Situation der ausländischen und Aussiedlerkinder in Tageseinrichtungen Nordrheinwestfalens
Im ersten Quartal 1998 führte das Difu im Auftrag der Landesarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege und mit Förderung durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen eine standardisierte schriftliche Erhebung zur Situation von ausländischen und Aussiedlerkindern in Tageseinrichtungen durch. Diese Erhebung, die mit den Aktivitäten der Landesregierung Nordrhein-Westfalens zusammenhing, wurde im Rahmen einer Stichprobe bei ca. 1 100 Kindertageseinrichtungen in zwölf Städten und zwei Landkreisen Nordrhein-Westfalens durchgeführt.
Im Vorfeld dieser sozialpolitischen Konzeptentwicklung erschien eine qualifizierte Be-standsaufnahme erforderlich, durch die Informationsdefizite der einschlägigen Landes- und Einrichtungsstatistik ausgeglichen werden.
Insbesondere fehlte ein siedlungsstrukturell differenzierter, nach Trägern, Einrichtungsformen und Gruppenarten aufgeschlüsselter statistischer Gesamtüberblick über die anteilsmäßige Belegung von Kindertageseinrichtungen durch Kinder der verschiedenen ausländischen Bevölkerungsgruppen und der Aussiedler.
Anhand dieser Analyse sollten im Vergleich mit der landesweiten und regionalen, nach den einrichtungsrelevanten Altersgruppen aufgefächerten Bevölkerungs- und Ausländerstatistik Rückschlüsse auf migrantengruppenspezifisch unterschiedliche Versorgungsquoten und Nachfragestrukturen in den nordrhein-westfälischen Kindertageseinrichtungen gezogen werden.
Die Erhebung sollte neben dieser zentralen Bestandsanalyse Basisinformationen über spezielle ausländer- bzw. aussiedlerbezogene Einrichtungsressourcen (z.B. fremdsprachliches Fachpersonal) und pädagogische Angebote (z.B. Sprachförderung) sowie Trendangaben zur Evaluation ermitteln.
Aus den zentralen Ergebnissen der Untersuchung konnte folgendes Resümee gezogen werden.
Im Gegensatz zu offenkundigen Disparitäten in den nachfolgenden Sozialisationsstufen, also etwa im Sekundarschulbereich oder in der Berufsausbildung, sind ausländische und Aussiedlerkinder in Nordrhein-Westfalen im Elementarbereich demographisch angemessen repräsentiert und (abgesehen von einem Nachfrageüberhang bei Hortplätzen) etwa gleich gut versorgt wie inländische Kinder.
Das Nachfrageverhalten der ausländischen, der Aussiedler- und inländischen Eltern nach Plätzen in Kindertageseinrichtungen weist - wiederum landesweit - keine gravierenden Unterschiede auf. Insbesondere zeigen die nahezu identische Verteilung der inländischen, der Aussiedler- und der türkischen Kinder auf die Gruppenformen und ihre annähernd übereinstimmenden Geschlechterproportionen die Integration der türkischen Bevölkerung bei der vorschulischen Infrastrukturnutzung. Bei der Nachfrage nach dem als zukunftssichernd bewerteten Infrastrukturangebot der Kindertagesbetreuung ist eine familial und/oder ethnisch begründete Bevorzugung oder Benachteiligung von Jungen oder Mädchen nicht feststellbar, vielmehr scheint Chancengleichheit der Geschlechter vorzuliegen.
Träger und Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen reagieren erkennbar mit interkultureller Personalanpassung, Eltern- und Gemeinwesenarbeit, Fortbildung, pädagogischer Zielsetzung und Angebotsgestaltung (mit dem Schwerpunkt Sprachförderung) auf den wachsenden Anteil der Kinder aus Migrantenfamilien.
Zur Erhebung liegen eine Ergebniszusammenfassung und ein ausführlicher Ergebnisbericht vor.