Demographischer Wandel in Kommunen
Heftverantwortlicher: Bernhard Müller
Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK), Bd. 1, 2004, deutsch, 126 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2004
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Inhalt
Im Brennpunkt
- Bernhard Müller und Stefan Siedentop
Wachstum und Schrumpfung in Deutschland - Trends, Perspektiven und Herausforderungen für die räumliche Planung und Entwicklung - Peter Franz
Schrumpfende Städte - Schrumpfende Wirtschaft? Der Fall Ostdeutschland - Klaus Peter Strohmeier und Silvia Bader
Bevölkerungsrückgang, Segregation und soziale Stadterneuerung im altindustriellen Ballungsraum - Matthias Koziol
Folgen des demographischen Wandels für die kommunale Infrastruktur - Heinrich Mäding
Demographischer Wandel und Kommunalfinanzen - Einige Trends und Erwartungen
Im Blickfeld
- Jörg Bogumil und Lars Holtkamp
Bürgerkommune unter Konsolidierungsdruck? Eine empirische Analyse von Erklärungsfaktoren zum Implementationsstand der Bürgerkommune
Bernhard Müller und Stefan Siedentop: Wachstum und Schrumpfung in Deutschland - Trends, Perspektiven und Herausforderungen für die räumliche Planung und Entwicklung
Zusammenfassung: Der demographische Wandel ist zu einem Thema in deutschen Kommunen geworden, denn es ist absehbar, dass immer mehr Gemeinden in Ost- und in Westdeutschland in den kommenden 20 Jahren einen "Stagnations- oder Schrumpfungspfad" einschlagen werden. Jenseits großräumiger Verschiebungen werden dabei innerhalb der verdichteten Regionen wachsende und schrumpfende Gemeinden in enger räumlicher Nachbarschaft anzutreffen sein. Der in den Neunzigerjahren dominante Suburbanisierungs- und Dispersionstrend wird an Bedeutung verlieren, ohne sich jedoch in eine selbst tragende Reurbanisierung umzukehren. Dies erfordert auf Seiten der Kommunen und der räumlichen Planung ein Umdenken. Neben wachstumsorientierte Ansätze ist ein "Paradigma der Schrumpfung" zu stellen. Die Region gewinnt dabei als räumliche Plattform für eine effizienzorientierte Anpassung von Siedlungsstrukturen und für die Erarbeitung integrierter regionaler Anpassungsstrategien an Bedeutung.
Peter Franz: Schrumpfende Städte - Schrumpfende Wirtschaft? Der Fall Ostdeutschland
Zusammenfassung: In der Diskussion über die Zukunft schrumpfender Städte wird häufig unterstellt, rückgängige Einwohnerzahlen würden auch mit zurückbleibendem wirtschaftlichem Wachstum einhergehen. Der Beitrag setzt sich damit auseinander, welche potenziellen wechselseitigen Einflüsse zwischen demographischen Größen und ökonomischen Wachstumsfaktoren oder indikatoren bestehen. Am Beispiel der großen ostdeutschen Städte wird gezeigt, dass in den Zeiträumen 1994-96 und 1998-2000 von einer Parallelität von demographischer und ökonomischer Schrumpfung noch nicht die Rede sein kann. Allerdings lässt sich in zahlreichen Städten das Muster eines Wachstums ohne Beschäftigungseffekte (jobless growth) feststellen. Darüber hinaus lassen die Ergebnisse erkennen, dass die ökonomischen Entwicklungspfade der Städte zunehmend unterschiedlich werden.
Klaus Peter Strohmeier und Silvia Bader: Bevölkerungsrückgang, Segregation und soziale Stadterneuerung im altindustriellen Ballungsraum
Zusammenfassung: Schrumpfung der Städte, Alterung der Bevölkerung und zunehmende soziale Segregation charakterisieren die Städte im Ballungskern Nordrhein-Westfalens. Die Stadtgesellschaft entmischt sich, und soziale Benachteiligung konzentriert sich in bestimmten Stadtteilen. Diese liegen im Ruhrgebiet im Norden der Städte, die noch stark durch die jüngste Vergangenheit von Kohle und Stahl geprägt sind. Dort nehmen soziale Integration der Bevölkerung sowie politische und zivilgesellschaftliche Partizipation ab. Die Mehrheit der nachwachsenden Generation wächst heute in diesem städtischen Milieu auf. Die Förderung von Partizipation kann als Maßnahme zum Abbau von Benachteiligung fungieren. Hieraus ergeben sich Handlungsansätze und Lösungsstrategien.
Matthias Koziol: Folgen des demographischen Wandels für die kommunale Infrastruktur
Zusammenfassung: Die Folgen des demographischen Wandels zeigen sich durch die Überlagerung mehrerer Prozesse in den neuen Bundesländern besonders deutlich. Als Folge dieser Entwicklung sind für die Systeme der technischen Infrastruktur bereits erste Einschränkungen der Funktionsfähigkeit und vor allem erste Folgekosten sichtbar. Die Höhe dieser Kosten wird unter anderem ganz erheblich durch die gewählte Stadtumbaustrategie bestimmt. Im Ergebnis ist für die kommenden Jahre mit steigenden Wohnnebenkosten in schrumpfenden Städten zu rechnen. Um steigende Wohnnebenkosten und eine damit einhergehende Verschlechterung der Standortbedingungen in den betroffenen Städten zu vermeiden oder möglichst gering zu halten, ist es dringend erforderlich, sich über kostensparende Stadtumbaustrategien, das heißt einen ökonomisch nachhaltigen Stadtumbau auseinander zu setzen. In diesem Zusammenhang liefert die Auseinandersetzung mit den Folgen des Stadtumbaus für die technische Infrastruktur wichtige Erkenntnisse, die sich auch auf andere Aspekte des Stadtumbaus übertragen lassen.
Heinrich Mäding: Demographischer Wandel und Kommunalfinanzen - Einige Trends und Erwartungen
Zusammenfassung: Die These einer demographisch bedingten generellen kommunalen Finanznot ist, soweit allein auf die Einnahmenseite abgestellt wird, irreführend. Wegen der auch in Zukunft zu erwartenden wachsenden Produktivität kann mit wachsenden öffentlichen und kommunalen Einnahmen pro Kopf gerechnet werden. Selbst demographisch bedingte Einnahmedisparitäten zwischen den einzelnen Kommunen ließen sich durch Finanzausgleich nivellieren. Erst wenn die Ausgabenseite einbezogen wird, erhält die These einen realen Kern. Die Gefahr auf der Ausgabenseite hat vier Komponenten: 1.) Ausgabenremanenz bei rückläufiger Bevölkerung, 2.) steigende Ausgaben pro Kopf wegen der Effekte der demographischen Strukturwandlungen (Alterung, Heterogenisierung, Vereinzelung), 3.) Zusatzausgaben wegen der Effekte der Binnenwanderung (Ost-West, Suburbanisierung), 4.) Zusatzausgaben einer "übermäßigen" Attraktivitätspolitik bei einer "ruinösen" Konkurrenz um Einwohner.
Jörg Bogumil und Lars Holtkamp: Bürgerkommune unter Konsolidierungsdruck? Eine empirische Analyse von Erklärungsfaktoren zum Implementationsstand der Bürgerkommune
Zusammenfassung: Seit Ende der 90er-Jahre erfreut sich das Leitbild der Bürgerkommune gerade bei vielen direkt gewählten Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern außerordentlicher Beliebtheit. Auch viele Bürgerinnen und Bürger sind offensichtlich bereit, sich stark zu engagieren, wenn die Engagementangebote von den kommunalen Entscheidungsträgern ansprechend gestaltet werden. In der wissenschaftlichen Literatur wird aber zunehmend befürchtet, dass aufgrund der kommunalen Haushaltskrise genau diese Angebote nicht vorgehalten werden können und man deshalb mit der Umsetzung der Bürgerkommune so lange warten sollte, bis die Kommunen finanziell besser ausgestattet werden. In einem empirischen Vergleich des Implementationsstands der Bürgerkommune in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen wird gezeigt, dass sich auch bei defizitären Verwaltungshaushalten in Nordrhein-Westfalen wesentliche Elemente der Bürgerkommune umsetzen lassen. In dieser Haushaltssituation ist zwar die Implementation der engagementbezogenen Infrastruktur (Freiwilligenagenturen usw.) wesentlich schwerer zu realisieren, dafür können aber aufgrund des höheren Problemdrucks die bei der Übertragung von Aufgaben auf Vereine zu erwartenden Widerstände der Verwaltungsmitarbeiter besser überwunden werden. Darüber hinaus können auch bei angespannter Haushaltssituation einige Ergebnisse von Bürgerbeteiligung umgesetzt werden, wenn die Budgetgrenzen den Bürgern frühzeitig vermittelt und die Beteiligungsthemen richtig zugeschnitten wurden. Damit ist die Bürgerkommune auch bei defizitärem Verwaltungshaushalt ein überzeugendes Reformkonzept, wenn die kommunalen Entscheidungsträger die aus der Haushaltslage resultierenden Probleme reflektieren und durch ein vorausschauendes Partizipationsmanagement dafür sorgen, dass sich hinterher zumindest kleinere Beteiligungserfolge einstellen.
Die Autorinnen und Autoren dieses Hefts
Dipl.-Sozialwissenschaftlerin Silvia Bader, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR) an der Ruhr-Universität Bochum, Forschungsbereich Sozialberichterstattung, E-Mail: silvia [dot] bader [at] ruhr-uni-bochum [dot] de (silvia[dot]bader[at]ruhr-uni-bochum[dot]de)
Prof. Dr. Jörg Bogumil, Professur für Verwaltungswissenschaft, Schwerpunkt Public Sector Reform, Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft, Universität Konstanz, E-Mail: joerg [dot] bogumil [at] uni-konstanz [dot] de (joerg[dot]bogumil[at]uni-konstanz[dot]de)
Dr. Peter Franz, Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), E-Mail: Peter [dot] Franz [at] iwh-halle [dot] de (Peter[dot]Franz[at]iwh-halle[dot]de)
Dr. Lars Holtkamp, FernUniversität Hagen, LG Politische Regulierung und Steuerung, E-Mail: Lars [dot] Holtkamp [at] fernuni-hagen [dot] de (Lars[dot]Holtkamp[at]fernuni-hagen[dot]de)
Prof. Dr. Matthias Koziol, Lehrstuhl für Stadttechnik an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, E-Mail: Koziol [at] tu-cottbus [dot] de (Koziol[at]tu-cottbus[dot]de)
Prof. Dr. Heinrich Mäding, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), E-Mail: maeding [at] difu [dot] de (maeding[at]difu[dot]de)
Prof. Dr. Bernhard Müller, Lehrstuhl für Raumentwicklung der Technischen Universität Dresden und Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR), Dresden, E-Mail: b [dot] mueller [at] ioer [dot] de (b[dot]mueller[at]ioer[dot]de)
Dr. Stefan Siedentop, Projektleiter Stadtentwicklung am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR), Dresden, E-Mail: s [dot] siedentop [at] ioer [dot] de (s[dot]siedentop[at]ioer[dot]de)
Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR) an der Ruhr-Universität Bochum, E-Mail: peter [dot] strohmeier [at] ruhr-uni-bochum [dot] de (peter[dot]strohmeier[at]ruhr-uni-bochum[dot]de)