Wenn ich Ihnen sage, dass nur Sie das können... Empowerment in der Kinder- und Jugendhilfe
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 93, 2014, DINA4, deutsch, 132 S.
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Inhalt
"Empowerment" als Begriff
In der Sozialarbeit gewinnt "Empowerment" als Handlungskonzept zunehmend an Bedeutung. Der Begriff "Empowerment" ist dabei eher als "Schlagwort" zu verstehen, das mit konkreten praktischen Inhalten gefüllt werden muss. In den Handlungsfeldern der Jugendhilfe bedeutet dies, professionelle Hilfen nicht losgelöst von den Beweggründen, Ressourcen und Rechten von Klient/innen zu planen und umzusetzen. Dabei spielt die Kooperation mit Eltern eine viel größere Rolle als bisher. Für Fachkräfte in der Jugendhilfe ist damit eine Rollenänderung verbunden, die für beide Seiten klar definiert sein muss. Was bedeutet es für die Fachkraft, sich eher aktivierend und moderierend in Hilfeplanungsprozesse einzubringen und als Fachexperte zurückzunehmen? Für Familien geht es darum, sich als Expert/innen ihres eigenen Lebens zu verstehen, Lösungen vorzuschlagen und mit zu erarbeiten.
Wie leben "wir" Erziehungspartnerschaft?
… war die Hauptfrage dieser Tagung.
- Wie und mit welcher Haltung arbeiten professionelle Fachkräfte in der Jugendhilfe derzeit mit Familien und wie gelingt der Zugang zu ihnen?
- Wie können Eltern besser in den Hilfeprozess einbezogen, im Hilfeplangespräch "in der Kooperation" gehalten und in ihrer Erziehungsverantwortung gestärkt werden?
- Welche Haltung und Positionen nehmen die Eltern dabei ein? Welche Mitspracherechte haben Kinder und Jugendliche?
- Wie können Familien zu einem selbstbestimmteren Umgang mit ihren Problemen und deren Lösung befähigt werden?
Wie kann das in der Praxis gelingen?
… wenn man weiß, dass die unterschiedlichen Handlungsfelder in der Kinder- und Jugendhilfe beim Gestalten dieser Erziehungspartnerschaften berücksichtigt werden müssen? Im ASD und beim Kinderschutz ist dies viel schwieriger als z.B. in der Jugendsozialarbeit. Hierzu wurden in Erfahrungswerkstätten und Vorträgen – mit Filmbeiträgen, Fallbeispielen und praktischen Übungen – konkrete Ansätze und Projekte vorgestellt, diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht, zum Beispiel "Die Familienklasse" als Methode der Mehrfamilienarbeit und -therapie, die "S I T. Elternarbeit mit dem Ansatz der systemischen Interaktionstherapie" sowie der Familienrat.
Weil die Wirkung so groß ist!
Die Anerkennung der Kompetenz der Familie
"Bei meinem ersten Familienrat wurde ich so herzlich als Gast empfangen, wie man es nie als Jugendamtsmitarbeiterin erlebt ... Der Plan, der mir nach drei Stunden von der Familie vorgestellt wurde, versetzte mich in Begeisterung. Dafür hätte ich sicher zehn Beratungsstunden gebraucht und die Familie hat das ganz allein bewerkstelligt! … So kann Soziale Arbeit sein! Damals ging ich mit einem Glücksgefühl nach Hause. Davon wollte ich unbedingt mehr!" (Sina Adamy, Koordinatorin von Familienräten in Berlin)
Aus dem Inhalt
Eröffnung
BRUNO PFEIFLE, Jugendamt Stuttgart
Das Wunder des Nichtwissens oder das Paradigma der professionellen Lösungsabstinenz
PROF. DR. HEIKO KLEVE, Fachhochschule Potsdam
Wie ich zur Überzeugungstäterin wurde …
Vertreterinnen aus den Bereichen ASD, HzE, Kita und Schule berichten
Für den Bereich ASD/Hilfen zur Erziehung
HEIKE HÖR, Jugendamt Stuttgart
Für den Bereich Kita
ALEXANDRA ZINATI-FELD, Abteilung Jugend und Familie, Landkreis Euskirchen
Für den Bereich Schule
SINA ADAMY, Koordinatorin von Familienräten, Berlin
Die Familienklasse in Bremen: Mehrfamilienarbeit in Schulen
DORIS DRÜMMER, Systemische Familientherapeutin (SG), Systemische Supervisorin (SG), Bremen
Relationale Hilfeplanung zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft
PROF. DR. FRANK FRÜCHTEL, Fachhochschule Potsdam
Eine Methode mit Potenzial: SIT
Elternarbeit mit dem Ansatz der systemischen Interaktionstherapie
MICHAEL BIENE, Institut SIT, Bern (Schweiz)
Bürgergesellschaft: Neues Verhältnis von Bürger/innen und Staat und dessen Auswirkungen auf die sozialen Institutionen und "unser Tun"
PROF. EM. DR. HEINER KEUPP, München
Empowermentansätze in verschiedenen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe - Erfahrungswerkstätten
Werkstatt "Beratung/ASD/Kinderschutz: FamilienRat"
HEIKE HÖR, Jugendamt der Landeshauptstadt Stuttgart
Praxisbeispiele
SILVIA KORKMAZ, FamilienRatsbüro Stuttgart
Werkstatt "Jugendsozialarbeit – Streetwork mit Empowerment"
TANJA RIES, Gangway e.V., Berlin
Werkstatt "Hilfen zur Erziehung: Familienrat in Berlin - JaKuS"
Zwei Perspektiven eines Familienrates
SINA ADAMY, Koordinatorin von Familienräten, Berlin
MAIK WALTER, Bürgerkoordinator von Familienräten, Berlin
Das Konzept des Familienrats in Berlin
VOLKER LANGNER, JaKuS gGmbH – Jugendarbeit, Kultur und Soziale Dienste, Berlin
Werkstatt "Elternarbeit: ELTERN-AG – Erfolgsfaktoren bei der Ansprache sozial benachteiligter Familien"
JANET THIEMANN und ANNE MATUSCHEK, MAPP-Empowerment GmbH, Magdeburg
Literaturhinweise