Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS),

Suburbanisierung

Cover der Publikation

Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS), Bd. 2, 2002, 94 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2002

Inhalt

Themenschwerpunkte des Heftes bilden die Suburbanisierung und ihre Erforschung. Der verantwortliche Herausgeber Gerd Kuhn ist Wissenschaftler an der Fakultät Architektur und Städtebau der Universität Stuttgart.

Kuhn betont in seinem Leitartikel als ein Ergebnis der lebhaft und kontrovers geführten neueren Forschungsdiskussionen über das "suburbane Zeitalter" und die zuweilen konstatierte "Auflösung" der europäischen Stadtstrukturen, dass inzwischen der Raum der Vor- bzw. Zwischenstadt jedenfalls differenzierter betrachtet wird. Statt pauschaler, abwertender Urteile ("Zersiedlung") würde inzwischen vermehrt nach den Potenzialen und Strategien zur planerischen Aufwertung dieses Raums gefragt. Kuhn skizziert die zumeist nur auf wenige Jahrzehnte zurückblickenden Forschungen von Planern und Stadtsoziologen und die vergleichsweise periphere und marginale Stellung der Suburbanisierungsproblematik in der historischen Stadtforschung. Er plädiert für eine Stärkung des Themenfeldes in der Forschung, in dem sich neue, erweiterte Fragestellungen, Kategorien und Erklärungen auch für die Stadtgeschichte insgesamt entwickeln ließen.

Suburbanisierung und moderne Stadtentwicklung führten historisch schubweise zu Verwaltungsreformen, Eingemeindungen oder zumindest zu neuen kommunalen Kooperationen. Axel Priebs vom Kommunalverband Großraum Hannover berichtet in seinem Artikel über die jüngere Geschichte stadtregionaler Organisationsstrukturen, unter anderem in Hannover und Stuttgart, wo - auf reiche Erfahrungen aufbauend - zurzeit neue Organisationsstrukturen erprobt werden.

In zwei weiteren Beiträgen werden Forschungsergebnisse über Suburbanisierungsprozesse in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung vorgestellt. Ulf Matthiesen vom Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner bei Berlin charakterisiert die Transformationsprozesse im Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg, Frank Eckhardt von der Universität Weimar hingegen die aus dem Raum des Thüringer Städtebandes. In beiden Berichten wird die häufig strapazierte These der "nachholenden Suburbanisierung" Ostdeutschlands widerlegt und auf eigenständige Entwicklungsmuster verwiesen.

Im "Forschungsbericht" des Heftes stellt Werner Sewing die sehr differenzierte und dynamische Suburbanisierungsforschung in den USA vor. In den Vereinigten Staaten, die allgemein als der Prototyp einer "Suburban Nation" gelten, werden derzeit Forschungskontroversen, unter anderem über verschiedene Formen, die Bewertung und die soziale Zusammensetzung von Suburbanisierungen geführt, über welche der Autor berichtet.

Neben dem Themenschwerpunkt bietet das IMS-Heft weitere Beiträge über derzeit laufende Forschungsprojekte und Tagungen. Clemens Zimmermann aus Saarbrücken berichtet über die stadthistorische Sektion auf dem Historikertag 2002 in Halle, Ulrich Koppitz aus Düsseldorf über Referate und Diskussionen, die es im Rahmen der internationalen umweltgeschichtlichen Konferenz in Leicester, Großbritannien, über "Urban Environment: Resources, Perceptions, Uses" gab. Adelheid von Saldern aus Hannover zeichnete den Verlauf der interdisziplinären Tagung "Die Stadt im Spiegel - die Stadt als Spiegel" in Hannover nach, ein Autorenteam unter Führung von Heinz Reif aus Berlin berichtet ausführlich über die sechste Internationale Stadtgeschichtskonferenz im schottischen Edinburgh. In einem Projektbericht stellt Andreas R. Hofmann aus Leipzig die Forschungen vor, die am Leipziger Geisteswissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas zur Geschichte der beiden Industriestädte Lodz und Brünn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts durchgeführt werden. Elisabeth von Gleichenstein aus Konstanz präsentiert die neue Konzeption für das Rosgartenmuseum Konstanz.

Neben den thematischen Beiträgen befinden sich in dem neuen IMS-Heft wie immer eine Vielzahl von Informationen aus der modernen Stadtgeschichtsforschung, unter anderem Tagungstermine, Personalia sowie die regelmäßig zusammengestellte umfangreiche Auswahlbibliographie neu erschienener Literatur.

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