Die Reform des Kindschaftsrechts - eine Reform für Kinder?
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 25, 2000, deutsch, 208 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2000
Veranstaltung
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Miriam Aust
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Inhalt
"Wer (...) ein Urteil über den Erfolg der Kindschaftsrechtsreform nach eineinhalb Jahren Praxis erwartet, muss zwangsläufig eine Enttäuschung erleben. Denn die Kindschaftsrechtsreform lässt sich nicht mit den üblichen Maßstäben messen, die bei der Bewertung des Erfolgs eines Gesetzes in der Praxis angelegt werden. (...) Sinnvoll ist zu diesem Zeitpunkt allein der Versuch, sich einen Überblick zu verschaffen, wie denn die Rechtssprechung mit den neuen Regelungen bisher umgegangen ist, wie alle Beteiligten auf die neuen Regelungen reagiert haben, aber auch, wo es denn Sand im Getriebe gibt, (...), ob die Schwierigkeiten von der Praxis selbst gemeistert werden können oder ob es der Hilfe des Gesetzgebers dazu bedarf."
(siehe Beitrag von Prof. Siegfried Willutzki, Vorsitzender des Deutschen Familiengerichtstages)
Anliegen der Fachtagung war es, fast zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der Gesetze zur Kindschaftsrechtsreform, die bisherigen praktischen Erfahrungen mit der Umsetzung der Kindschaftsrechtsreform mit Vertreterinnen und Vertretern der öffentlichen und freien Jugendhilfe und insbesondere Familienrichterinnen und Familienrichtern zu diskutieren. Dabei stand die Interessenlage des Kindes im Mittelpunkt der Diskussion.
Mit Blick auf die verbesserte Rechtsstellung betroffener Kinder und Jugendlicher wurde zum einen diskutiert, ob es gelungen ist, diese ihrem Alter entsprechend inhaltlich und methodisch am Verfahren zu beteiligen, welche Rechte und welche Pflichten Kinder und Jugendliche in diesem Kontext haben und ob die Beratung vor und in familiengerichtlichen Verfahren sowie die Einführung des Verfahrenspflegers ("Anwalt des Kindes") eine am Kindeswohl orientierte Lösung gewährleisten.
Zum anderen wurde eine Zwischenbilanz gezogen, wie sich das Zusammenspiel der in familiengerichtlichen Verfahren tätigen Akteure (Richterinnen und Richter und Fachkräfte der freien und öffentlichen Jugendhilfe) unter den neuen Bedingungen qualitativ und strukturell entwickelt hat und ob es mehrheitlich gelungen ist, Eltern zu motivieren und zu befähigen, einvernehmliche Regelungen zu finden.
Zum Abschluss der Veranstaltung referierte Margot von Renesse, Mitglied des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages, über die Umsetzung und geplante Weiterentwicklung der Kindschaftsrechtsreform in der jetzigen Legislaturperiode.
Aus dem Inhalt
- Einführung in das Tagungsthema
Ministerialrat Dr. Reinhard Wiesner, Leiter des Referates Kinder- und Jugendhilferecht im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn
Fachreferate
- Folgen von Trennung und Scheidung aus kindzentrierter Perspektive
Prof. Dr. Ulrich Schmidt-Denter, Geschäftsführender Direktor des Psychologischen Institutes, Universität Köln - Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Umsetzung der Kindschaftsrechtsreform
Prof. Dr. Roland Proksch, Präsident der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg und Geschäftsführer des Instituts für Soziale und Kulturelle Arbeit Nürnberg gGmbH
Erfahrungsberichte
- Zur Umsetzung der Kindschaftsrechtsreform aus Sicht der familiengerichtlichen Praxis
Prof. Dr. Siegfried Willutzki, Vorsitzender des Deutschen Familiengerichtstages, Köln - Im Interesse des Kindes? - Die Sorge- und Umgangsregelung getrennt lebender Eltern
Prof. Dr. Ludwig Salgo, Fachbereich Rechtswissenschaft der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main und Fachbereich Sozialpädagogik der Fachhochschule Frankfurt am Main - Positionen und Fragen zu Beurkundung, Beistandschaft und Kindesunterhalt
Dr. Anke Maiwald, Leiterin der Abteilung Amtsvormundschaften des Jugendamtes Potsdam - Erfahrungen von Beratungsstellen - neue Herausforderungen
Matthias Webder, Leiter der Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums Trier, Neuwied - Eine Zwischenbilanz aus Sicht des Allgemeinen Sozialen Dienstes der öffentlichen Jugendhilfe
Edmund Sichau, Sachgebietsleiter für Erziehungsbeistandschaften und Betreutes Wohnen, Jugendamt Mannheim
Arbeitsgruppen
- Altersangemessene Anhörung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen: Anforderungen an die Professionen
- Gemeinsame Sorge nach Trennung und Scheidung - Erwartungen an Eltern - Folgen für Kinder
- Verfahrenspfleger, der "Anwalt des Kindes" - Erfahrungen in einem neuen Berufsfeld
- Umgangsrechte und Umgangspflichten aus Sicht des Kindes
- Beistandschaft - Beistand für die Mutter (den Vater) oder Beistand für das Kind?
- Beratung vor/statt gerichtlicher Entscheidung? (Scheidungs-, Sorge- und Umgangsrecht)
Fachreferate
- Die Umsetzung und Weiterentwicklung der Kindschaftsrechtsreform in der gegenwärtigen Legislaturperiode
Margot von Renesse, Mitglied des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages, Berlin
Nachfragen und Diskussion
Moderation: Ministerialrat Dr. Reinhard Wiesner