Mensch & Gesellschaft | Stadtentwicklung & Stadtplanung

Die Stadt als Nonstop-Gesellschaft

Den Entwicklungstendenzen der zeitliche Ausdehnung von Aktivitäten ist das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in einer städtevergleichenden Untersuchung (Fallstudien in Berlin, Frankfurt/Main und Wien) nachgegangen. Die Städte wurden auf ihrem Weg in die rund um die Uhr aktive Gesellschaft analysiert.

Nach Abschluss der Arbeiten wurde der vorläufige Endbericht mit den Auftraggebern der Studie, der Hans-Böckler-Stiftung und den beteiligten Städten Berlin, Frankfurt/M. und Wien, sowie dem Projektbeirat im Oktober diskutiert. Die Studie wird unter dem Titel "Alles zu jeder Zeit?" in der Reihe "Difu-Beiträge zur Stadtforschung" veröffentlicht.



Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Entwicklung in Richtung auf eine kontinuierliche Aktivität der Gesellschaft ein schleichender Prozess ist, der sich in vielen kleinen, oft kaum merklichen Schritten vollzieht und besonders auf große Städte konzentriert ist. Vor allem ökonomische Gründe wie eine Verschärfung des Wettbewerbs, wachsende Kapitalintensität, internationale Vernetzung und eine veränderte Nachfrage spielen für die Ausdehnung eine Rolle. Die Ausdehnungstendenzen werden weitergehen. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass ganze Gesellschaften oder ganze Städte durch rund-um-die-Uhr-Aktivitäten gekennzeichnet sein werden, so werden doch bestimmte Teile von Städten in besonderem Maße in die ausgedehnte Aktivität einbezogen. Daraus leiten sich neue Planungsanforderungen ab. Da Ausdehnung mit einem hohem Maß an externalisierten Kosten, die vor allem eine Folge der mit ausgedehnten Aktivitäten einhergehenden Übermüdung sind, verbunden ist – der Verursacher der Kosten trägt diese nicht – ergeben sich weit reichende Fragen der Internalisierung dieser Kosten.



Es zeigt sich, dass die Untersuchungsstädte Berlin, Frankfurt und Wien in unterschiedlicher Weise durch die Ausdehnungstendenzen betroffen sind und stadtpolitisch unterschiedlich darauf reagieren. Während ausgedehnte Aktivität im Kultur- und Freizeitbereich zum Image Berlins gehört und gegenwärtig vor allem durch die ausgedehnten Arbeitszeiten in der New Economy vorangetrieben wird, spielen in Frankfurt vor allem die Verkehrszentralität und die internationale Einbindung in die Finanzwirtschaft die entscheidende Rolle für Ausdehnungstendenzen. Wien ist durch einen langsameren Rhythmus und durch eher "hinhaltenden Widerstand" gegen Ausdehnung gekennzeichnet.

Prof. Dr. Dietrich Henckel
Dr. Matthias Eberling
Die Stadt als Nonstop-Gesellschaft
bis
Stadtentwicklungsplanung
Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen

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