Mit Kindern und Jugendlichen verhandeln?!
Partizipation im Jugendhilfekontext
Inhalt
Es ist bekannt, dass es zwar viele Informationen über Kinder und Jugendliche, aber nicht von Kindern und Jugendlichen gibt. Aber:
"Man meint zu wissen, was für die Kinder gut ist."
I. Statement, Julia, Teilnehmerin
"Den entscheidenden Schritt mit dem Jugendamt in Kontakt zu treten, machte meine Mutter, die sich hilflos fühlte. Im Jugendamt hatten wir dann mehrere Gespräche. ...
Ich muss sagen, für mich war es ein Kampf.
Ich war schließlich erst 15 Jahre, als ich zum Jugendamt Kontakt bekam und hatte ganz klare Vorstellungen von meiner Zukunft. Ich hatte das Gefühl, mit meinen 15 Jahren gar nicht so richtig ernst genommen zu werden. Vielleicht dachte auch mancher im Jugendamt, dass ich spinne, überheblich sei, weil ich Erwartungen, Wünsche und Forderungen so direkt formulierte. Ich fühlte mich nicht so richtig respektiert.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass es ziemlich schwer war, sich durchzusetzen und den Leuten verständlich zu machen, warum man wirklich weiß, was gut für einen ist. Der Kampf um meine Ziele war schon sehr anstrengend." (S. 11 ff.)
II. Fragen aus der Arbeitsgruppendiskussion
Was macht Partizipation schwer?
Wie kann man es besser machen?
Welche Ressourcen werden dafür benötigt?
Was heißt das für Kinder und Jugendliche?
Und immer wieder wurde danach gefragt: Was blockiert uns selber?
III. Vorweggenommene Tagungsergebnisse
Als eines der Hauptprobleme, Partizipation zuzulassen, wurde die Rollen-Unklarheit bei Fachkräften in der Jugendhilfe identifiziert, eingeschlossen der Frage: Welche Rolle entwickelt man für sich selbst? Wenn ein professionelles Selbstbewusstsein vorhanden ist, kann auch der Mut zum Experimentieren gefunden werden. Beteiligung muss geplant und ein "Beteiligungsdesign" entwickelt werden, inklusive alters- und entwicklungsgerechter Gesprächstechniken. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen die Chance haben, das Problem aus eigener Sicht zu beleuchten und eigene Zielvorstellungen zu entwickeln. Der Sozialarbeiter, die Sozialarbeiterin, sollte sich, wie es Herr Professor Wolff so schön formulierte, als Brückenbauer zwischen den Professionen, zwischen Eltern, Kindern und Jugendamt verstehen. Eine manchmal sicher schwierige Gratwanderung mit Absturzgefahr und immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Wie stabil, tragfähig ist die Brücke (Beziehung)?
IV. ... was Kindern und Jugendlichen bei Hilfeplangesprächen missfallen oder gefallen hat:
"Ich werde vorgeführt." / "Alle meine Fehler werden breitgetreten." / "Unser Jugendamt sitzt mit dem Diktiergerät da und hört sowieso nicht zu." / "Die Erwachsenen haben für alles eine Lösung." / "Ich kriege keinen Kaffee." / "Ich habe das Gefühl, dass man versucht, mir zu helfen." / "Ich finde es klasse, dass die Gespräche nicht den ganzen Tag dauern." / "Heute bin ich die Wichtigste." (S. 72 ff.)
Aus dem Inhalt
Wie war, wie ist das eigentlich bei mir? Erfahrungen mit dem § 8 KJHG
(Ehemals) in Jugendhilfemaßnahmen einbezogene junge Menschen aus Berlin erzählen
Podiumsdiskussion
- Aus entwicklungspsychologischer Sicht:
PD Dr. Maria von Salisch, Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie, Freie Universität Berlin - Aus soziologischer Sicht:
Prof. Dr. Reinhart Wolff, Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin - Aus rechtlicher Sicht:
Prof. Dr. Ludwig Salgo, Fachbereich Rechtswissenschaften, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt/Main - Aus Sicht der Jugendhilfe:
Wolfgang Rüting, Abteilung Soziale Dienste, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf, Münster
Ergebnisse der Arbeitsgruppendiskussion: Partizipation als Einigungsprozess: Am Anfang ist das Hilfeplangespräch - die gemeinsame Entscheidung für eine Hilfeform
- Barbara Bütow, Universitätsklinikum Ulm; Siegfried Hutsch, START - gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbH, Bernburg
- Friedrich-Wilhelm Rebbe, Abteilung Ambulante Hilfen zur Erziehung im Fachbereich Jugend und Familie des Kreises Unna
Und so geht's: Exemplarische Vorstellung von Verfahren und Methoden der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in:
- Münster: Wolfgang Rüting, Abteilung Soziale Dienste, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf
- Saalfeld: Dr. Kerstin Dellemann, Jugendamt des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt (Thüringen)
- Düsseldorf: Roswitha Heimlich, Abteilung Soziale Dienste, Jugendamt der Stadt Düsseldorf
- Aus dem Leben erzählt: Erfahrungsbericht Ina Schubert, AWO, Kreisverband Düsseldorf e.V.
Impulse und Diskussion in fünf Arbeitsgruppen: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Handlungsfeldern der Jugendhilfe
- AG 1: Verfahrenspfleger - Anwälte und/oder Berater der Kinder?
Input: Dr. Maud Zitelmann, Institut für Sozialpädagogik/Erwachsenenbildung, Joh.-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt/Main - AG 2: Kinder und Jugendliche, die (vorübergehend) ihre Familie verlassen mussten
Input: Cornelia Dittrich, ProFam gGmbH, Berlin - AG 3: Wie kommt das Kind zu seinem (Kindschafts-)Recht? Kinder und Jugendliche im elterlichen Trennungskonflikt
Input: Peter S. Dietrich, Ute Herrmann, Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung, Universität Potsdam - AG 4: Ambulante Hilfen zur Erziehung
Input: Petra Mattes, Psychologische Beratungsstelle der Stadt Mannheim - AG 5: Vernachlässigte Kinder und Jugendliche
Input: Prof. Dr. Jörg Fegert, Klinik für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
Kinder haben das letzte Wort: Konsequenzen für die Arbeit der Jugendhilfe
- Prof. Dr. Jörg Fegert, Klinik für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 32, 2001, deutsch, 204 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2001
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