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Forschung & Publikationen

Auswirkungen des Online-Handels auf Innenstädte und Ortszentren

Studie zu Online-Handel: Handel sowie Kommunen müssen auf aktuelle Entwicklungen reagieren, wenn es weiterhin attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen und Verweilen einladen. Wachstum findet im Einzelhandel künftig fast nur noch online statt.  

Stadt und Handel sind seit jeher von vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Und seit mehr als 15 Jahren wird über die Auswirkungen des Online-Handels auf Stadt, Stadtbild und Stadtfunktion diskutiert: Verschwinden die Läden aus den Zentren, weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen? Es wird zunehmend deutlich, dass der Trend zum Online-Einkauf eine starke und wachsende Dynamik entfaltet. Aber der Online-Handel ist nicht unbedingt der Auslöser für die Probleme des stationären Handels – dazu haben beispielsweise auch überdimensionierte Flächenausweisungen der vergangenen Jahrzehnte, insbesondere an nicht-integrierten Standorten, beigetragen. Weitere Einflussfaktoren sind unter anderem der demografische Wandel, sich verändernde Werte oder die Dynamiken des Immobilienmarktes. Der Online-Handel verstärkt diese Entwicklungen jedoch weiter.

Nach den Daten des Handelsverbands Deutschland  (HDE) wird der Gesamtumsatz des Jahres 2017 im Online-Handel bei 48,4 Mrd. Euro liegen und damit erneut ein Plus von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen. In einigen Bereichen hat die Wachstumsdynamik zwar nachgelassen, zum Beispiel bei der Unterhaltungselektronik und bei Büchern, in anderen Warengruppen beginnt das Wachstum jedoch gerade erst, etwa beim Heimwerkerbedarf oder bei Autozubehör. Je nach Branche sieht die Zukunft des Online-Handels daher sehr unterschiedlich aus, fest steht dabei aber, dass das Wachstum im Einzelhandel fast ausschließlich online stattfindet.

Aber auch über die Entwicklung der Innenstädte lassen sich keine allgemeinen Aussagen machen. Zu verschieden sind die individuellen Voraussetzungen einer Stadt durch ihr regionales Umfeld, ihr touristisches Potenzial oder die Akteure innerhalb der Stadt. Solche spezifischen Ausgangslagen können dazu beitragen, dass der Einzelhandel das Zentrum einer Großstadt verlässt oder dass eine Mittelstadt ein vitaler Handelsstandort bleibt. Mehrheitlich werden jedoch jene Großstädte, die das vielfältigste und differenzierteste Handelsangebot aufweisen, auch zukünftig feste Anker der Handelslandschaft sein. Handel sowie Städte und Gemeinden müssen daher auf aktuelle Entwicklungen reagieren, wenn es weiterhin attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen und Verweilen einladen. Dies sind einige der Ergebnisse der im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) geförderten Studie. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) untersuchte dabei gemeinsam mit den Partnern BBE Handelsberatung und elaboratum aus München mögliche räumliche Auswirkungen des Online-Handels auf Innenstädte, Stadtteil- und Ortszentren sowie Handlungsmöglichkeiten von Kommunen, Handel, aber auch von Akteuren aus der Immobilienwirtschaft.

Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) und des HDE durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie sind als BBSR-Online-Publikation veröffentlicht. Zudem liegt eine Kurzfassung der Ergebnisse als Difu-Paper vor.