Masterplan Stadtnatur
Vor diesem Hintergrund hat das Difu gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in dem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) von 2019 bis 2022 geförderten Forschungsvorhaben „Stadtnatur erfassen, schützen, entwickeln" Empfehlungen für weiterentwickelte freiraumbezogene Orientierungswerte erarbeitet. Die in der Reihe „BfN-Schriften“ veröffentlichten Empfehlungen basieren auf einer Analyse des bundesweiten Status-quo zur Anwendung von freiraumbezogenen Orientierungswerten sowie der Untersuchung der kommunalen Praxis in fünf Fallstudienstädten (Berlin, Dresden, Freiburg i.Br., Rheine und Graz).
Die Weiterentwicklung der Werte zielt darauf ab, über die Erholung hinausgehend auch die Klima-, Gesundheits- und Biodiversitätsfunktion von öffentlichen Grünflächen und Grünstrukturen abzubilden. Im Ergebnis werden nach diesen vier Funktionen differenzierte Kernindikatoren und Orientierungswerte für verschiedene Qualitätsmerkmale des öffentliche Grüns empfohlen.
Da nicht jede Grünfläche oder Grünstruktur per se auf die empfohlenen funktionsbezogenen Orientierungswerte angerechnet werden kann, sondern für die jeweilige Funktion als wirksam beurteilt werden muss, wurden ergänzend zu den Orientierungswerten Kenngrößen zur Bestimmung der Funktionswirksamkeit einzelner Grünflächen und -strukturen entwickelt. Diese Kenngrößen beziehen sich beispielsweise auf die Mindestgröße, den Versiegelungsgrad, die Zugänglichkeit, das Lärmbeeinträchtigungsniveau, die Artenausstattung oder die Strukturvielfalt von Grünflächen.
Zudem wurde im Forschungsvorhaben ein Strukturtypenschlüssel für eine flächendeckende Stadtbiotopkartierung entwickelt, der es erlaubt, quantitative und qualitative Informationen zur Versorgungs- und Bedarfsanalyse des städtischen Grüns bereitzustellen.
Die empfohlenen Orientierungswerte und Kenngrößen sowie der entwickelte Strukturtypenschlüssel wurden im laufenden Forschungsprozess mit einer Vielzahl von Fachleuten aus Kommunalverwaltungen, kommunaler Planungspraxis, Verbänden und Wissenschaft erörtert und qualifiziert. In einem Nachfolgeprojekt, das ebenfalls von der HSWT und dem Difu mit Förderung des BfN bearbeitet wird, werden die Werte und Größen sowie der Strukturtypenschlüssel ab Herbst 2023 in mehreren Kommunen einem Praxistest unterzogen. Parallel dazu wird vom BfN ab 2024 ein Konventionsbildungsprozess durchgeführt, in den verschiedene Fachinstitutionen, Fachgremien und Verbände einbezogen werden und der auf eine möglichst breit getragene Fachkonvention zu den Orientierungswerten und Kenngrößen zielt.