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Dem demografischen Wandel aktiv begegnen

Impulse aus der Wissenschaft, Mut zu Experimenten und neuen Prozessen sowie der Aufbau verbindlicher und dauerhafter Formen der Zusammenarbeit verhalfen den Verbundvorhaben der BMBF-Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ zum Erfolg.

Wie entstehen lebenswerte und belebte Ortskerne? Wie werden Bürgerinnen und Bürger für die Mitwirkung an der Gestaltung der Städte und Gemeinden motiviert? Wie sichern Kommunen langfristig Einrichtungen der technischen, sozialen und kulturellen Infrastruktur? Wie kann mit neuen Partnern Finanzierung neu gedacht werden? Und wie können datenbasiert langfristig belastbare Planungsentscheidungen getroffen werden?

Antworten auf diese Fragen liefern die Ergebnisse von 30 Verbundvorhaben der BMBF-Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“. In den Vorhaben werden seit 2016 Maßnahmen entwickelt und erprobt, um den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen. Die bislang vorliegenden Ergebnisse präsentierten die Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis am 11. und 12. September 2019 bei der Fachkonferenz „Neue Wege zu zukunftsfähigen Kommunen“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ in Halle (Saale).

Prof. Dr. Stefan Siedentop (Institut für Landes und Stadtentwicklungsforschung (ILS)) ging in seinem Eröffnungsvortrag „Neuen kommunalen Wegen zur Zukunftsfähigkeit“ auf den Grund. Kommunen stünden heute vor enormen Herausforderungen und müssten sich kontinuierlich an sozio-ökonomische Veränderungsprozesse anpassen. Um „zukunftsfähig“ zu werden, brauche es in den Kommunen vor allem Wandel und Innovation. Ideen für neue Modelle in der kommunalen Entwicklung müssten in der Praxis langfristig um- und durchgesetzt werden und gegenwärtige vertraute Praktiken ablösen. Innovativ seien solche Neuheiten allerdings erst dann, wenn die Übertragbarkeit auf andere Kommunen gegeben sei. Siedentop wies auch darauf hin, dass Innovationsfähigkeit in den Kommunen nicht unbedingt von selbst entstehe, sie bedürfe verlässlicher Rahmenbedingungen, strategischer Orientierung und Ressourcen.

In drei parallelen Themenräumen diskutierten rund 200 Teilnehmende Fragen nach einem „Neuen Miteinander“ in Beteiligungsprozessen, „Neuen Strukturen“ bei der kooperativen Organisation und Finanzierung von Angeboten der Daseinsvorsorge sowie „Neuem Wissen“ als Entscheidungsgrundlage für die Planung in unterschiedlichen Formaten. Die Inhalte für die Themenräume lieferten die Ergebnisse ausgewählter Verbundvorhaben der Fördermaßnahmen, z.B. Ergebnisse zur Mitgestaltung von Jugendlichen in den Städten und Gemeinden, zur strukturellen Unterstützung ehrenamtlichen Engagements oder zu einem interkommunalen Finanzierungsmodell für Maßnahmen der Innenentwicklung. Die ausführliche Ergebnisdokumentation der Themenräume steht kostenlos online bereit.

Unter der Leitfrage „Welche neuen Wege weist die Fördermaßnahme ‚Kommunen innovativ‘ auf?“ berichteten Eva Nemela (Körber Stiftung), Prof. Dr. Peter Dehne (Hochschule Neubrandenburg) und Eva Schweitzer (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) von ihren Eindrücken aus den Themenräumen. Sie sahen in der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis einen entscheidenden Mehrwert für die Entwicklung innovativer Modelle. Die Wissenschaft liefere die Impulse, um soziale Innovationen zu entwickeln, und die Kommunen ermöglichten das Erproben von neuen Initiativen unter realen Bedingungen.

Übereinstimmend zeigte sich zudem, dass Zukunftsfähigkeit in den Kommunen nur gemeinsam von den kommunalen Akteuren mit den Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden kann. Dies erfordert neben Impulsen der Wissenschaft nicht nur Mut zu Experimenten und neuen Prozessen sondern auch den Aufbau verbindlicher und dauerhafter Formen der Zusammenarbeit.