Nicht nur gut aufgehoben. Kindertagesbetreuung als zukunftsorientierte Dienstleistung
Dokumentation der Fachtagung am 17./18. Oktober 2002 in Berlin
Inhalt
"Die Defensivität der vergangenen dreißig Jahre muss für die gegenwärtige Situation programmatisch aufgegeben und ganz bewusst Kinderlebensgestaltung, Qualität im Erziehungsprozess und Bildung zentral neu in den Blick genommen werden. Dies bedeutet nicht mehr allein reaktiv danach zu fragen, was Kinder, Eltern und Wirtschaft brauchen. Zentral wird nämlich die Frage: Was wollen wir fachlich, was mit Kindern, Eltern, der Wirtschaft und der Gesellschaft im Aufwachsen der Kinder für die Zukunft und Zukunftsfähigkeit gestalten?"
(Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten, siehe S. 9)
Eine große Stärke von Kindertageseinrichtungen als einer Lern- und Sozialisationsinstanz liegt in ihrer Ganzheitlichkeit. Aber: Die "Familienwirklichkeiten" in der Bundesrepublik Deutschland heute sind mit den Möglichkeiten der Betreuung und Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen oft noch immer nicht vereinbar.
Da stehen sich dann mancherorts gegenüber: die Eltern, die ihr Kind gut betreut und gefördert sehen möchten, das Jugendamt oder die Kitaleitung, die zwischen den Ansprüchen und Bedürfnissen der Familie und dem kindlichen Wohlergehen vermittelt und der Firmenchef, der zwar gern junge Eltern beschäftigen würde,diese aber gleichzeitig auch für seine Firma flexibel verfügbar sein sollen.
Neben diesem Dilemma und der damit verbundenen notwendigen Flexibilisierung von Arbeits- und Betreuungszeiten sowie dem Ausbau von Kindertagesbetreuung hat auch eine neue Diskussion um den Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen eingesetzt, dessen Komponenten sowohl in Bezug auf die Lerninhalte als auch im Hinblick auf die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern neu definiert werden müssen.
Anliegen dieser Fachtagung war es deshalb, aus unterschiedlichen Perspektiven die Anforderungen, Bedürfnisse und Sichtweisen der beteiligten Personen und Institutionen zur Kindertagesbetreuung zu reflektieren und sich daraus ergebende Probleme zu diskutieren. Es wurden Modelle der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen, die sich in der Praxis bereits erfolgreich bewährt haben, vorgestellt.
Die Dokumentation zu dieser Fachtagung richtet sich an leitende Fachkräfte der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie an Fachberaterinnen und Fachberater von Kindertageseinrichtungen.
Einen ausführlichen Tagungsbericht finden Sie auf unserer Homepage: www.vfk.de/agfj
Aus dem Inhalt
- Wie zeitgemäß, alltagstauglich und familienfreundlich ist unsere Kindertagesbetreuung? Bedürfnisse von Kindern, Eltern und der Wirtschaft
Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten, Leiterin des Instituts für Sozialpädagogik, Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Lüneburg - Ein Blick zu unseren Nachbarn am Beispiel des Pen Green Centre - Aufbau eines ersten Early Excellence Centres in Berlin
Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, Direktorin des Pestalozzi-Fröbel-Hauses Berlin - Integration statt Segregation
Dr. Martin Textor, Wissenschaftlicher Angestellter des Staatsinstituts für Frühpädagogik, München - Foren: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
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- Forum 1: Strukturelle Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten von Kindertagesbetreuung
Inputvorträge:
Rosi Fein, Stellvertretende Leiterin des Jugendamtes der Stadt Offenbach und Stellvertretende Betriebsleiterin des städtischen Eigenbetriebes "Kindertagesstätten Offenbach";
Ulrich Braun, Stellvertretender Leiter der Abteilung Tageseinrichtungen für Kinder des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie der Stadt Recklinghausen;
Dr. Harald Seehausen, Sozialwissenschaftler und Innovationsberater, Inhaber der Frankfurter Agentur für Innovation und Forschung Prack & Seehausen, Frankfurt/Main;
Uschi Reinke, Frauenbeauftragte der Stadt Buxtehude, verantwortlich für die "Villa Rapunzel" - Kindergarten für Betriebe;
Karin Muchajer, Leiterin der Kindertagesstätte "Spatzenhaus", "Unsere Welt" e.V., Frankfurt/Oder - Forum 2: Je kleiner die Kinder, desto weniger Investition in die Erzieherinnenausbildung? Personalentwicklung in Kindertagesstätten
Inputvorträge:
Barbara Schmitt-Wenkebach, Studiendirektorin und Leiterin des Fachbereichs Pädagogik und Spiel des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, Berlin;
Antje Bostelmann, Geschäftsführerin der KLAX gGmbH, Berlin;
Anja Dibowski, Leiterin des Fachbereichs Personalentwicklung der KLAX gGmbH, Berlin;
Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, Direktorin des Pestalozzi-Fröbel-Hauses Berlin;
Detlev Nagi, Leiter des Fachbereichs Tagesbetreuung von Kindern des Jugendamtes Berlin-Spandau - Forum 3: Forschendes Lernen - Der Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen
Inputvorträge:
Angelika Diller, Referentin für Tageseinrichtungen für Kinder im Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e.V., Bonn;
Heide Michel, Leiterin des Referates für Kindertageseinrichtungen im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, Erfurt;
Karin Brähler-Haucke, Leiterin der Abteilung Kindertageseinrichtungen des Jugendamtes der Stadt Köln;
Dr. Christa Preissing, Hochschulassistentin, INA gGmbh, Institut für Situationsansatz, Institut für Interkulturelle Erziehungswissenschaft der Freien Universität Berlin - Forum 4: Kindertagesbetreuung im sozialen Raum
Inputvorträge:
Dirk Janke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung im Deutschen Jugendinstitut e.V., München;
Michaela Bolland, Mitarbeiterin der Stabsstelle Jugendhilfeplanung des Jugendamtes der Landeshauptstadt Stuttgart;
Dr. Horst Schirmer, Geschäftsführer des "Fröbel" e.V., Berlin
- Forum 1: Strukturelle Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten von Kindertagesbetreuung
- Abschlussdiskussion: Kindertagesbetreuung als Dienstleistung? Was wollen Eltern? Was brauchen Kinder?
Vertreter aus den Foren im Gespräch mit Heide Rienits, Leiterin des Referates Tagesbetreuung und sozialpädagogische Berufe der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 38, 2003, deutsch, 176 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2003