Unkonferenz zum kommunalen Klimaschutz: Teilgeben statt -nehmen
Kommunaler Klimaschutz braucht Erfahrungsaustausch und ressortübergreifende Zusammenarbeit: Was für Klimaschutzaktive in ganz Deutschland dem Grundverständnis ihrer täglichen Arbeit gleichkommt, war im Januar in Berlin Ausgangspunkt für eine Konferenz der anderen Art: Unter dem Motto „Viele Köpfe – zwei Tage – ein Ziel“ begab sich das SK:KK im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) mit dem BarCamp Kommunaler Klimaschutz auf neues Terrain. Im Gegensatz zu einer klassischen Konferenz haben die Teilnehmenden selbst bestimmt, über welche Themen und Fragestellungen sie in Sachen Klimaschutz sprechen wollen. Die Inhalte der mehr als 20 Workshops haben die mehr als hundert Anwesenden aus Kommunen, Lokalpolitik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in der Berliner Kalkscheune spontan und demokratisch festgelegt. Auch die Methoden, die dabei zum Einsatz kamen, waren selbst gewählt. Das Ergebnis: Viel Raum für interkommunalen Erfahrungsaustausch, der essenziell ist, um Klimaschutzmaßnahmen vor Ort erfolgreich umzusetzen.
Als Impuls zum Auftakt der Veranstaltung stellte Dr. Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Ergebnisse des Reallabors „Klimaneutral Leben in Berlin“ (KLIB) vor. Im Rahmen des BMU-geförderten Projekts hatten hundert Berliner Haushalte versucht, ihre Treibhausgasemissionen innerhalb eines Jahres um 40 Prozent zu reduzieren. Den Transfer für den ländlichen Raum übernahm im Anschluss Dr. Meike Düspohl, Klimaschutzmanagerin im Landkreis Rotenburg (Wümme), die der Frage nachging, inwiefern das kommunale Klimaschutzmanagement Rahmenbedingungen für einen klimafreundlichen Alltag schaffen kann.
Dass ein hohes Maß an Partizipation eine Veranstaltung verändert und bereichert, zeigte sich besonders in der Themenvielfalt der angebotenen Workshops und Sessions. Aufgegriffen wurden Fragen wie „Muss Klimaschutz zur kommunalen Pflichtaufgabe werden?“, „Wie können Kommunen ihre Anlagestrategie klimafreundlich gestalten?“ und „Welche Potenziale bieten freie Lastenradsysteme?“. Schwerpunkte entstanden nach Bedarfen und Wissensstand der Anwesenden.
Darüber hinaus gab es verschiedene fachliche Impulse, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern. So sprach Prof. Dr. Felix Creutzig vom Mercator Research Institute of Global Commons and Climate Change (MCC) über Möglichkeiten zur Hochskalierung lokaler Klimaschutzmaßnahmen, Dr. Peter-Paul Pichler vom PIK stellte konsumbasierte Bilanzierungsmodelle zur Diskussion und Dr. René Geißler von der Bertelsmann Stiftung ging der Frage nach, ob die Kommunalaufsicht wirklich nur als Bremse kommunaler Klimaschutzinvestitionen verstanden werden kann.
Thematisch bot das BarCamp Kommunaler Klimaschutz ein kompaktes Abbild aktueller Herausforderungen, die sich den kommunalen Akteurinnen und Akteuren auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft immer wieder stellen. Digitale Tools sowie ausgiebige und teils unkonventionelle Vernetzungsphasen sorgten dafür, dass das BarCamp über die Mauern der Kalkscheune hinaus Wirkung entfalten konnte – im Netz und in den Köpfen der Teilnehmenden.