Wertschöpfungskompetenz der Region Ingolstadt
Wissen gewinnt als strategische Ressource für die Regionalentwicklung an Bedeutung. Damit wächst auch die Notwendigkeit, sich explizit mit den regionalen Wissensressourcen zu befassen, diese systematisch zu erfassen und die Chancen ihrer Sicherung und Entwicklung zu prüfen. In diesem Zusammenhang haben sich viele Kommunen und Regionen in den letzten Jahren bei der Initiierung und Unterstützung von Netzwerken zwischen Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen in bestimmten Branchen oder Technologiefeldern engagiert. Solche institutionalisierten Cluster- und Netzwerkinitiativen sollen – bei allen begrifflichen und konzeptionellen Unterschieden im Detail – durch die Bündelung von Ressourcen, Wissenstransfer und Lerneffekte die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Akteure steigern.
Die Region Ingolstadt zählt zu den bedeutenden Automotive-Regionen Deutschlands, Technologiekompetenzen existieren daneben auch in zahlreichen anderen Bereichen wie der Luftfahrttechnik, dem Maschinenbau oder der Gesundheitswirtschaft. Darüber hinaus ist eine rege Aktivität bei der Gründung von Unternehmen spürbar. Um die vorhandenen Technologiekompetenzen und Entwicklungspotenziale in diesen Wirtschaftsbereichen in Zukunft noch stärker auszuschöpfen, sollen diese Wissensressourcen und Wertschöpfungsaktivitäten gezielt ausgebaut und vernetzt werden.
In einem Forschungsverbund des Lehrstuhls für Raumentwicklung der Technischen Universität München, des Zentrums für Entrepreneurship der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der Regionalwirtschaft der Nord/LB, Ernst Basler + Partner und des Deutschen Instituts für Urbanistik wurde die Wertschöpfungskompetenz der Region Ingolstadt im Auftrag der Audi AG und der Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V. untersucht. Die Untersuchung sollte besonders die Stärken und Potenziale der Wirtschaftsregion Ingolstadt identifizieren, Marktchancen durch eine zielgerichtete Vernetzung der regionalen Wirtschaft erkennen, die Wertschöpfungspotenziale aus verbesserter Vernetzung bewerten und Handlungsempfehlungen erarbeiten. Sie erfolgte in drei Modulen: einer Netzwerkanalyse zur Erhebung und Darstellung der regionalen Kooperationsbeziehungen von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Unternehmensgründern, einer Workshopserie „Regionaler Wirtschaftsraum: Von der Kooperation zum Netzwerk“ angelehnt an die RICARDA-Methodik der Wissensbilanzen für regionale Cluster- und Netzwerkinitiativen und einer Input-Output Analyse zur Bewertung von Kooperationseffekten auf die regionale und sektorale Wertschöpfung.
Um die Stärken und Potenziale der Region Ingolstadt zu identifizieren und eine Vernetzung aktiv zu fördern, trafen sich von Oktober 2010 bis Februar 2011 rund 70 regionale Unternehmensleiter und Vertreter der Hochschulen zu vier Workshops, in denen sie gemeinsam Ideen und Maßnahmen entwickelten. Kern dieser Veranstaltungen war die Frage, wie aus unterschiedlichen Einzelkooperationen innovative und langfristig funktionierende Netzwerke entstehen können. Sechs konkrete Projekte stehen am Ende der Workshopreihe und reichen von Themen wie Informations- und Wissensmanagement über ein Kompetenzzentrum für Virtuelle Entwicklung bis hin zu Projekten im Bereich Mobilität. Dahinter steht ein dynamischer Prozess, so dass sich jederzeit weitere interessierte Partner mit ihren Kompetenzen einbringen können. Die Themen Gründer, Gesundheit und Logistik wurden im Rahmen des Projekts ebenfalls aufgegriffen und nochmals gesondert durch Vertiefungsveranstaltungen behandelt.
Der Abschlussbericht der Studie stellt die zentralen, branchenübergreifenden Wertschöpfungsfelder und die wesentlichen Wissensträger in einzelnen Wertschöpfungsfeldern sowie die räumliche Dimension der Wissensvernetzung und deren Verankerung in der Region dar. Er erläutert wie diese Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Region Ingolstadt und innerhalb des Wertschöpfungsprozesses miteinander verflochten sind sowie welche Lücken das regionale Wertschöpfungssystem aufweist und welcher Raum dadurch für neue Geschäftsfelder besteht. Der Abschlussbericht benennt und erläutert strategische Handlungsfelder und Projektideen zur langfristigen Stärkung der Wertschöpfungskompetenz und damit der Wettbewerbsfähigkeit der Region Ingolstadt.