Peter Büttner, Projekt PETRA, Schlüchtern
Wirkungsforschung + Nachhaltigkeit: Wie verlassen Kinder das Heim? Welche Anschlusshilfen gibt es? Was wird aus den Kindern?
Dr. Klaus Esser, Bethanien Kinder- und Jugenddorf Schwalmtal
Was können wir aus der Aufarbeitung der Heimerziehungspraxis in den 50-/60er Jahren lernen? Welche Anforderungen an die Professionalität von Heimerzieher/innen gibt es?
Prof. Dr. phil.habil. Carola Kuhlmann, Evang. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum
Diskussion in Arbeitsgruppen:
AG 1: Mitsprache und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Gestaltung ihres Alltags im Kinderheim
Dr. Hans-Ullrich Krause, Kinderhaus Mark Brandenburg, Berlin
AG 2: Elternarbeit – Wie muss eine stationäre Hilfe im Umgang mit der Herkunftsfamilie begleitet werden?
Dr. Peter Büttner, Projekt PETRA, Schlüchtern
Birgit Schmidt, Kinderhaus Mark Brandenburg e.V., Berlin
AG 3: Das Kinderheim als Teil des Sozialraumes
Sebastian Kalamorz, Kinderheim Machern
AG 4: Professionelle Haltung von Heimerzieher/innen – Anforderungen an Ausbildung und Qualifikation
Prof. Dr. Regina Rätz, Alice-Salomon-Hochschule Berlin,
Julia Menneking, Nachbarschaft hilft Wohngemeinschaft e.V., Berlin
AG 5: Der Bildungsauftrag in der Heimerziehung. Schulerfolg und ein gelingender Übergang in Ausbildung und Arbeit als Voraussetzung für ein eigenständiges Leben "danach"
Prof. Dr. Dirk Nüsken, Evang. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum
AG 6: Alltag in der Heimerziehung – Lust und Leid: Die vielfältigen Anforderungen an die Fachkräfte der Heimgruppe
Lucas-Johannes Herzog, Jugendamt Stuttgart
AG 7: und plötzlich ist es Thema … Wie gehen wir heute mit Missbrauch und Gewalt in Einrichtungen der Erziehungshilfe um?
Rainer Kröger, Diakonieverbund Schweicheln e.V., Hiddenhausen
Podiumsdiskussion zum Thema: "Was sind Erfolgs-kriterien für eine gelingende Heimerziehung?"
Dr. Klaus Esser
Dr. Susanne Heynen
Bruno Pfeifle
Zuzana Plaskova, GFB Heimverbund in der Märkischen Schweiz, Bollersdorf, Oberbarnim
Prof. Dr. Christian Schrapper
Steffen Schroedter, Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg e.V., Berlin
Literaturhinweise