Kommunale Wirtschaftsförderung 2008: Strukturen, Handlungsfelder, Perspektiven
Kommunale Wirtschaftsförderung 2008
Strukturen, Handlungsfelder, Perspektiven
Hintergrund Das Deutsche Institut für Urbanistik führte nach den Jahren 1995 und 2000 Anfang 2008 erneut eine Umfrage zum Thema „Kommunale Wirtschaftsförderung“ durch.
Ziel der Umfrage war es, die aktuelle Situation und neue Entwicklungen in der kommunalen Wirtschaftsförderung in Deutschland zu erfassen. Damit sollten zugleich die Daten der früheren Umfragen aktualisiert und ausgewählte Aspekte in einer Zeitreihe fortgeführt werden.
Befragt wurden die Wirtschaftsförderungsstellen aller Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern in den alten und neuen Ländern. Dabei wurden Organisation, Tätigkeitsspektrum, Themen und Stellenwert der Wirtschaftsförderung abgefragt. Darüber hinaus wurden zwei Themen vertieft untersucht: „Clusterpolitik“ und „Fachkräftemangel“ als Handlungsfelder, die in immer mehr Kommunen an Bedeutung gewinnen und bearbeitet werden.
Von den 188 befragten Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern, 165 in den alten und 23 in den neuen Bundesländern, antworteten 144 Städte, dies entspricht 77 Prozent. Alle Bundesländer sind mit aussagefähigen Rücklaufquoten vertreten.
Erste Ergebnisse In den Ergebnissen zeigt sich eine recht große Kontinuität in der Arbeit der Wirtschaftsförderer. Unangefochten ist die Bestandsbetreuung – wie auch in den Umfragen zuvor – das wichtigste Aufgabenfeld der Wirtschaftsförderer, in das sie auch erhebliche Anteile ihrer täglichen Arbeitszeit investieren. Es folgen Akquisition und Existenzgründungsberatung, die jedoch im Aufgabenportfolio der Wirtschaftsförderer im Vergleich zu den vorherigen Umfragen etwas an Bedeutung verloren haben.
Die wichtigsten Handlungsfelder der Wirtschaftsförderer sind die Entwicklung und Vermittlung von Gewerbe- und Industrieflächen und das Standortmarketing. Clusterpolitik, EU-orientierte Aktivitäten, Existenzgründung und Wissensgesellschaft haben für die größeren Städte ein höheres Gewicht. Tendenziell unterschieden sich die Einschätzungen jedoch kaum nach Gemeindegröße.
Das Thema „Cluster“ hat an Bedeutung gewonnen. Cluster sind nicht mehr nur ein Marketingbegriff, bei erfolgreichen Clustern gewinnt das Prozessmanagement an Bedeutung. Mit der Ausweitung der Datenbasis von Management und Steuerungsinformationen lassen sich neue Ansätze für Clusterinitiativen und Netzwerke planmäßiger identifizieren, auch wenn in Zukunft das richtige „Gespür“ für Themen weiter von zentraler Bedeutung für die Entwicklung erfolgreicher Clusterinitiativen und Netzwerke sein wird (vgl. Beitrag „Clusterinitiativen und Netzwerke – Handlungsfelder der Wirtschaftsförderung“ in diesem Heft).
Der „Fachkräftemangel“ wird von fast der Hälfte der Wirtschaftsförderer als aktuelles Thema genannt, hat allerdings nur bei sehr wenigen eine hohe Priorität. Vor allem in den technischen Berufen und bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen wird ein Mangel an Fachkräften wahrgenommen. Neben der Wirtschaftsförderung arbeiten vor allem die Industrie- und Handelskammern und die Agenturen für Arbeit, aber auch die betroffenen Unternehmen selbst an dem Thema.
Im Vergleich zu 2001 setzen deutlich mehr Städte Kennzahlen und Produkte in ihrer Arbeit ein. Trotzdem sprechen aus Sicht der Wirtschaftsförderer immer noch Aspekte wie ein ungünstiges Aufwands-Ertragsverhältnis, die Schnelllebigkeit der Aufgaben der Wirtschaftsförderung und zu wenig Personal gegen die Arbeit mit Kennzahlen und Produkten. Etwa ein Drittel der Städte sucht den Vergleich mit anderen Städten und setzt auch hier KennzahIen und Benchmarks ein.
Auch 2008 nennen die Wirtschaftsförderer eine Reihe von Ansatzpunkten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen ihrer Arbeit. Dabei gibt es gewisse Änderungen im Vergleich zu den letzten Umfragen. 2001 stuften die Wirtschaftsförderer fast alle abgefragten Aspekte deutlich häufiger als „sehr wichtigen“ Ansatzpunkt für Verbesserungen ein. 2008 ist eine gewisse „Entspannung“ festzustellen. Am häufigsten wird 2008 ein Verbesserungspotenzial in der „Qualifikation der Mitarbeiter“ gesehen, gefolgt von der „verwaltungsinternen Zusammenarbeit“ und der „finanziellen Ausstattung der Wirtschaftsförderung“. Der „Stellenwert der Wirtschaftsförderung in der Verwaltung“, 2001 noch am häufigsten als Verbesserungspotenzial genannt, wird jetzt erst an fünfter Stelle, nach der „quantitativen Ausstattung mit Stellen in der Wirtschaftsförderung“, angeführt. Nach wie vor gibt es in einzelnen Aspekten deutliche Unterschiede zwischen den alten und den neuen Ländern.
Die ausführlichen Umfrage-Ergebnisse erscheinen in Kürze in der Difu-Veröffentlichungsreihe der „Difu-Papers“ unter dem Titel „Kommunale Wirtschaftsförderung 2008. Strukturen, Handlungsfelder, Perspektiven.”
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Dr. rer. nat. Beate Hollbach-Grömig Telefon: 030/39001-293 E-Mail: hollbach-groemig [at] difu [dot] de (hollbach-groemig[at]difu[dot]de)
Dipl.-Geogr. Holger Floeting Telefon: 030/39001-221 E-Mail: floeting [at] difu [dot] de (floeting[at]difu[dot]de)
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