Wirtschaftsförderung 4.0 ist kein Modethema
Die kommunale Wirtschaftsförderung steht vor der Herausforderung die ökonomischen Entwicklungstrends, die mit der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft verbunden sind, aufzugreifen und Lösungen zur Gestaltung digitaler Themen an der Schnittstelle von Stadt und Wirtschaft zu entwickeln. Mit Blick auf eine zukunftsorientierte Standortentwicklung sollte dabei die Stärkung regionaler Wertschöpfung und kooperativer Wirtschaftsformen ein wichtiger Faktor sein.
Zwei Difu-Seminare zur "Wirtschaftsförderung 4.0" widmeten sich diesen beiden Themen und verdeutlichten Schnittstellen und Synergien einer integrierten Betrachtung von Digitalisierung und nachhaltiger regionaler Entwicklung. Daran anknüpfend führte das Difu ein Inhouse-Seminar mit Fokus auf die Digitalisierung der Wirtschaftsförderung für die Landeshauptstadt Wiesbaden durch.
Als Veränderungstreiber ist die Digitalisierung ein Megatrend, der Entwicklungen, wie Industrie 4.0, die Hybridisierung, einen individualisierten Massenmarkt und zunehmende Vernetzung u.a. von Wertschöpfungsketten zu Wertschöpfungsnetzen weiter dynamisiert. Nicht nur in Unternehmen, auch in der Verwaltung ist die Digitalisierung bei Weitem noch nicht so weit vorangeschritten wie von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gewünscht. Viele Kommunen erarbeiten derzeit "Digitalisierungsstrategien", die das große Spektrum der Beteiligten und die Vielzahl der Handlungsfelder verdeutlichen. Ein drängender Anlass ist das Online-Zugangs-Gesetz, das den bundesweit einheitlichen Zugang zu digitalen Dienstleistungen aller öffentlichen Verwaltungen schaffen soll.
Für die Wirtschaftsförderung bedeutet Digitalisierung ein breites Themenspektrum von der Bereitstellung der Infrastruktur (Breitbandausbau), über die Digitalisierung interner Prozesse (CRM, Dokumentenmanagement) und Serviceleistungen nach außen (Gewerbeflächeninformationssysteme, Social Media) bis hin zur Förderung der digitalen Wirtschaft und der Unterstützung insbesondere von KMU. Für letzteres werden neue Experimentierräume und Formate der Zusammenarbeit benötigt, wie beispielsweise in Reallaboren (u.a. Bottrop 2018plus) oder digital Hubs, die über die bisherige Technologieberatung (z.B. Innovationsscouts) hinausgehen und Co-Kreationsprozesse für ein innovatives Wirtschaftsklima ermöglichen.
Eine weitere, oft davon getrennt behandelte Herausforderung ist das Ziel der nachhaltigen Entwicklung, häufig noch "Nischenthema", getrieben z.B. von der Gemeinwohlökonomie, Lokalen Agenda-Aktivitäten oder der "Ökobranche". Michael Kopatz vom Wuppertal-Institut verbindet mit dem Schlagwort "Wirtschaftsförderung 4.0" die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und lokaler Wertschöpfung über Vorhaben wie Regionalwährungen, Tauschringe, Energiegenossenschaften oder Repair-Cafés und damit das Potenzial für eine starke, nachhaltige Entwicklung von Wirtschaftsstandorten. Auch die Digitalisierung eröffnet hier neue Möglichkeiten wie z.B. bei der Entwicklung der "Sharing-Ökonomie".