Foto: kleine Menschenansammlung vor einer Hochhaussiedlung
Veranstaltung

Kommunale Wärmeplanung – Gestaltung der Energiewende vor Ort

Wärmeplanung gilt als neuer Handlungsansatz für Kommunen, um der Wärmewende neuen Schwung zu verleihen. Doch was kann und soll Wärmeplanung leisten? Dieser Frage widmeten sich Fachleute in zwei Veranstaltungen des Difu.  

Wärmeplanung ist ein informelles Instrument zur Gestaltung der Wärmewende. Im Rahmen eines Difu-Seminars diskutierten im September rund 30 Fachleute Inhalte und Aufgaben kommunaler Wärmeplanung. Die Planung soll – unter Erhalt der Versorgungssicherheit – dazu beitragen, CO2 zu vermeiden, auf klimaschonende Wärmequellen umzustellen, sinnvolle Investitionen zu ermitteln und die Preise möglichst stabil zu halten. Neben Impulsen aus Wissenschaft und Praxis stärkten zwei Beiträge aus Salzburg (Österreich) und Dänemark die internationale Perspektive. Dort ist Wärmeplanung teils schon seit Jahrzehnten ein Thema, stärker formalisiert und zielt auf die Schnittstelle von Energie- und Stadtplanung.

Für die kommunale Praxis in Deutschland lassen sich zwei Sichtweisen unterscheiden: Für Einige steht Wärmeplanung als Begriff für den Einstieg der Kommune in das Handlungsfeld „Wärme“ und umfasst alle kommunalen Aktivitäten, die der Unterstützung der lokalen Wärmewende dienen. In einem engeren Sinne dient der Wärmeplan dazu, Aktivitäten verschiedener Akteure hinsichtlich Energieeffizienz und Einsatz erneuerbarer Energien zu koordinieren. Erst die Orientierung an den Klimaschutzzielen bringt dabei den notwendigen Ambitionsgrad der dabei hilft, bestehende und geplante Aktivitäten einzuordnen und Lücken aufzuzeigen.

Eine solide Daten- und Informationsgrundlage zu Infrastrukturen, Siedlungsstrukturen und deren Wärmebedarfen, Wärmepotenzialen und Zukunftsszenarien ist entscheidend für die kommunale Wärmeplanung. Dafür ist die räumliche Zuordnung und Aufbereitung mithilfe geographischer Informationssysteme unverzichtbar. Die Stadt München beispielsweise baut momentan eine zentrale Datenbank auf, die als Grundlage für möglichst viele Themen – auch über Wärme hinaus – dient. Diese soll dann von vielen verschiedenen Akteuren innerhalb der Verwaltung genutzt und gepflegt werden.

In einem weiteren Block wurden Instrumente für die kommunale Wärmewende vertiefend diskutiert. Rechtliche Steuerungsinstrumente und Finanzierungsaspekte wurden genauso diskutiert wie die vielfältigen Erfahrungen des Frankfurter Energiereferats mit den Festsetzungsmöglichkeiten des BauGB. Betont wurde in der Diskussion aber auch, dass das Thema Wärme nicht nur für Großstädte, sondern auch für kleinere Städte und Gemeinden und Landkreise relevant ist.

Den Abschluss des Seminars markierte eine Exkursion ins Märkische Viertel im Norden Berlins, wo sich Wärmeplanung auf Quartiersebene anschaulich vor Ort studieren lässt. Das öffentliche Wohnungsunternehmen Gesobau und der Fernwärmeversorger Vattenfall erläuterten die umfassende Modernisierung der Bausubstanz unter Berücksichtigung ambitionierter energetischer Standards sowie die Umrüstung des Kraftwerks auf Biomasse.

Schon im Mai 2018 fand der Strategieworkshop „Wärmewende Berlin“ statt, der von Heinrich-Böll-Stiftung, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Agentur für erneuerbare Energien und Difu gemeinsam organisiert wurde. Rund 90 Personen aus lokaler Fachöffentlichkeit und Zivilgesellschaft diskutierten, wie sich das in der Koalitionsvereinbarung der Berliner Landesregierung verankerte Instrument der Wärmeplanung mit Leben füllen lässt. Mit Fokus auf die Hauptstadt bot die Veranstaltung im Rahmen von drei Fokusgruppen-Workshops Raum für Energieversorger, Wohnungswirtschaft sowie Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, ihre Erwartungen an Wärmeplanung zu formulieren, Bedenken zu äußern und mögliche Beiträge zu skizzieren.