Zuwanderung und Integration von Geflüchteten in Kommunen
Die Zuwanderung nach Deutschland vollzog sich in den vergangenen Jahrzehnten in Zyklen. Einen neuen Höhepunkt erreichte sie 2015/2016, als vor allem Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Osten Schutz und Asyl in der Bundesrepublik suchten. Ging es in der Anfangsphase vor allem um die Verteilung, Unterbringung und humanitäre Erstversorgung der Geflüchteten, müssen inzwischen die deutlich anspruchsvolleren Anforderungen der Integration bewältigt werden.
Die neue Veröffentlichung widmet sich zunächst Fragen der kommunalen Steuerung und Kommunikation: Neben einer Übersicht der Kompetenzverteilung in der bundesdeutschen Flüchtlingspolitik zählen dazu Einschätzungen aus Sicht der kommunalen Spitzenverbände zu institutionellen Veränderungen und fiskalischen Fragen. Erfahrungsberichte zur Ankunft, Registrierung, Antragstellung, der interkulturellen Öffnung von Behörden sowie der Weiterentwicklung von Verwaltungsstrukturen im Zuge der Zuwanderung verdeutlichen das Spektrum der kommunalen Herausforderungen. Um den langen Weg vom Ankommen zum Bleiben geht es in einem weiteren Kapitel – mit Beiträgen zum Zusammenspiel zwischen Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft, zu konkreten Aktivitäten von Willkommensinitiativen, Gastfamilien und Migrantenorganisationen bis hin zu Fragen der beruflichen Perspektiven Geflüchteter. Auch Fragen der Wohnraumversorgung sowie der Stadt- und Quartiersentwicklung werden behandelt: Welche baurechtlichen Möglichkeiten bestehen für eine schnelle Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten? Kommt es im Zuge der Zuwanderung und Integration zu einer Renaissance der sozialen Wohnungspolitik? Welche Rolle fällt der Wohnungswirtschaft zu? Welche Potenziale des Quartiersmodells "Soziale Stadt" können genutzt werden? Ergänzt werden diese Beiträge durch einen Praxisbericht über Wege und Probleme der Wohnungsmarktintegration und Überlegungen zum Thema Zuwanderung und Sicherheit in den Quartieren.
Eine besondere Herausforderung stellt die Zuwanderung für die regionale Entwicklung und die ländlichen Räume dar. Im letzten Kapitel geht es daher um die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in städtischen und ländlichen Räumen und Potenziale und Voraussetzungen, die ländliche Regionen für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen bieten. In diesem Kontext werden erste Erfahrungen mit der neuen Wohnsitzregelung erläutert.
Der Band zeigt, dass Integration ein beständiger politischer Selbstreflexionsprozess ist, in dem – unter aktiver Einbeziehung der "Aufnehmenden" als auch der "Zugewanderten" – immer wieder über das bestehende rechtliche, administrative und fiskalische Instrumentarium nachgedacht werden muss, um ggf. Anpassungen vorzunehmen.