Umweltfreundliche "TAT-Orte" aufgespürt
Umweltfreundliche "TAT-Orte" aufgespürt Bekanntgabe der vorbildlichsten Preisträger des Gesamtwettbewerbs "TAT-Orte. Gemeinden im ökologischen Wettbewerb" Für acht Gemeinden und Initiativen der neuen Bundesländer hat sich ihr Engagement besonders gelohnt: Sie wurden heute im Leipziger Gewandhaus von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Deutschen Institut für Urbanistik dafür ausgezeichnet, dass sie durch Eigeninitiative, Phantasie und Tatkraft beispielhafte Umweltideen in die Tat umsetzen, die gleichzeitig eine positive ökonomische und soziale Bedeutung haben. Die "Preisträger 2000" des TAT-Orte-Wettbewerbs sind: - die Gemeinde Donndorf, Kyffhäuserkreis, Thüringen; - die Stadt Oederan, Landkreis Freiberg, Sachsen; - die Stadt Rehna, Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern; - die sächsische Stadt Ostritz-St. Marienthal und das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal, Landkreis Löbau-Zittau; - die Gemeinde Schöneiche, Landkreis Oder-Spree, Brandenburg; sowie die Sonderpreisträger: - der Unternehmensverbund "Bioland Ranch Zempow" und Gemeinde Zempow, Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg; - das Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e.V., Landkreis Döbeln, Sachsen; - die Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Ökodorf e.G., Groß Chüden und Poppau, Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt. An dem von 1995 bis 1999 jährlich durchgeführten Wettbewerb beteiligten sich über 350 Initiativen und kleinere Gemeinden (bis 10 000 Einwohner) der neuen Bundesländer. Im Jahr 2000 wurden alle 24 Preisträger der vergangenen fünf Jahre nochmals ins Rennen geschickt, um die herausragendsten "TAT-Orte" des Gesamtwettbewerbs zu küren. Ihnen gelang es besonders vorbildlich, innovative Ideen mit persönlichem Engagement zu verbinden und so zur Verbesserung der Lebensqualität ihrer Region beizutragen. Nachdem der bekannte "Tatort"-Kommissar Ehrlicher alias Peter Sodann die Preisträger "enttarnt" hatte, überreichten der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Fritz Brickwedde, und der Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, Professor Dr. Heinrich Mäding, die Urkunden. "Durch die praktischen Beispiele gelungener Eigeninitiative ist nicht nur eine starke Impulswirkung auf andere Gemeinden, sondern insgesamt eine positive Wirkung für den kommunalen Umweltschutz im ländlichen Raum zu erwarten", erklärte Fritz Brickwedde. Neben der ideellen Auszeichnung (Urkunde, reichbebilderte Buchdokumentationen sowie Videofilme über die Preisträger) erhielten die Gewinner Geldpreise von jeweils 50 000 DM, die Sonderpreisträger von je 25 000 DM, die für Umweltprojekte vor Ort verwendet werden sollen. Nach der Festveranstaltung wurde eine Ausstellung über die ausgezeichneten "TAT-Orte" präsentiert, die zunächst in den prämierten Gemeinden gezeigt wird. "Der TAT-Orte-Wettbewerb beweist, dass eine ganze Reihe beispielhafter Vorhaben in kleinen Gemeinden der neuen Bundesländer existiert, die ökologische Ziele mit ökonomischen und sozialen Aspekten erfolgreich verbinden. Nachahmungstäter, die das Beispielhafte aus den 'TAT-Orten' aufgreifen, sind ausdrücklich erwünscht," so Heinrich Mäding. Die Bundesumweltstiftung wird sich in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Urbanistik verstärkt dem Aufbau eines "TAT-Orte-Netzwerkes" widmen. Neben der Durchführung von TAT-Orte-Regionalveranstaltungen sind Exkursionen zu beispielgebenden Projekten, die Herausgabe eines Newsletters, die Durchführung von Ideen- und Zukunftswerkstätten sowie gezielte Beratungsangebote im Rahmen von Workshops und Fachveranstaltungen vorgesehen. Der Transfer von umwelt- und nachhaltigkeitsrelevanten Informationen soll dabei zusätzlich über eine spezielle Internetplattform erfolgen. Auf diese Weise soll das Netzwerk die Möglichkeit bieten, den TAT-Orte-Gedanken in den bisher am Wettbewerb beteiligten Bundesländern durch Kontinuität zu erhalten, zu vertiefen und auf die alten Bundesländer auszuweiten. Damit soll gleichzeitig auch ein wichtiger Beitrag zur Auflösung von nach wie vor bestehenden Barrieren zwischen Ost und West geleistet werden. Kontakt: Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Postfach 12 03 21, 10593 Berlin, E-Mail: tatorte [at] difu [dot] de (4100 Zeichen, inkl. Leerzeichen) Pressekontakte: Difu-Pressestelle, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin Telefon: 030/39001-209/208, Telefax: 030/39001-130, E-Mail: pressestelle [at] difu [dot] de. Die "TAT-Orte" 2000 Gemeinde Donndorf Die etwa 900 Einwohner zählende Gemeinde Donndorf liegt im nordthüringischen Kyffhäuserkreis zwischen der Unstrutniederung und dem bewaldeten Höhenzug der Hohen Schrecke. In Donndorf betreiben Gemeinderat, Unternehmen und Vereine eine übergreifende Gemeindeentwicklung, die neben der Umweltsanierung, der baulichen Revitalisierung des Orts, der Entwicklung von Natur und Umwelt und der Schaffung von Bildungs- und Freizeitangeboten die Ansiedlung von Gewerbebetrieben zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze zum Ziel hat. Durch Maßnahmen der Dorferneuerung, Aktivitäten zur Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft sowie mit der Ansiedlung von Gewerbe und Handwerk wird eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial ausgewogene Entwicklung erreicht. Anhand des wiederhergestellten Dorfbilds in Form von Gehölzpflanzungen und neuen Gewässerstrukturen, durch eine geregelte Abwasserentsorgung, durch etwa 50 örtliche Gewerbebetriebe, mit einem Umweltbildungszentrum und einer Heimvolkshochschule sowie mit Qualifizierungsangeboten von Unternehmen und Vereinen wird die positive Entwicklung Donndorfs deutlich sichtbar. Stadt Oederan Die mittelsächsische Kleinstadt Oederan mit etwa 7 600 Einwohnern liegt im unteren Bergland des Osterzgebirges im Landkreis Freiberg. Mit Innovationsgeist gestaltet die Stadt den Strukturwandel als Erneuerungsprozess unter ökologischen Vorzeichen, wobei sie dabei von Vereinen, Unternehmen, Schulen und Bürgern tatkräftig unterstützt wird. Oederan setzt erfolgreich auf ein nachhaltiges Konzept der Stadterneuerung: durch Vorhaben zur Nutzung regenerativer Energien, den Vorrang der Innenentwicklung bei der baulichen Entwicklung, durch Wieder- und Umnutzung bestehender Flächen und Bausubstanz sowie Maßnahmen des Naturschutzes und der Umweltbildung. Die Kompetenz im Bereich regenerativer Energien wird anhand von Modellprojekten der Solarthermie, der Photovoltaik und der Biomassenutzung deutlich. Eine besondere Form bürgernaher Öffentlichkeitsarbeit für den Umweltschutz ist der von der Stadt Oederan ins Leben gerufene "Tag der erneuerbaren Energien", an dem sich inzwischen fast bundesweit Hunderte von Akteuren beteiligen. Stadt Rehna Die Kleinstadt Rehna (2 755 Einwohner) liegt in der landschaftlich reizvollen Radegastniederung in Nordwestmecklenburg. Auf dem Weg zur "Ökoregion Radegast" wurden Vorhaben erfolgreich umgesetzt, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche und soziale Zielstellungen verfolgen. Die Rehnaer können viele Projekte auf der ökologischen Habenseite verbuchen: die umwelt- und denkmalgerechte Wiederherstellung des historischen Stadtkerns, die geregelte Abwasserentsorgung, den Erhalt und die Entwicklung des Radegasttals sowie von Teichen und artesischen Brunnen, die praktische Umwelterziehung in Kindertagesstätte und Schule oder die "öko-börse" zum Absatz ökologisch und regional erzeugter Produkte. Rehna versteht sich als das nördliche Tor zum Biosphärenreservat Schaalsee und knüpft deshalb mit einer Reihe von Aktivitäten an die ökologischen Ansprüche des Schutzgebiets an. So werden zum Beispiel Existenzgründer intensiv geschult, die Vergabe des Schutzgebietslogos an Unternehmen betreut und eine Tourismuszentrale für das Schaalsee-Gebiet aufgebaut. Rehnas Erfolgsrezept besteht in der aktiven Einbeziehung von Bürgern, Schulen, Unternehmen, Vereinen und anderen Gemeinden. Dabei kommt es den Rehnaern auch zukünftig weniger auf spektakuläre Großvorhaben, sondern mehr auf die Kontinuität der kleinen Schritte an. Stadt Ostritz-St. Marienthal und Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal Die Stadt Ostritz-St. Marienthal (3 500 Einwohner) liegt nahe Görlitz im Dreiländereck Deutschland, Polen, Tschechische Republik. Ehemals geprägt durch Braunkohlenabbau und Energiegewinnung aus Braunkohle entwickelten sich die Ostritzer gewissermaßen zu "Experten" im Bereich der Energieversorgung. Im Rahmen des Projekts "Energieökologische Modellstadt Ostritz-St. Marienthal" konnte eine autarke Energieversorgung auf der Grundlage regenerativer Energieträger aufgebaut werden. Dabei kommen ein Biomasse-Heizkraftwerk, Windkrafträder, solarthermische Anlagen, eine Photovoltaikanlage sowie Wasserkraftwerke zum Einsatz. Weitere Projektaktivitäten der Stadt werden entsprechend dem Ziel einer ökologisch ausgerichteten städtischen Gesamtentwicklung in dieses Konzept integriert, so zum Beispiel Projekte zur Stadtsanierung, zur umweltgerechten Abwasserentsorgung oder zum ökologischen Waldbau. Ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung ist die Arbeit des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal. Dieses Zentrum greift die Verpflichtung der "Energieökologischen Modellstadt" auf, das vorhandene Wissen und die Erfahrungen im Strukturwandel und in der Sanierung ökologisch stark geschädigter Regionen auch über die deutschen Grenzen hinaus weiterzugeben. Gemeinde Schöneiche Die brandenburgische Gemeinde Schöneiche liegt im Landkreis Oder-Spree und grenzt an die Großstadt Berlin. Aufgrund ihrer vielen Waldflächen sowie Alleen und Parks trägt Schöneiche den Namen "Waldstadt im Grünen". Die Aktivitäten für eine nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung des Orts gehen von den Vereinen, Initiativen und von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern sowie der Gemeindeverwaltung aus. Sie sind für ökologische Fragen sensibilisiert und haben ein Bewusstsein für die Bedeutung des Umweltschutzes und für den Erhalt von Natur und Landschaft entwickelt. Viele Projekte in den Bereichen ökologisch orientiertes Bauen und rationelle Energieanwendung, naturnahe Abwasserreinigung und Regenwasserversickerung, Naturschutz und Landschaftspflege, umweltverträglicher Tourismus sowie Umwelterziehung in Kindergärten und Schulen wurden gemeinsam realisiert. Schöneiche befindet sich somit auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung und hat wichtige Ziele der Agenda 21 bereits in die Praxis übertragen. Besonders hervorzuheben ist die ökologisch orientierte Ortsentwicklung durch einen beispielgebenden Konsultations- und Kooperationsprozess zwischen Gemeindeverwaltung und einer Vielzahl lokaler Akteure. Sonderpreisträger: Unternehmensverbund "Bioland Ranch Zempow" und Gemeinde Zempow Die 139 Einwohner zählende Gemeinde Zempow liegt im strukturschwachen Norden Brandenburgs im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Unternehmen, Gemeinde, Vereine und Bürger setzen in Zempow ein integriertes ökologisches Entwicklungskonzept in den Bereichen Ökolandbau, Tourismus, regenerative Energien, Naturschutz und Landschaftspflege sowie Umweltbildung um. Durch die sinnvolle Verknüpfung unternehmerischer und gemeinnütziger ökologischer Aktivitäten konnten Arbeitsplätze in größerem Umfang geschaffen werden. Der Unternehmensverbund "Bioland Ranch Zempow" bewirtschaftet die gesamte Gemarkung des Orts in Form extensiver Weiderinderhaltung nach Bioland-Kriterien und verknüpft dies mit verschiedenen ökologisch orientierten Tourismusangeboten. Der umLand e.V., die Ökolandbau-Unternehmen und die Gemeinde haben verschiedene Umweltbildungsangebote entwickelt. Mit dem dezentralen Einsatz regenerativer Energien und alternativer Abwasserlösungen im gewerblichen und privaten Bereich ist Zempow ein Lernort für den Einsatz innovativer Techniken im ländlichen Raum. Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e.V. Das Dorf Auterwitz liegt am Rande der Lommatzscher Pflege, der Kornkammer Sachsens. Es ist umgeben von weiträumigen, intensiv bewirtschafteten Ackerbauflächen. Nach der politischen Wende 1989 und dem anschließenden Niedergang der LPG war das Dorf dem Verfall preisgegeben, Arbeitsplätze gab es kaum noch. Im Jahr 1991 wurde der Verein Umweltzentrum Ökohof Auterwitz von sieben vormals in der Landwirtschaft und im ehrenamtlichen Natur- und Umweltschutz aktiven Personen gegründet, die sich die Förderung und Praktizierung umweltverträglicher und naturverbundener Wirtschafts- und Lebensformen zum Ziel gesetzt haben. Stark verfallene und unter Denkmalschutz stehende Vierseithöfe wurden nach ökologischen und baubiologischen Kriterien wieder aufgebaut und einer neuen Nutzung zugeführt, Arbeitsplätze beispielsweise im Lehmbau und in der Landschaftspflege geschaffen, die naturnahe Abwasserreinigung durch Pflanzenkläranlagen für den gesamten Ort realisiert. Zudem widmet sich der Verein intensiv der Umweltbildung und Umwelterziehung. Im Dorf und in den Nachbarorten wurde durch die Angebote des Vereins das soziale und kulturelle Leben bereichert. Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Ökodorf e.G. 1993 wurde in Groß Chüden das Ökodorf-Projektzentrum eingerichtet. Die dortigen Aktivitäten umfassen unter anderem die ökologische Siedlungsplanung, die Organisation und Durchführung von Seminaren zu verschiedenen Umweltthemen, ökologischen Gartenbau sowie den Bau einer Solar- und einer Pflanzenkläranlage. Alle Projektbausteine dienten seit Beginn auch der Vorbereitung und Erprobung einer zukünftigen sozial-ökologischen Modellsiedlung für etwa 300 Menschen. Den Standort dafür hat die Genossenschaft im Frühjahr 1997 in Poppau gefunden. Mit der Genehmigung des Bebauungsplans für das "Ökodorf Sieben Linden", dem Bau der Infrastruktur, der Sanierung des vorhandenen Baubestands, der Einrichtung eines Gemeinschaftshauses (Niedrigenergiehaus) und dem Beginn der Bauarbeiten für die ersten Wohnhäuser sind die ersten konkreten Schritte zur Realisierung getan. Das Gesamtprojekt ist beispielgebend für eine Siedlung, die in einem demokratischen, kommunikativen Planungsprozess nach ökologischen Kriterien konzipiert und gemeinsam realisiert wird, ohne dabei soziale und wirtschaftliche Aspekte außer Acht zu lassen. Pressekontakte: Telefon: 030/39001-209/208 Telefax: 030/39001-130 Mail: pressestelle [at] difu [dot] de Internet: www.difu.de/tatorte Fon & Fax am 3. September: Telefonnummer: 0341/12 70-454 Mobiltelefon: 0170/233 47 40 Telefaxnummer: 0341/12 70-456