Veranstaltung

Perspektivplanung in der Arbeit mit jungen Flüchtlingen

Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe aus ganz Deutschland diskutierten über Wohnkonzepte, Arbeitsmarktintegration, psychosoziale Versorgung, Desintegrationstendenzen und weitere wichtige Themen im Zusammenhang mit der Arbeit mit jungen Flüchtlingen.

Junge Flüchtlinge sind seit spätestens 2015 eine fest mit der Kinder- und Jugendhilfe verknüpfte Zielgruppe. Daher trafen sich am 8. und 9. März 135 Fachkräfte zu einer gemeinsamen Veranstaltung des Dialogforums "Bund trifft kommunale Praxis" am Difu sowie des Bundesverbands für Erziehungshilfe – AFET.

Drei Jahre "nach dem Ankommen" ging es um die Perspektivplanung in der Arbeit mit jungen Flüchtlingen und Hilfen zur Verselbstständigung, so auch der Titel der Veranstaltung. Nach der Eröffnung durch Prof. Martin zur Nedden, dem wissenschaftlichen Direktor und Geschäftsführer des Difu, gab Dr. Heike Schmid-Obkirchner, Leiterin des Referats Rechtsfragen der Kinder- und Jugendhilfe im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) einen guten Überblick über die aktuelle Situation von Flüchtlingen in Deutschland. Sie bot einen Ausblick auf die zukünftigen Anforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe und verwies vor allem auf die Tatsache, dass inzwischen mehr junge Volljährige als Minderjährige von der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden. Eine Studie des Bundesverbands katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (BVkE) sei zu dem Ergebnis gekommen, dass gerade Hilfen für junge volljährige Flüchtlinge sehr effektiv und erfolgreich sind.

Im Anschluss wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Fokus auf den Ist-Stand und die Perspektiven der kommunalen Integration junger Geflüchteter in der Praxis gelegt. Es stellte sich heraus, dass sich die Hilfen für junge Volljährige/Hilfen zur Verselbständigung von Kommune zu Kommune sehr unterscheiden. Bereits vorhandene rechtliche Mittel müssten an jedem Ort bestmöglich und im Sinne der jungen Menschen und der Gesellschaft genutzt werden. Als fachliche, infrastrukturelle und personelle Aufgaben und Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe wurden darüber hinaus festgehalten, dass eine bessere Kooperation mit den Ausländerbehörden sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Jugendämtern bei Familienzusammenführungen nötig sei. Schließlich wurden noch zwei Zielgruppen genannt, die künftig verstärkt in den Blick der Jugendhilfe genommen werden sollten: die begleiteten Kinder und Jugendlichen und die jungen Menschen, die erst mit 18 nach Deutschland kommen. Auch hier gebe es großen Unterstützungsbedarf.

In Arbeitsgruppen wurden an beiden Tagen viele Fragen, Themen und Aspekte diskutiert:

  • Institutionelle und ehrenamtliche Begleitung von jungen Flüchtlingen im Alltag
  • Wohnkonzepte + betreute Wohnformen
  • Der berufliche Einstieg nach der Schule und wie er begleitet werden kann
  • Die psychosoziale Versorgung junger Flüchtlinge
  • Die Rolle der Eltern und der erweiterten Familie, Sozialisation, Familienzusammenführung und -nachzug
  • Der Spagat zwischen Pädagogik und Ausländerrecht
  • Die Strategien zur Vermeidung von Desintegrationstendenzen
  • Der Strukturelle Wandel der Kinder- und Jugendhilfe (u.a. Spezialdienste, Rückbau Infrastruktur und Personal, Fortbildungsbedarf der Fachkräfte).

Für alle beteiligten Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe stand fest: Die Perspektive von (jungen) Flüchtlingen darf nicht vom Aufenthaltsstatus und -titel abhängig sein. Und: Auch über 18-Jährige brauchen Hilfen und eine Perspektive.

Eine Dokumentation der Veranstaltung erscheint im 3. Quartal 2018.