Suffizienz und Wohnflächenkonsum
Mit dem Konzept der Suffizienz wird die Kritik an der „Maßlosigkeit“ in eine Lösungsstrategie gewendet, die in einen Wertewandel und in Transformationsprozesse eingebettet ist. Suffizienz setzt also nicht bei einer Dimension an, sie stellt das Paradigma des permanenten Wachstums generell in Frage. Zudem wird die Frage, wie viel eigentlich genug ist, in die Betrachtung von Konsum und Alltagsverhalten eingebettet.
Im Kontext des Wohnens verdichtet sich die Debatte meist schnell auf Gemeinschaftswohnen und das Teilen von Wohninfrastruktur. Berechnungen legen nahe, dass eine andere Verteilung des bestehenden Wohnraums einen wesentlichen Beitrag zur Wohnraumversorgung leisten könnte. Schließlich wird ein geringerer Wohnflächenverbrauch als Beitrag zum Boden- und Umweltschutz und damit auch als Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung gewertet. Gleichzeitig zeigt die Fokussierung auf den Wohnungsmarkt auch die Grenzen einer allein auf individuelles Verhalten abzielenden Appellstrategie. Allokation und Angebotsstruktur des Wohnungsmarkts, Preisentwicklung und konkrete Hemmnisse bei Umbau und Umnutzung erschweren selbst bei hoher Bereitschaft eine Reduzierung der individuellen Wohnflächeninanspruchnahme. Für die wachsende Zahl kleiner Haushalte – insbesondere auch die Bewohnenden von Einfamilienhäusern – stehen kaum die alternativen Wohnangebote zur Verfügung, die ein Suffizienzgedanke nahelegen würde. Hier ist eine sozial sensible Steuerung erforderlich, um das Akzeptanzproblem nicht weiter zu verschärfen.
Im Rahmen des Forschungsprojekts geht es darum, die Vielfalt der Positionen zu Wohnflächensuffizienz im politischen, wissenschaftlichen und fachöffentlichen Diskurs herauszuarbeiten und nicht eine einzige „richtige“ Position zu bestimmen.
Diskurse, Konzepte und Instrumente kritisch hinterfragt
Studio Rustemeyer (Thomas Rustemeyer)