Energiewende umsetzen und nachhaltig profitieren
Zusammen mit 13 weiteren Partnern aus Wissenschaft und Praxis startete das Difu im Jahr 2015 in das Projekt EnAHRgie. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Innovationsgruppen im nachhaltigen Landmanagement gefördert und durch die EA European Academy of Technology and Innovation Assessment, heute Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung (IQIB) koordiniert. Mit dem Vorhaben wurde ein praktikables Verfahrensmodell entwickelt, mit dem unterschiedliche Akteure in die Gestaltung einer nachhaltigen Landnutzung auf Kreisebene gewonnen und einbezogen werden können. Dabei lag der Schwerpunkt auf der künftigen Energieversorgung, die, vor allem im Kontext der Nutzung der Erneuerbaren Energien, starke Auswirkungen auf konkurrierende Landnutzungen aufweist. Neben Flächen für den Bau von Erzeugungsanlagen sind unter anderem Leitungsbau und Beeinträchtigungen der Nutzungen anderer Flächen, z.B. durch Sichtbarkeit der Anlagen, zu nennen. Den viel diskutierten Nachteilen stehen jedoch auch erhebliche Potenziale für die regionale Wertschöpfung gegenüber. Die sich daraus ergebenden Konflikte zwischen verschiedenen lokalen Interessengruppen galt es zu berücksichtigen. Das Vorhaben nutzte die vorhandene Motivation auf kommunaler Ebene, um eine auf allen beteiligten Ebenen abgestimmte regionale Energiewende einzuleiten.
Zunächst wurde ein elektronisches Lastenheft entwickelt, welches die Daten beschreibt, die für die erforderlichen technisch-ökonomischen Analysen erhoben wurden. Auf der Grundlage so gesammelter Informationen wurden regionale Potenziale zur Erzeugung Erneuerbarer Energie technologie- und flächenspezifisch ermittelt und quantifiziert.
In einem anderen Modul wurden die gesellschaftlichen, institutionellen und politischen Herausforderungen analysiert. Ausgehend von den für die regionale Energiewende im Landkreis Ahrweiler relevanten Handlungsfeldern wurden die entsprechenden Akteursnetzwerke, Verfahren, Prozesse und Institutionen betrachtet, um insbesondere die Hemmnisse einer regionalen Energiewende in der Modellregion zu erfassen. Das dabei entwickelte Analyseraster lässt sich auch für vergleichbare Untersuchungen in anderen Regionen verwenden. Betrachtet wurde unter anderem, welche Herausforderungen den wirtschaftlichen Impulsen und der regionalen Wertschöpfung durch die Ansiedlung von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Maßnahmen zur Energieeffizienz gegenüberstehen. Das Difu entwickelte dazu einen Ansatz, mit dem auch negative Effekte wie beispielsweise Auswirkungen auf Immobilienpreise und Tourismuszahlen durch die Errichtung von Windenergieanlagen in den Diskurs vor Ort einbezogen werden können. Außerdem wurden die Chancen einer verbesserten Teilhabe an der lokalen Energiewende in Form von Genossenschaftsmodellen, Mieterstromprojekten, Rekommunalisierung des Stromnetzes, regionaler Zusammenarbeit und Vernetzung von Unternehmen und Lokalakteuren in den Blick genommen.
Neben den inhaltlichen Fragestellungen diente das Vorhaben auch zur Entwicklung eines transdisziplinären Forschungsmodells, das in ein Innovationskonzept mündete. Die Arbeit war durch intensiven Austausch zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Denkschulen, fachlichen Schwerpunkten und die enge Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort geprägt. Alle Beteiligten gehen mit einer veränderten Sichtweise auf komplexe Fragestellungen, einem neuen Verständnis für unterschiedliche Herangehensweisen und mit neuen Ideen für den effektiven und bei Bedarf auch unkonventionellen Einsatz verschiedener Forschungs- und Innovationsmethoden aus dem Projekt. Die Ergebnisse stehen online zur Verfügung.