Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe,

Freiheitsentziehende Maßnahmen als Voraussetzung für pädagogische Einflussnahme: Indikationen, Settings, Verfahren

Inhalt

Bei der Vorbereitung dieses Workshops wurde davon ausgegangen, dass es schwierig(st)e Jugendliche gibt, denen (zeitweise) nur mit freiheitsentziehenden Maßnahmen geholfen werden kann, und genauer hinterfragt werden soll, wer diese schwierig(st)en Jugendlichen sind, was sie so schwierig macht und mit welcher Biografie sie welche „Jugendhilfe-karriere“ durchlaufen haben.

Vor diesem Hintergrund hielt der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. einen offensiven Erfahrungsaustausch zwischen Experten der öffentlichen und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe unter Beteiligung des Bundes-ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Landesjugendämter als überörtliche Behörden sowie der begleitenden Wissenschaft für angebracht und notwendig. Im Vorfeld des Workshops wurden von allen Teilnehmenden Thesenpapiere eingefordert und zu einem gemeinsamen Positionspapier verarbeitet, das zu Beginn der Veranstaltung von Landesrat Markus Schnapka vorgestellt wurde.

Im Anschluss daran wurden exemplarisch Fallbeispiele von Biografien schwierig(st)er Jugendlicher zur Analyse von Schwachstellen im Umgang der Jugendhilfe mit diesen Jugendlichen erörtert.

Da freiheitsentziehende Maßnahmen die restriktivste Form einer Intervention durch die Kinder- und Jugendhilfe sind, war es in der Diskussion sehr wichtig, das Verhältnis von Kinder- und Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie („Verschiebepraxis“), die Absicherung rechtlicher Verfahren, die Beteiligungsrechte der betroffenen Jugendlichen sowie die fachlichen Standards insgesamt genauer zu hinterfragen und einzubeziehen.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Auseinandersetzung mit Indikationen, Settings und Verfahren für die bundesweit statistisch sehr kleine Gruppe Jugendlicher, für die „freiheitsentziehende Maßnahmen“ zeitweilig angemessen erscheinen. Es wurde darüber diskutiert, wie und ob diesen Jugendlichen mit Zwang als pädagogischem Mittel geholfen werden kann.

 

Aus dem Inhalt

  • Vorwort: Kerstin Landua, Leiterin der Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe, Verein für Kommunalwissenschaften e.V., Berlin, und

    Landesrat Markus Schnapka, Leiter des Landesjugendamtes Rheinland, Köln, und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter (BAGLJÄ)
  • Pädagogik im Zwangskontext oder was ist Erziehung? Positionen aus psychologischer Sicht

    Prof. Dr. Jürgen Körner, Psychoanalytiker, Professor für Sozialpädagogik an der Freien Universität Berlin, Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft
  • Pädagogik im Zwangskontext oder was ist Erziehung? Zehn Thesen aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive

    Prof. Dr. Christian Schrapper, Professor für Pädagogik und Sozialpädagogik an der Universität Koblenz-Landau
  • Freiheitsentziehende Maßnahmen: Eingriff in die Rechte des Kindes oder Schutzauftrag der Jugendhilfe?

    Ministerialrat Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner, Leiter des Referates Kinder- und Jugendhilferecht im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn
  • Organisierte Hilflosigkeit der Jugendhilfe? Analyse der Schwachstellen im System der Jugendhilfe unter Zuhilfenahme von Erfahrungsberichten „seltener Fälle“ schwierig(st)er Jugendlicher anhand eines „Erzählrasters“
    • Für die öffentliche Jugendhilfe: Klüs Völlmecke, Leiter der Abteilung Pädagogische und Soziale Dienste des Jugendamtes der Stadt Köln
    • Für die freie Jugendhilfe: Dr. Ute Projahn, Leiterin des Rheinischen Jugendheimes Steinberg, Remscheid
    • Für die Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. med. Ursula Kirsch, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Rheinischen Kliniken Viersen, Nordrhein-Westfalen
    • Zusammengefasste Ergebnisse aus dem Abschlussplenum: Kerstin Landua und Markus Schnapka

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 42, 2003, deutsch, 96 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2003

ISBN: 978-3-931418-45-8
Printausgabe vergriffen

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