Ausweitung kommunaler Wohnungsbestände
Wohnen ist ein Grundbedürfnis und eine Wohnung die Voraussetzung für Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben. In den wachstumsstarken, dynamischen Regionen Deutschlands gehören Wohnungsmarktengpässe und Preissteigerungen schon seit Jahren zum Alltag. Dagegen hilft – so ist allerorten zu hören – vor allem der Neubau von bezahlbaren sowie gebundenen Wohnungen. Diese Aufgabe wird unter anderem von den kommunalen Wohnungsunternehmen umgesetzt.
In Deutschland befinden sich rund 2,3 Millionen Wohnungen oder zehn Prozent des Mietwohnungsbestandes in kommunaler Hand. Sicherlich würden viele Kommunen die Aussage von Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München, unterstreichen: „Städtische Wohnungsbaugesellschaften sind ein Regulativ für den Wohnungsmarkt und ein Garant für langfristig bezahlbaren Wohnraum.“ Doch lag der kommunale Wohnungsneubau viele Jahre brach. Selbst in München, wo bereits vor zehn Jahren ein akuter Wohnungsmangel diagnostiziert wurde, stellten die kommunalen Wohnungsunternehmen GEWOFAG und GWG im Jahr 2009 lediglich 400 Wohnungen fertig – 2019 waren es wieder 1.500 Wohnungen.
Eine zentrale Rolle spielt die Schnittstelle „Liegenschaften"
Im Forschungsprojekt „Ausweitung des kommunalen Wohnungsbestands durch Neubau und Ankauf als wohnungspolitische Strategie“ ging das Deutsche Institut für Urbanistik gleich mehreren Fragen nach: Unter welchen Rahmenbedingungen werden kommunale Wohnungen gebaut? Wie laufen die Abstimmungsprozesse zu Zielen und Strategien und wer sind die Zielgruppen der Unternehmen? 20 Fallstudienstädte wurden dabei von 2017 bis 2020 in den Fokus genommen – gefördert im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt). Die Schnittstelle „Liegenschaften“ zwischen Stadt und Wohnungsunternehmen spielt eine zentrale Rolle - und so ist die Baulandbereitstellung die häufigste Form der Unterstützung der Ausweitung kommunaler Wohnungsbestände. Allerdings sind städtische Flächen ein knappes Gut. Ein weiterer wesentlicher Motor ist die soziale Wohnraumförderung, die von den kommunalen Unternehmen genutzt wird. Allerdings betonen diese die Bedeutung von gemischten Beständen und Neu-bauquartieren, um Stigmatisierungsprozessen vorzubeugen.
Die Dimension der kommunalen Wohnungen ist oft historisch bedingt. Nicht jede Stadt hat ein Wohnungsunternehmen in der Größe, in der sie es bräuchte. Selbst wenn jetzt der Wohnungsbau forciert wird, ändert sich diese Situation nicht schnell genug. Die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum bleibt damit vorerst eine Aufgabe breiter „Schichten“ der Wohnungswirtschaft.
Aus: Difu-Magazin "Berichte" 2/2021