Ein Jahr nach der Arbeitsmarktreform: Erste Erfahrungen der Jugendhilfe mit Hartz IV
Inhalt
" … ich nehme erstmal die Erkenntnis mit, dass das SGB II und die ARGEn noch eine gewaltige Baustelle sind und noch sein werden. (…) Die notwendige Entwicklung im Bereich der ARGEn und auch manche Regelung des SGB II wurden durch die Jugendhilfe häufig negativ gesehen, inzwischen hat die Zusammenarbeit echte Konturen angenommen. (…)
Ich wünsche mir neben der verstärkten Zusammenarbeit, die noch wachsen muss, vor allem eine wertschöpfende Ausnutzung der Ressourcen, die den ARGEn zur Verfügung stehen. Es ist für mich sehr traurig anzusehen, wenn z.B. viele Beschäftigungsmöglichkeiten, die von freien Trägern angeregt werden, gar nicht stattfinden, weil sie von den Kammern abgelehnt werden. Gestern habe ich gute Hinweise von KollegInnen bekommen, wie man damit umgehen kann. Trotzdem muss hier insgesamt eine größere Aufgeschlossenheit entstehen, dass der zweite Arbeitsmarkt nicht nur ein ‚die Jugendlichen Von-der-Straße-Wegholen' bedeutet, hier muss wertschöpfende Arbeit möglich werden, die auch für den einzelnen Jugendlichen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt zumindest durch die Bildungsanteile und eine damit mögliche Berufsorientierung besser zulässt, als das zurzeit möglich war."
(Dr. Lutz Schmidt, Leiter der Abteilung Fachkoordination und -beratung/Jugendhilfeplanung, Jugendamt Leipzig, siehe S. 145)
Inhaltliches Anliegen der Veranstaltung "Jugendhilfe + Hartz IV: Umsetzungsstand und Handlungsbedarf" war es, erste Erfahrungen zum Stand der Umsetzung von Hartz IV in der Jugendberufshilfe in den einzelnen Kommunen zu diskutieren, Probleme zu identifizieren und gemeinsam über mögliche Lösungsstrategien nachzudenken.
Im Mittelpunkt der Tagung standen folgende Aspekte:
- Zuständigkeits- und Rechtsfragen zum SGB II, III und VIII,
- Erfahrungswerte an der Schnittstelle "Fall- und Casemanagement" inkl. Qualifizierung und Profiling,
- Vorstellung von Beteiligungsmodellen und deren Auswirkung auf Hilfeverläufe und
- die Frage nach der regionalen Vernetzung versus strukturelle Kooperationsbedingungen, auch im Hinblick auf den Einmischungsauftrag der Jugendhilfe.
Bei der Diskussion dieser Themenbereiche war insbesondere auch eine Analyse der Betroffenensicht wichtig, um Antworten auf die Frage zu finden, wie ein integriertes Verfahren, Jugendliche in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln, im Rahmen von Hartz IV bei den U-25Jährigen aussehen sollte.
Die Dokumentation zu dieser Fachtagung versucht, einige der o. g. Aspekte und Fragen zu beantworten.
Aus dem Inhalt
Vorwort:
Kerstin Landua, Leiterin der Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe, Verein für Kommunalwissenschaften e.V., Berlin
Jugendberufshilfe im Licht der neuen Zuständigkeiten: Eine Positionierung des Deutschen Städtetages
Beigeordneter Dr. Helmut Fogt, Leiter des Dezernats Jugend und Soziales, Ausländer, Personal und Organisation, Deutscher Städtetag, Berlin
Entwicklungsaufgaben und Lebenslagen Jugendlicher im Übergang Schule - Berufsausbildung - Erwerbsarbeit
Dr. Frank Braun, Leiter des Forschungsschwerpunktes "Übergänge in Arbeit", Deutsches Jugendinstitut e.V., München
Rechts- und Zuständigkeitsfragen zum SGB II, III und VIII: Wie sich abgrenzen, um sich gut zu vernetzen?
Prof. Heinz-Dieter Gottlieb, Professor des Fachbereichs Sozialpädagogik der Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Netzwerkstrukturen und Kooperationsbeziehungen von Akteuren bei der Arbeit mit den U-25Jährigen:
Vorstellung kommunaler Praxis am Beispiel der ARGEn:
- Halle
Sylvia Tempel, Geschäftsführerin der ARGE Halle/Saale - Landkreis Goslar
Hans-Rudolf Segger, Kreisrat, Dezernent für Soziales und Jugend/Bildung, Kultur und Sport/Personal, Organisation, Finanzen, Landkreis Goslar - Stadt Stuttgart
Lutz Biedermann, Leiter des Jobcenters "U25", Stuttgart - Stadt Leipzig
Dr. Lutz Schmidt, Leiter der Abteilung Fachkoordination und -beratung, Jugendhilfeplanung im Jugendamt der Stadt Leipzig
Vorstellung kommunaler Praxis am Beispiel der Optionskommunen:
- Stadt Wiesbaden
Heiner Brülle, Sozialplaner, Amt für Soziale Arbeit, Abteilung Grundsatz und Planung, Wiesbaden - Landkreis Bernburg
Edith Völksch, Sozialdezernentin des Landkreises Bernburg
Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II - die Theorie: Das Fachkonzept
Siglinde Bohrke-Petrovic, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Arbeitsverwaltung, Mannheim
Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II - das Instrumentarium: Die Handlungsanleitungen der Bundesagentur für Arbeit zum Umgang mit Arbeit suchenden Jugendlichen
Johanna Poetzsch, Stellvertretende Leiterin des Teams S21 und Beraterin; Rolf Schumacher, Teamleiter S21, Zentralbereich SGB II, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg
Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II - die Praxis: Partizipation durch Eingliederungsvereinbarungen?
Petra Wallner-Rübeling, Personalentwicklerin, Rhein-Main-Jobcenter GmbH, Frankfurt/Main
Jugendliche und ihr Träger: Welche Aushandlungsprozesse sind machbar, wünschenswert und möglich? Vorgestellt am Beispiel der Jugendwerkstatt Garbsen
Klaus Appel, Diplom-Pädagoge, START gGmbH, Hannover
Abschlusspodium: Es ist angelaufen, aber wie läuft es besser? Aktuelle Handlungs- und Reformbedarfe im zweiten Hartz-IV-Jahr bei der Arbeit mit den U-25Jährigen
Literaturhinweise
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 56, 2006, deutsch, 162 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2006