Stadtraum und Geschlechterperspektiven
Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS), Bd. 1, 2004, 112 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2004
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Inhalt
Dieses Heft behandelt im Themenschwerpunkt das Verhältnis von Stadtraum und Geschlechterperspektiven. Die verantwortliche Herausgeberin Adelheid von Saldern ist emeritierte Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Hannover.
Von Saldern hebt in ihrem Leitartikel "Die Stadt und ihre Frauen" die bedeutende und immer noch zu wenig beachtete Rolle von Frauen als wichtige "städtische Akteurinnen" hervor, die es sichtbar zu machen gelte. Sie benennt einige der zahlreichen stadtbezogenen Berufe inner- wie außerhalb der städtischen Verwaltung, das Engagement in Vereinen und Stiftungen und die politischen Aktivitäten, mit denen Frauen in die Stadtentwicklung eingriffen. Hervorgehoben werden ihre Präsenz in der städtischen Öffentlichkeit, die auch und gerade in Zeiten von Krieg und Revolution sowie im Widerstand, der Verfolgung und der Kollaboration im Nationalsozialismus als Protest wie auch als Akklamation sehr deutlich wurde. Besondere Beachtung schenkt der Artikel auch dem stadträumlichen Alltag an "Männerund Frauenorten" und dem sozialen Wissen über die städtische Geschlechterordnung, über das Frauen zur Vermeidung von Gefahren und Belästigungen wie zur Aneignung städtischer Räume verfügen müssten.
In ihrem Bericht über das Protestverhalten von Frauen in Berlin während des ersten Weltkrieges interpretiert Belinda Davis (New Brunswick) die öffentlichen Demonstrationen gegen den Hunger und Tod an der Front als Lernprozess, mit dem weibliche Handlungsmöglichkeiten zunehmend ausgeweitet und gezielt auf die Behörden hin ausgerichtet wurden. Ulla Terlinden (Kassel) rekonstruiert den großen Einfluss der Frauenbewegung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts im Bereich der sozialen Wohnungsreform und die Initiativen zur Schaffung von Wohnraum für alleinstehende Frauen. Auf eine stark geschlechtsbezogene Metaphorik in den stadtfeindlichen Publikationen führender NS-Ideologen, die in der Urbanität der Großstadt die Gefahr der Verweiblichung und Untergrabung heroischer Männlichkeit sahen, verweist Jürgen Reulecke (Siegen) in seinem Beitrag. Ulrike Lindner (München) rekonstruiert den "Verlust von Frauen-Orten" durch den Abbau vieler städtischer Beratungsstellen nach 1945, und Astrid Kirchhof (Berlin) beschreibt die Welt- und Rollenbilder der Berliner Bahnhofsmission in der Arbeit mit "gefährdeten Frauen" und "wandernden Männern" von der Jahrhundertwende bis in den Nationalsozialismus hinein. Der Forschungsbericht von Sandra Schürmann über Stadtraum und Geschlecht in der deutschen Urbanisierungsforschung und die ausführliche Rezension von Susan Zimmermann (Budapest) über zwei neuere amerikanische Monographien runden den Themenschwerpunkt ab.
In der neu eingerichteten Rubrik "Forum" beschreibt Martina Hessler (Aachen) die Entwicklung der "elektrifizierten Stadt" und deren Auswirkung auf den Alltag und die Geschlechterrollen. Des weiteren enthält das Heft wie immer ausführliche Tagungsberichte, Projektvorstellungen, Hinweise auf Konferenzen und Ausstellungen sowie das Register der nunmehr im Internet verfügbaren Auswahlbibliographie neu erschienener Literatur.