Veranstaltungen

Kleine Kommunen im Fokus der Fahrradkommunalkonferenz

In der Lutherstadt Wittenberg trafen sich am 11. und 12. November rund 280 kommunale Radverkehrsfachleute zum alljährlichen Erfahrungsaustausch und zur Diskussion. Besonderes Augenmerk galt diesmal dem Radfahren in Klein- und Mittelstädten.

Wie entstehen lebenswerte und belebte Ortskerne? Wie werden Bürgerinnen und Bürger für die Mitwirkung an der Gestaltung der Städte und Gemeinden motiviert? Wie sichern Kommunen langfristig Einrichtungen der technischen, sozialen und kulturellen Infrastruktur? Wie kann mit neuen Partnern Finanzierung Fachleute aus Kommunalverwaltungen, Landkreisen, Regionen und Landesbehörden betrachteten Radverkehr auf der Fahrradkommunalkonferenz als Komponente einer Mobilitätswende. In diesem Jahr lag besonderes Augenmerk auf dem ländlichen Raum und der Frage wie Klein- und Mittelstädte das Potenzial des Radfahrens ausschöpfen können. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor wurde dabei in der engen Kooperation zwischen der Vielzahl der Akteure gesehen. Wie dies durch geeignete Strukturen und Prozesse in der Praxis gelingen kann, war ein Schwerpunkt der Konferenz.

Die Fahrradkommunalkonferenz wird jährlich vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden angeboten. Die diesjährige 13. Fahrradkommunalkonferenz stand unter dem Motto „Die Rolle des Radverkehrs für die Mobilitätswende“.

Gleich zum Konferenzauftakt gründete sich die neue ‚Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) in Sachsen-Anhalt‘. Beeindruckende 36 Gründungskommunen nutzten die Gelegenheit im Beisein von Landesverkehrsminister Thomas Webel, Impulse für die Radverkehrsentwicklung zu setzen. Sie wählten noch am selben Abend die Stadt Aken als Sitz der Geschäftsstelle und Lutherstadt Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör als ersten Vorsitzenden. Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt die neue Arbeitsgemeinschaft mit jährlich 150.000 Euro.

Gastgeber Torsten Zugehör eröffnete die Fahrradkommunalkonferenz mit einer engagierten Rede über den Weg seiner Stadt zur Erhöhung des Radverkehrsanteils von 19 auf künftig 30 Prozent. Karola Lambeck, Radverkehrsbeauftragte des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, betonte das notwendige ‚Denken in Netzen‘, denn jeder Weg solle in Zukunft mit dem Fahrrad zurücklegbar sein. Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr, Thomas Webel, betonte, dass das Fahrrad insbesondere in ländlich geprägten Regionen zur Daseinsvorsorge beitrage. Die Grundsicherung der Mobilität könne nur mit einem starken ÖPNV und dem Fahrrad gemeinsam gelingen.

In Arbeitsgruppen wurde im Rahmen der Konferenz schließlich eine Vielzahl von Aspekten diskutiert: Infrastruktur und subjektive Sicherheit, Lastenräder und City Logistik, Fahrradparken, Pedelecs, Nutzerdaten und neue Planungsmethoden, Kooperations- und Finanzierungsmöglichkeiten, Radverkehr im Alltag, Tourismus als Chance für den ländlichen Raum.

Zum Konferenzangebot gehörten ebenso Fahrradexkursionen, „Walkshops“ (fachliche Spaziergänge durch die Lutherstadt Wittenberg) sowie ein Planungs-Design-Pitch, bei dem Studierende der TU Dresden und der TU Breda in den Niederlanden innovative, kreative Ideen zur fahrradfreundlichen Neugestaltung eines aktuellen Planungsfalls in der Lutherstadt Wittenberg präsentierten.

Das Difu unterstützt Kommunen kontinuierlich dabei, den Radverkehr zu entwickeln. Mit dem Fahrradportal betreibt das Difu Deutschlands zentrale Plattform für Nachrichten, neue Forschungsergebnisse und Veranstaltungen zum Radverkehr, und mit der Fahrradakademie bringt das Difu praxisnahe Seminarreihen direkt in die Städte. Das ermöglicht allen Kommunen und Planenden sich weiterzubilden und Erfahrungen auszutauschen bei überschaubarem Reiseaufwand. Die jährliche Fahrradkommunalkonferenz ist der zentrale Treffpunkt für Kommunen. 2020 findet sie am 9. und 10. November in Bremen statt.