Das Foto zeigt einen befahrenen Radweg in den Niederlanden.
Dokumentation

Difu und Kommunen zu Besuch in niederländischen Fahrradstädten

Der Radverkehr ist ein zentrales Element der niederländischen Stadtentwicklung. Im Rahmen des Mobilitätsforums Bund führte das Difu Kommunen auf einer dreitägigen Fachexkursion durch die Städte Utrecht, Zwolle und Houten.

Um die ehrgeizigen Ziele des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP 3.0) zu erreichen, muss der Ausbau der Fahrradinfrastruktur mehr Fahrt aufnehmen. Kein anderes Land kommt dabei an die Standards der Niederlande heran. Um von den Besten zu lernen, besuchten zwanzig Mitarbeitende aus Politik und kommunaler Verwaltung vom 11. bis 13. Mai 2022 die niederländischen Städte Utrecht, Zwolle und Houten. Das Difu führte die Fachexkursion im Rahmen des am Bundesamt für Güterverkehr angesiedelten Mobilitätsforums Bund durch.

47 Prozent Radverkehrsanteil in Utrecht

Radfahren gehört in den Niederlanden zum nationalen Selbstverständnis – doch das war nicht immer so: Bis in die 1960er Jahre wurde die Verkehrsinfrastruktur ähnlich autoorientiert gestaltet wie in fast allen anderen Ländern Europas. Es war die steigende Zahl von Verkehrstoten, die zu massiven Protesten der Bevölkerung führte. So änderte sich ab den 1970er Jahren die Planungsphilosophie, und eine neue Radkultur wurde möglich.

Besonders bildlich präsentierte sich der Wandel in der Stadt Utrecht. Mitarbeitende der Stadt und des nationalen Wissenszentrums CROW informierten die Gruppe, wie Utrecht einen innerstädtischen Radverkehrsanteil von 47 Prozent erreicht – und diesen auch als wachstumsstärkste Stadt des Landes hält. Utrechts überaus hohes Radverkehrsaufkommen bringt manchen Radweg an seine Grenzen, sodass die Stadt zunehmend auf die Umwandlung des Straßenraums in Fahrradstraßen setzt.

Das Foto zeigt die Fuß- und Fahrradbrücke "Dafne Schippersbrug"

Selbst mit dem Zweirad in der Stadt unterwegs, erlebte die Gruppe zusammenhängende Radverkehrsnetze, niederländische Kreuzungslösungen und Infrastruktur-Highlights wie die außergewöhnliche Fuß- und Fahrradbrücke „Dafne Schippersbrug“, die eine Schule umschlängelt und mit deren Schuldach verschmilzt. Zum Abschluss des Tages besuchten die Teilnehmenden das größte Fahrradparkhaus der Welt unter Utrechts Hauptbahnhof.

„8-Minuten-Stadt“ Houten

Um zu erfahren, wie das niederländische Verständnis von Radverkehr im mittelstädtischen Maßstab funktioniert, stand zudem ein Besuch der Städte Zwolle und Houten auf dem Programm. Zwolles „Bicycle Mayor“ Marijn de Vries, ehemalige Rennradlerin, begleitete die Gruppe auf attraktiven Fahrradrouten, vorbei an hochwertigen Kreisverkehren, durch Fahrradstraßen und innovative Tunnel, über Brücken und Ampeln mit besonders kurzen Wartezeiten für Radfahrende.

Utrechts Vorort Houten ist eine weltweit besuchte Modellstadt fahrradfreundlicher Stadtentwicklung: Motorisierter Verkehr kann die dortigen Wohngebiete ausschließlich von der umgehenden Ringstraße erreichen und verlassen. Querverbindungen zwischen den Quartieren sind nur zu Fuß und mit dem Fahrrad möglich – womit das Fahrrad auf allen innerstädtischen Wegen schnell zum Verkehrsmittel erster Wahl wurde. Per Rad konnte die Gruppe Houten als „8-Minuten-Stadt“ kennenlernen.

Besprochen wurden außerdem aktuelle Fragen zur Verkehrssicherheit, z.B. das aktuelle niederländische Vorhaben, Risikofaktoren proaktiv zu beseitigen, bevor Unfallschwerpunkte Opfer fordern. Die Niederlande gehören neben Schweden zu den Vordenkern der Verkehrssicherheit und handeln nach dem Prinzip der „nachhaltigen Sicherheit“.

Während der Besuch die Bedeutung zielgerichteter Flächenverteilung und die anhaltende Randstellung des Fahrrads in Deutschland überdeutlich aufzeigte, zogen die kommunalen Teilnehmer*innen Energie, Inspiration und Motivation aus den gemeinsamen Tagen. Die Niederlande zeigen, was bei enger Verzahnung von Stadtentwicklung und Mobilität, einem fördernden Rechtsrahmen, signifikanten Investitionen und menschlichem Miteinander möglich ist.

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