Problematik der schrumpfenden Städte: Presseerklärung von Difu und bpb
Gemeinsame Presseerklärung, 12.2.2OO3 Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) Zur Vortragsveranstaltung im Ernst-Reuter-Haus, 12.2.03, 18 Uhr - Sperrfrist: 18 Uhr - Die Gestaltung der Leere - zur Problematik der schrumpfenden Städte Die Stadtschrumpfung - verursacht durch den Einwohnerrückgang - zeigt in vielen deutschen Städten bereits heute erschreckende Ausmaße und ein Ende ist nicht abzusehen. Was bedeutet dies für die betroffenen Städte? Wie kann die "Leere gestaltet" werden? Im Rahmen einer Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) diskutieren Fachleute verschiedener Disziplinen über Probleme und Lösungsmöglichkeiten. Das Phänomen der Stadtschrumpfung wird seit etwa dreißig Jahren, anfangs in den USA, danach in den alten Industriestädten Englands und seit Mitte der 80er Jahre auch in Deutschland beobachtet. Einwohner ziehen ins Umland, wandern in andere Regionen ab, die Anzahl der Kinder geht weiter zurück und es gibt nicht genügend Zuwanderer, um den Bevölkerungsrückgang auszugleichen. Seit der deutschen Vereinigung verschärft sich dieses Schrumpfungsphänomen vor allem in den neuen Bundesländern in einer Besorgnis erregenden Dimension. Plötzlich erscheint die Existenz von Städten selbst mittlerer Größe gefährdet. Ostdeutsche Großstädte werden vermutlich im Laufe der kommenden Jahrzehnte gravierend ihren Charakter und ihr Aussehen ändern - müssen. Beispiel: Die Großstadt Leipzig hatte im Jahr 1940 rund 700 000 Einwohner, bis 1970 ist diese Zahl auf rund 600 000 und bis 2000 auf deutlich unter 500 000 zurückgegangen. Für das Jahr 2030 wird in einigen Prognosen mit 350 000 Einwohnern gerechnet: eine Herausforderung von historischer Bedeutung - und bereits jetzt ein akutes Problem auch für die soziale Infrastruktur, wie z.B. Schulen. Diese Entwicklungen stellen eine erhebliche planerische Herausforderung dar: Alle bisher verfügbaren Planungsinstrumente wie die Flächennutzungsplanung sind auf Stadtwachstum, nicht auf Stadtschrumpfung ausgelegt. Fazit: Zur Gestaltung dieser vor allem in den neuen Bundesländern bedrohlichen "Leere" wird es einerseits erforderlich sein, neue Flächennutzungen und Stadtformen (z.B. "perforierte Stadt"), andererseits alternative Ökonomiemodelle außerhalb formalisierter Arbeits- und Produktionsformen (z.B. "wirtschaftliche Sonderzonen") zu entwickeln, um in Extremfällen die weitgehende Entvölkerung ganzer Landstriche oder Siedlungen zu verhindern, wie sie sich in einigen nördlichen, nicht nur de-industrialisierten, sondern de-ökonomisierten Regionen der neuen Bundesländer bereits andeutet. Darüber hinaus wäre es so auch möglich, neue "Potenziale der Leere" zu nutzen, die durch den Schrumpfungsprozess gegeben sein könnten. Auch eine intensive Bürgerbeteiligung wird zur Bewältigung der Folgen von Stadtschrumpfung erforderlich zu sein. Die Bevölkerung muss für eine Zusammenarbeit gewonnen werden, um ihre "Soziale Stadt" auch unter den neuen Bedingungen zu entwickeln und zu erhalten. Hierzu haben bereits jetzt verschiedene Institute für Regionalentwicklung wichtige Arbeit geleistet. Sinnvoll erscheint hierfür z.B. die obligatorische Einrichtung der Stelle eines/r Bürgerbeauftragten, der/die vermittelnd zwischen Verwaltung, Planung und Bewohnern fungiert. Weitere Informationen: Dr. Albrecht Göschel, Difu Tel.: 030/39001-235 Mail: goeschel [at] difu [dot] de Dr. Astrid Wokalek, bpb Tel.: 030/254504-17 Mail: wokalek [at] bpb [dot] de Pressestelle Difu Sybille Wenke-Thiem Tel.: 030/39001-209 Mail: presse [at] difu [dot] de Pressestelle bpb Swantje Schütz Tel.: 01888/515-284 Mail: presse [at] bpb [dot] de !!! Telefon während der Veranstaltung am 12.2.03 von 17 - 21 Uhr: 030/39001-439 !!! Redemanuskripte/Thesenpapiere sind in den nächsten Tagen auf der Difu-Homepage zu finden.