Konflikte, Vertrauen und sozialer Zusammenhalt in Städten
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt „DIVERCITY – Sicherheit und Vielfalt im Quartier“ erarbeitet diversitätsorientierte Sicherheitsstrategien für sichere und vielfältige Städte. Jetzt ist ein Difu-Impulse-Band erschienen, der sowohl Perspektiven der Forschung auf Vielfalt und Sicherheit vorstellt als auch Einblicke in die lokale Praxis gibt. Neben Beiträgen der Verbundpartner des Forschungsprojekts umfasst der Band Beiträge internationaler Autor*innen.
Gabriel Bartl, Niklas Creemers und Holger Floeting vom Difu zeigen darin Möglichkeiten der kommunalen Zusammenarbeit im Rahmen diversitätsorientierter Sicherheitsstrategien auf.
Annelie Küper vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen und Bremen stellt Erkenntnisse zu sicherheitsbezogenem Handeln in heterogenen Nachbarschaften aus Sicht der Wohnungswirtschaft vor.
Anke Schröder und Melanie Verhovnik-Heinze vom Landeskriminalamt Niedersachsen beschäftigen sich mit Kriminalprävention als Planungsansatz und gehen dabei besonders auf Ansätze der Kriminalprävention im Städtebau ein.
Marc Schuilenburg vom Department of Criminal Law and Criminology der Vrije Universiteit Amsterdam skizziert lokale Initiativen aus Rotterdam als Beitrag zur Sicherheit und fordert dazu auf, Sicherheit neu zu denken.
Felicitas Hillmann vom Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung der Humboldt-Universität zu Berlin setzt sich mit grundsätzlichen Fragen der Vielfalt und Migration auseinander und bettet diese in einen historischen Abriss von Stadtentwicklung und Migration ein.
Udo Häberlin von der Abteilung Stadtplanung und -entwicklung der Stadt Wien erläutert am Beispiel des Wiener Bezirks Ottakring den Umgang mit Verunsicherungsphänomenen und Sicherheitsempfinden.
Pia Slögs vom Community Mediation Centre in Helsinki beschreibt einen Ansatz für Mediationsprozesse bei Intergruppenkonflikten in polarisierten Gesellschaften und Stadtquartieren, der zusammen mit der lokalen Polizei entwickelt wurde.
Brigitte Gans vom Allparteilichen Konfliktmanagement im Sozialreferat der Stadt München befasst sich mit Lösungen für Konflikte mit Jugendlichen im öffentlichen Raum am Beispiel der Messestadt Riem und des Glockenbach-Viertels, einem beliebten Ausgehviertel.
Werner Van Herle von der Abteilung für Prävention und Sicherheit der Stadt Mechelen schildert, wie es durch einen integrierten Ansatz gelungen ist, die urbane Sicherheit zu verbessern und den Kulturwechsel hin zu einer offeneren Stadt zu erreichen und damit zum Referenzmodell für gelungene Integrationspolitik in Flandern und darüber hinaus zu werden.
Mónica Diniz von der Abteilung für Prävention, Sicherheit und internationale Beziehungen bei der Stadtpolizei Lissabon stellt einen partizipativen Planungsansatz zur Entwicklung sicherer Nachbarschaften vor und erläutert am Beispiel des Pilotprojekts „Alta de Lisboa“ Methoden, Erfolge und Herausforderungen partizipativer Ansätze urbaner Sicherheit.
Alle Beiträge zeigen, dass es wichtig ist, dort, wo Konflikte in den Kommunen auftreten, die lokalen Konflikt- und Problemkonstellationen zu berücksichtigen, um gemeinsam mit den beteiligten Gruppen Lösungen herbeizuführen und so die Lebensqualität in den Quartieren zu erhalten und zu verbessern. Die Herausforderungen für die Sicherheit, die mit einer zunehmend diversen Stadtgesellschaft verbunden sind, sollten nicht wegdiskutiert werden. Dennoch geht es darum, Diversität als Ressource für die Schaffung und Erhaltung sicherer und lebendiger Städte und nicht als Bedrohung für die Sicherheit zu sehen und urbane Sicherheit zu einem positiv besetzten und gestaltbaren Ansatz weiterzuentwickeln.
Dieser Beitrag erscheint in leicht gekürzter Form im Difu-Magazin „Berichte“ 4/2020.