Der Wettbewerb Groß-Berlin 1910 im internationalen Kontext
Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS), Bd. 1, 2010, 130 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2010
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Inhalt
Diese Ausgabe der "Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS) widmet sich in ihrem Themenschwerpunkt dem berühmten Städtebau-Wettbewerb Groß-Berlin von 1910 und beleuchtet dessen bisher wenig beachtete internationale Zusammenhänge. Die verantwortlichen Herausgeber Harald Bodenschatz (TU Berlin) und Christoph Bernhardt (Leibniz-Institut IRS Erkner) verweisen in ihrem Leitartikel auf die historisch herausragende Qualität der Wettbewerbsbeiträge, die neueste Trends im Städtebau, historisches Wissen und sektorale Fachplanungen souverän integrierten. Die besonderen Strukturen der internationalen Vernetzung herauszuarbeiten, die von einzelnen führenden Protagonisten wie etwa Werner Hegemann geprägt wurden, sei auch mit Blick auf heutige Debatten von einiger Relevanz. So seien einige der 1910 diskutierten Grundsatzfragen, wie zum Beispiel das Verhältnis von öffentlichem und privatem Städtebau, derzeit wieder hochaktuell.
In dem nachfolgenden Beitrag skizziert Wolfgang Sonne (Dortmund) die Polyphonie und Konvergenz der Fachdebatten in Europa und den USA an dem paradigmatischen Beispiel des Konzepts "Stadtbaukunst", in dem die funktionalen und die ästhetischen Dimensionen des Städtebaus konsequent gleichrangig behandelt wurden. William Wyte (London) zeigt am Beispiel der im gleichen Jahr in London abgehaltenen Konferenz des Royal Institute of British Architects (RIBA) die dabei auftretenden erheblichen Interessendivergenzen. So bestimmten nicht zuletzt innerbritische Rivalitäten auf dem Feld der Stadtplanung die Debatten dieser internationalen Tagung, auf der das Verfahren sowie einige Ergebnisse des Berliner Wettbewerbs durchaus offen kritisiert wurden. Weitaus mehr Aufmerksamkeit erhielt nicht nur auf der Londoner Konferenz der Burnham Plan für Chicago, dessen besondere Qualitäten Barbara Schönig (Darmstadt) erläutert. Hier betrachtete der einflussreiche private "Commercial Club" die planerische Überwindung der schweren urbanen Krise geradezu als Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Markus Tubbesing (Zürich) kann in seinem Beitrag am Beispiel des preußischen Oberbaudirektors Hinckeldeyn nachweisen, dass die von zeitgenössischen Reformern viel gescholtene preußische Bauverwaltung die internationalen Fachdebatten schon seit den 1880er Jahren aufmerksam verfolgte. Ursula von Petz (Dortmund) zeigt am Beispiel des Essener Regionalplaners Robert Schmidt, dass auch im Ruhrgebiet wegweisende planerische Konzepte entwickelt wurden. Weitere Beiträge von Harald Bodenschatz/Celina Kress und Phillip Wagner (Berlin) informieren über die für den Herbst 2010 vorbereitete, mit einer internationalen Konferenz verbundene große Berliner Ausstellung "Stadtvisionen 1910/2010" sowie über ein Forschungsprojekt zum internationalen Netzwerk der Stadtplaner im frühen 20. Jahrhundert.
Die Leitrezension Wolfgang Hofmanns (Berlin) analysiert schließlich zwei wegweisende neue Publikationen über Werner Hegemann und andere führende Akteure der Städtebaudebatte um 1910.
Das aktuelle Heft der Informationen zur modernen Stadtgeschichte bietet zudem einen besonders umfangreichen Berichtsteil über im ersten Halbjahr 2010 abgehaltene stadthistorische Konferenzen und informiert wie immer über die für die nähere Zukunft geplanten einschlägigen Tagungen.