Ticken kleine Städte bei der Integration anders als große Städte?
In vielen Köpfen existiert die Vorstellung von "eintönigen" Kleinstädten, in denen die Uhren anders ticken als in den "bunten" Großstädten. In der Realität sind die über 1.300 kleineren Städte in Deutschland hingegen überaus heterogen, wie auch deren Stadtgesellschaft vielfältig ist. Dies zeigen auch die Erfahrungen der neun Kommunen, die als Projektpartner an dem Ende Juni abgeschlossenen Projekt "Vielfalt in den Zentren von Klein- und Mittelstädten – sozialräumliche Integration, städtische Identität und gesellschaftliche Teilhabe" teilgenommen hatten: Germersheim, Goslar, Ilmenau, Michelstadt, Mühlacker, Saarlouis, Steinfurt, Weißenfels, Zittau.
Sie ließen sich im Herbst 2015 auf das Abenteuer eines Forschungs-Praxis-Projekts an der Schnittstelle von Integration und Stadtentwicklung ein. Der Ausgang war offen, ging es doch gerade nicht darum, ein Modellprogramm mit festgelegten Bausteinen umzusetzen, sondern die eigenen Aktivitäten quasi in einem bundesweit sichtbaren "Schaufenster" auszustellen. Dabei galt es, der Herausforderung standzuhalten, dass die intensive Befassung mit Alltagsfragen von Migration durch die Zuwanderung Geflüchteter eine gänzlich andere Dynamik erfuhr. Mit dem Ende des Projekts sind in dem Schaufenster nun viele Erfahrungen zu besichtigen. Die gewonnenen Erkenntnisse macht das Difu in verschiedenen Formaten publik, in mehreren Publikationen und einer Fachtagung.
Einen fundierten Überblick der Projektergebnisse bietet der als Edition Difu im Herbst 2018 erscheinende Sammelband "Vielfalt gestalten. Integration und Stadtentwicklung in Klein- und Mittelstädten". Die Publikation nähert sich dem Untersuchungsgegenstand in wissenschaftlichen Beiträgen, Essays und persönlichen Positionierungen. Sie berücksichtigt theoretisch-konzeptionelle Überlegungen zu Integration und Stadtentwicklung ebenso wie Fragen der alltäglichen Praxis kommunaler Stadtentwicklungspolitik und Integrationsarbeit. Durch die Projektförderung ist es möglich, die Publikation gratis zur Verfügung zu stellen. Die Finanzierung des Projekts erfolgte aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der EU, Projektfördermitteln des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), des Förderprogramms "WIR – Wegweisende Integrationsansätze Realisieren" des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie über Eigenmittel des Difu.
Als weiteres Projektergebnis wurde auf der Tagung das Positionspapier "Integration in Bewegung bringen – Die Handlungsfähigkeit von Klein- und Mittelstädten stärken" online veröffentlicht. Es bildet die Quintessenz aus drei Jahren Forschung und Praxis ab. Mit ausgewählten und zugespitzten Schlaglichtern auf das Thema Integration in Klein- und Mittelstädten lädt das Projektteam die Fachöffentlichkeit zur Diskussion ein. Geschöpft wurde dabei aus dem Wissensfundus des Projekts. Das Papier zeigt einerseits gute Voraussetzungen, Potenziale und Hemmnisse auf, andererseits werden Perspektiven für den künftigen Umgang mit dem Thema entwickelt und dafür erforderliche Weichenstellungen identifiziert.