Forschung & Publikationen

Clusterpolitik in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung

Ende oder Neustart? Eine aktuelle Difu-Studie, an der die Städte München, Bremen, Chemnitz, Düsseldorf, Mannheim und die Region Hannover beteiligt waren, widmet sich dem Stand und den Entwicklungsperspektiven der Clusterpolitik in Kommunen.  

Die Förderung von Potenzialen der räumlichen Konzentration von Unternehmen, spezialisierten Anbietern, Dienstleistern, wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen desselben Wirtschaftsbereichs spielt in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung seit über zwei Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Sie wird auch unter dem Stichwort Clusterpolitik diskutiert. Mehr als drei Viertel der deutschen Großstädte sind aktiv in der Clusterpolitik. Fast ein Viertel zählt das Engagement in der Clusterpolitik zu den drei wichtigsten Aufgabenbereichen der Wirtschaftsförderung.

Ziel der kommunalen Clusterpolitik ist es, regionale Stärken noch weiter herauszuarbeiten, um von den zu erwarteten Wettbewerbsvorteilen zu profitieren und sich in der globalen Wirtschaft zu behaupten. Clusterpolitik ist dabei kein in sich geschlossenes Politikfeld, sondern eine Kombination aus regional-, industrie- und forschungspolitischen Maßnahmen, das sich stetig weiterentwickelt.

Parallel und ergänzend zu den clusterpolitischen Maßnahmen der Kommunen haben EU, Bund und Länder eigene clusterpolitische Strategien und Programme aufgelegt. Aktuelle Beispiele hierfür sind der Spitzenclusterwettbewerb des Bundes oder die Initiierung und Unterstützung von landesweiten Clusterinitiativen in den Bundesländern. Kommunale Clusterpolitik findet daher heute vor verschiedenen Programm- und Förderkulissen übergeordneter Ebenen statt, was zu unterschiedlichsten Akteurskonstellationen mit den damit verbundenen Chancen, aber auch Schwierigkeiten führt.

Zusammen mit dem Deutschen Städtetag und der Landeshauptstadt München initiierte das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) die "Gemeinschaftsstudie der deutschen Städte zur Clusterpolitik". An der Studie beteiligten sich neben München die Freie Hansestadt Bremen, Chemnitz, die Landeshauptstadt Düsseldorf, Leipzig, Mannheim und die Region Hannover.

Die Studie gibt Einblicke in den aktuellen Forschungsstand der Clusterpolitik und zeigt Ergebnisse einer bundesweiten schriftlichen Befragung. In die Forschungsarbeit waren Wirtschaftsförderungsstellen der deutschen Großstädte einbezogen, es wurden Interviews mit Clustermanagern und kommunalen Wirtschaftsförderern geführt sowie Workshops veranstaltet, in denen sich Praktiker über ihre Erfahrungen in der kommunalen Clusterpolitik austauschen konnten. Die Ergebnisse dieser Studie wurden unter dem Titel "Ende oder Neustart – Perspektiven der Clusterpolitik" in der Reihe Difu-Impulse veröffentlicht.

Die wachsende Bedeutung von Querschnittsthemen und die Ausgestaltung von Förderprogrammen auf EU- und Bundesebene führen dazu, dass sich Cluster immer mehr über Branchengrenzen hinweg orientieren. Besonders bei der Initiierung branchenübergreifender Kooperationen könnte den kommunalen Wirtschaftsförderungen in Zukunft eine zunehmende Bedeutung als Kontaktvermittler und Impulsgeber zukommen.

Auch Cluster – und damit die Ausgestaltung der Clusterförderung – sind von den Auswirkungen der Digitalisierung betroffen. Die Digitalisierung bietet dabei einerseits die Möglichkeit einer effizienteren Vernetzung von Produktionseinheiten und -schritten, was die Beziehungen innerhalb eines Clusters weiter festigen kann. Andererseits könnte mit einer fortschreitenden Digitalisierung auch die Bedeutung räumlicher Nähe von wirtschaftlichen Akteuren abnehmen. Welcher dieser beiden Effekte letztendlich überwiegt, bleibt abzuwarten.

Kaum ein anderes theoretisches Konzept der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftsgeografie hat in der Vergangenheit in ähnlichem Maße Einzug in die Wirtschaftsförderungspraxis gehalten. Clusterpolitik ist derzeit dabei, sich auf allen Ebenen, auch auf der kommunalen Ebene, zu verändern. Die neue Veröffentlichung gibt einen Eindruck davon, wie diese Veränderungen und Entwicklungen aussehen könnten, formuliert Handlungsempfehlungen für die kommunale Wirtschaftsförderung und benennt offene Fragen.

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