Sozialer Zusammenhalt in den Städten entsteht nicht von allein
Wie lässt sich sozialer Zusammenhalt angesichts von Zuwanderung und zunehmender Vielfalt in der Stadtgesellschaft gestalten? Diese Frage diskutierten über 100 Fachleute aus der kommunalen Praxis, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie der Wissenschaft im Rahmen einer Fachtagung.
Die Zuwanderung von Geflüchteten in den vergangenen vier Jahren war in dieser Dimension neu und stellt bis heute eine Herausforderung dar – vor allem für die Kommunen. Dabei rücken Fragen der längerfristigen Integration in die Gesellschaft ebenso in den Fokus wie die Folgen verstärkter Migrationsbewegungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Integration stellt sowohl Anforderungen an die Zugewanderten als auch an die Stadtgesellschaft. Klar ist auch: Integration gelingt nicht kurzfristig. Deshalb werden Städte und Gemeinden dauerhaft intensiv mit dem Thema befasst sein.
Aus diesem Grund hat das Difu eine Fachtagung in Kooperation mit der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, der Bertelsmann Stiftung und der Robert Bosch Stiftung durchgeführt. Partner waren darüber hinaus der Deutsche Städtetag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Die Ergebnisse der Tagung wurden unter dem Titel „(Neu)Zuwanderung bewegt – Sozialer Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft“ dokumentiert und stehen kostenfrei online zur Verfügung. Die Veröffentlichung enthält Begrüßungsworte und inhaltliche Ausführungen der Veranstalter: Prof. Dr. Carsten Kühl, Wissenschaftlicher Direktor des Difu, Stephan Vopel, Direktor Programm „Lebendige Werte“ der Bertelsmann Stiftung und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Die Staatsministerin unterstreicht in ihrem Beitrag „Einwanderungsgesellschaft vor Ort gestalten“ den besonderen Stellenwert des Themas „Integration und Wohnen“ im neuen Nationalen Aktionsplan Integration.
Daran schließt sich die Keynote von Prof. Walter Siebel an, der in seinem Beitrag „Sozialer Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft“ drei Bedingungsfaktoren diskutierte: Ökonomischen Strukturwandel, Kontrollverlust des Staates und Zuwanderung. In seinen Schlussfolgerungen hob Siebel hervor, dass Integrationspolitik in besonderem Maße Stadtpolitik sei, die maßgeblich zwei Adressaten habe: die Zuwanderer und die von Ausgrenzung bedrohte einheimische Bevölkerung.
Suat Yilmaz, Leiter der landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren des Landes Nordrhein-Westfalen, erläuterte in seinen Ausführungen, dass Integration konflikthaft sei und sich deshalb die Integrationsarbeit in Richtung eines Integrationsmanagements weiterentwickeln müsse, das die Potenziale der Zuwanderung stärker in den Blick rückt.
Einblicke in unterschiedliche integrationspolitische Fragestellungen und Handlungsfelder geben die Ergebnisse aus den fünf Dialogforen. Sie beleuchten kommunale Strategien gegen Wohnungsnot, die Rolle des Quartiers für Integration und Zusammenleben, die Bedeutung kommunaler Entscheidungstragender, Fragen der Identifikation mit dem Gemeinwesen und zeigen, wie sich die Integrationspotenziale ländlicher Klein- und Mittelstädte darstellen.
Die Ergebnisse von zwei moderierten Debatten mit Akteuren aus der kommunalen Praxis, die Vielfalt zwischen Pragmatismus, Überforderung und Zukunftschance diskutierten, runden die Dokumentation der im Dezember 2018 in Berlin veranstalteten Fachtagung ab.