Foto: Mietfahrräder
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Geteilte Mobilität in nachhaltigen Verkehrsentwicklungsplänen

Ein vom Difu erstellter Leitfaden informiert über neue Mobilitätsformen und -technologien. Er beschreibt ihre Merkmale und erläutert, wie diese in Planwerken verankert werden können und welche Potenziale und Handlungserfordernisse für Kommunen entstehen.

Der vom Difu im Rahmen des EU-Projekts CIVITAS- PROSPERITY erstellte Themenleitfaden für die Integration von Angeboten geteilter Mobilität in nachhaltige urbane Verkehrsentwicklungspläne „SUMP“ liegt nun auch in deutscher Sprache vor.

Städte und ihre Umlandgemeinden sind besonders stark durch individuellen Verkehr, aber auch durch Güter- und Dienstleistungsverkehr geprägt und belastet: Sie stehen vor der Herausforderung, die Negativfolgen des Verkehrs zu minimieren. Dies betrifft vor allem den Ausstoß schädlicher Klimagase, Feinstaub- und Stickoxidbelastungen sowie Verkehrslärm. Zu den Negativenfolgen zählt auch die hohe Flächeninanspruchnahme durch den Motorisierten Individualverkehr (MIV). Vor allem der ruhende Verkehr belegt öffentliche  Flächen im Übermaß.

Neue multimodale Mobilitätsoptionen bieten den Kommunen potenziell die Chance, fließenden und ruhenden Pkw-Verkehr durch neue Angebote zurückzudrängen und teilweise auch den Wirtschaftsverkehr zu reduzieren. Die Kommunen sehen sich dadurch aber auch mit diversen Herausforderungen konfrontiert – insbesondere, was die Regelungen für die Nutzung des öffentlichen Raums angeht: Der Großteil neuer Angebote wird von privatwirtschaftlichen Firmen bereitgestellt, die sich selbst als Mobilitätsdienstleister verstehen. Sie bieten die Nutzung ihrer Verkehrsmittel wie Fahrräder, E-Tretroller, E-Motorroller und Elektro- und herkömmliche Pkw digital und kostenpflichtig im öffentlichen (!) Raum an.

Bei der Nutzung des öffentlichen Raums haben Kommunen eine wichtige Gestaltungsfunktion. Geteilte Mobilität sollte daher in diesem Zusammenhang diskutiert und in Verkehrsentwicklungspläne bzw. SUMP integriert werden. Integrierte Konzepte, die neue Mobilitätsdienstleistungen gezielt und strukturiert als Alternative zum Pkw- Besitz berücksichtigen und damit den Bedarf an Pkw-Stellplätzen reduzieren, sind wichtiger denn je. Sie gehören zu den Schlüsselfaktoren, um künftige Mobilität nachhaltig zu gestalten. Dabei sind acht Prinzipien des SUMP-Konzepts zu beachten, die im Leitfaden erläutert werden.

Die Einbindung des Themas geteilte Mobilität kann als „PULL-Faktor“ auch ein wichtiger Baustein für die Förderung des Umweltverbunds sein. Allen neuen Mobilitätsoptionen sollte gemeinsam sein, dass weniger Fahrten im „eigenen“, privaten Pkw durchgeführt werden. So kann durch die veränderte Verkehrsmittelwahl ein aktiver Beitrag zum Klima- und Umweltschutz geleistet werden – für Kommunen ein zentrales Anliegen. Auch Schritte zur Integration von Sharing-Systemen in die nachhaltige städtische Mobilitätsplanung werden im Leitfaden beschrieben.

Der kostenfreie Leitfaden stellt außerdem alle  Mobilitätsoptionen vor, die für sämtliche Bevölkerungsgruppen potenziell zugänglich sind: öff entliche Fahrradverleihsysteme, E-Tretroller (E-Scooter-Sharing), E-Motorroller-Sharing, (E-) Carsharing , Mitfahrgelegenheiten (Ride-Sharing und Ride-Hailing) und die Frachtmitnahme.

aus: Difu-Magazin Berichte 2/2020