Prozessevaluation
Umsetzung und Wirkungen des Stadtbezirksmanagements in Hannover
Zum 1. Juli 2008 wurde für jeden der 13 Stadtbezirke Hannovers ein Stadtbezirksmanagement eingerichtet, das folgende Ziele erreichen soll:
- generelle Verbesserung des integrierten Verwaltungshandelns durch bezirksorientierte Bündelung und Koordinierung von Planungen, Maßnahmen sowie Dienstleistungen der verschiedenen Fachbereiche (fachbereichsübergreifende Kooperation, horizontale Vernetzung auf der Verwaltungsebene),
- stärkere Orientierung der Verwaltungsarbeit an Einwohnerbelangen und deren Lebenslagen vor Ort (Raumorientierung, vertikale Vernetzung),
- partnerschaftliche Entwicklung der Stadtbezirke durch Politik, Verwaltung, Bezirksbewohner und andere lokale Akteure (Raumorientierung, horizontale und vertikale Vernetzung),
- Verbesserung des Informationsflusses zwischen jeweiligem Bezirk, Bezirksrat und Verwaltung (vertikale Vernetzung) sowie
- stärkere Vermittlung der Dienstleistungsorientierung der Verwaltung nach außen (Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne).
Um diese Ziele erreichen zu können, wurden den Stadtbezirksmanagements folgende Aufgaben und Funktionen übertragen:
- Organisation von Stadtbezirkskonferenzen als fachbereichsübergreifendes Arbeitsgremium auf der Verwaltungsebene,
- Kooperation mit der Bezirkspolitik,
- Informationstransfer zwischen Stadtbezirk und Verwaltung (unter Einbeziehung der Bezirkspolitik),
- Wahrnehmung der Funktion als zentrale Anlaufstelle für Bezirksbewohner und sonstige lokale Akteure bzw. als Schnittstelle zwischen Bezirk und Verwaltung,
- Entwicklung integrierter Handlungsprogramme für die jeweiligen Stadtbezirke,
- Projektentwicklung in Kooperation mit Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltung,
- konzeptionelle Mitarbeit bei Auf- und Ausbau eines Stadtbezirksinformationssystems bzw. einer Stadtbezirkswebsite.
Fragen, inwieweit diese Aufgaben und Funktionen wahrgenommen werden (können), bis zu welchem Grad sich damit die Ziele des Stadtbezirksmanagements (potenziell) erreichen lassen bzw. welche Modifizierungen sich ggf. als notwendig herauskristallisieren, waren Gegenstand einer Evaluierung, die das Deutsche Institut für Urbanistik im Auftrag der Stadt Hannover vom Frühjahr 2010 bis Anfang des Jahres 2011 durchführte.
Empirisch basiert die Untersuchung auf Dokumentenanalysen (konzeptionelle Grundlagen des Stadtbezirksmanagements, Aufgaben- und Tätigkeitsbeschreibungen), leitfadengestützten Experteninterviews (mit Fachbereichsvertretern, den 13 Stadtbezirksmanagern sowie mit zentralen Vor-Ort-Akteuren bzw. mit Vertretern wichtiger lokaler Institutionen und Organisationen) sowie einer schriftlichen Befragung der Bezirksbürgermeister und Fraktionsvorsitzenden der 13 Stadtbezirksräte.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen unter anderem eine hohe Akzeptanz des Stadtbezirksmanagements auf der Bezirksebene (Gebietsbewohner, Bezirkspolitik, sonstige lokale Akteure). Vor allem die starke Nachfrage nach ihrer „Kümmerer“-Funktion hat sie zu einer wichtigen Anlaufstelle vor Ort werden lassen. Viele Stadtbezirkspolitiker schätzen „Ihr“ Stadtbezirksmanagement als zentralen Ansprechpartner der Verwaltung, über den sie vor allem kleinere Probleme ohne längere Befassung im Stadtbezirksrat schnell einer Lösung zuführen können. Die Vor-Ort-Akteure in den Stadtteilen begrüßen es sehr, mit dem Stadtbezirksmanagement nur eine Ansprechperson in der Verwaltung zu haben. Insgesamt kann eine weitgehende Verbesserung des Informationsflusses zwischen jeweiligen Vor-Ort-Akteuren, Bezirksrat und Verwaltung konstatiert werden.
Bei den Zielen Verbesserung integrierten Handelns in der Verwaltung sowie stärkere Orientierung der Verwaltungsarbeit an Einwohnerbelangen und deren Lebenslagen vor Ort besteht jedoch noch Nachholbedarf.
Weitere Informationen
Dr. rer. nat. Thomas Franke
Tel: 030/39001-107
E-Mail: franke [at] difu [dot] de (franke[at]difu[dot]de)