"Was hat das mit uns zu tun?" Umsetzung der Schlussfolgerungen aus den Runden Tischen Heimerziehung und "Sexueller Kindesmissbrauch" in die Jugendhilfepraxis
Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 84, 2012, DINA4, deutsch, 156 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2012
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Inhalt
Eine Brücke in die Praxis schlagen
Der Schutz von Kindern ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Zu den Kinderrechten gehört das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit. Es beinhaltet auch den Schutz vor (sexuellen) Missbrauch und Gewalt.
Die Art und Weise des Umgangs mit Kindern in der Heimerziehung in den 50er- und 60er-Jahren sowie aktuelle Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen haben die Öffentlichkeit nachhaltig erschüttert.
Diese „Verstörung als Chance“ zu begreifen und den fachlichen Diskurs darüber, was die Jugendhilfepraxis aus der Vergangenheit lernen kann, zu unterstützen, war Anliegen der Tagung. Folgende zentrale Fragestellungen wurden u.a. diskutiert:
- Welche zentralen Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die Kinder- und Jugendhilfe resultieren aus der Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs und der Heimerziehung in den 50/60er-Jahren?
- Welche Anforderungen und Aufgaben leiten sich aus diesem Aufarbeitungsprozess für die weitere Professionalisierung der Jugendhilfepraxis ab? Wie können diese in der Praxis umgesetzt werden? Welche Voraussetzungen braucht es dafür?
- Welche Rolle muss der öffentliche Jugendhilfeträger beim Schutz von Kindern vor Missbrauch und Gewalt einnehmen?
Übersetzungsarbeit für die Praxis leisteten viele engagierte Referentinnen und Referenten, die zum Teil selbst an den Runden Tischen Heimerziehung und „Sexueller Kindesmissbrauch“ mitgewirkt haben.
Im Hinblick auf die konkrete Umsetzung der zentralen Erkenntnisse der Runden Tische in die Jugendhilfepraxis wurden u.a. folgende Aspekte auf der Tagung diskutiert:
- Schutzkonzepte: mehr als Papier? Nur eine Aufgabe freier Träger?
- Ombudschaften als eine Form des Beschwerdemanagements: Organisationsversagen oder Beitrag zur Rollenklarheit?
- Die insoweit erfahrene Fachkraft/ Kinderschutzfachkraft: Unterstützung und Beratung auch über das eigene System hinaus?
- Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Eine Leerstelle im Hilfeprozess?
- Mindeststandards in der Heimerziehung: Wer hat sinnvollerweise die Definitionsmacht?
- Welche Machtquellen und -asymmetrie kennzeichnen Helfer-Klient-Beziehungen? Wie lässt sich Machtbalance herstellen?
- Wie viel Nähe verträgt eine professionelle Beziehung zwischen Kindern und Erziehern?
- Sexuell übergriffige Jugendliche – braucht die Jugendhilfe hier neue Konzepte?
Präventionsarbeit ist eine wichtige Anforderung an eine "gute" und "sichere" Jugendhilfepraxis. In diesem Sinne wurde gemeinsam nach geeigneten Lösungswegen gesucht und Erfahrungen ausgetauscht, wie Kinder und Jugendliche vor (Macht)-Missbrauch geschützt werden können.
Aus dem Inhalt
- Begrüßung durch die Moderatoren
Dr. MARIA KURZ-ADAM, Jugendamt München,
RAINER KRÖGER, AFET - Bundesverband für Erziehungshilfe e.V., Diakonieverbund Schweicheln e.V., Hiddenhausen, Mitglied des Runden Tisches Heimerziehung
- Eröffnung der Tagung
Dr. HEIKE SCHMID-OBKIRCHNER, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
- Aus der Vergangenheit lernen
- Zentrale Erkenntnisse aus dem Runden Tisch Heimerziehung
RAINER KRÖGER - Zentrale Erkenntnisse aus dem Runden Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch"
Prof. Dr. MECHTHILD WOLFF, Hochschule Landshut, ehem Mitglied des Runden Tisches "Sexueller Kindesmissbrauch"
- Zentrale Erkenntnisse aus dem Runden Tisch Heimerziehung
- Und was hat das mit uns zu tun? Forderungen an die (Jugendhilfe)Praxis
Prof. Dr. CHRISTIAN SCHRAPPER, Universität Koblenz-Landau, Mitglied des Runden Tisches Heimerziehung
- Macht und Ohnmacht der Abhängigkeitsbeziehungen. Wie viel Nähe verträgt eine professionelle Beziehung?
Dr. MARIE-LUISE CONEN, Context-Institut für systemische Therapie und Beratung, Berlin
- Und was hat das mit uns zu tun? Konsequenzen und Aufgaben für die Jugendhilfepraxis
Arbeitsgruppen- AG 1: Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendhilfe
Prof. Dr. MECHTHILD WOLFF - AG 2: Ombudschaft als eine Form des Beschwerdemanagements
Prof. Dr. ULRIKE URBAN-STAHL, Freie Universität Berlin - AG 3: Die insoweit erfahrene Fachkraft/Kinderschutzfachkraft
Dr. SIGRID A. BATHKE, Institut für Soziale Arbeit e.V., Münster - AG 4: Partizipation von Kindern und Jugendlichen
JÖRG FREESE, Deutscher Landkreistag, Berlin - AG 5: Mindeststandards in der Heimerziehung
HANS MEYER, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Mitglied des Runden Tisches Heimerziehung - AG 6: Verantwortung von Leitung und zur Kontrolle/Selbstkontrolle von Leitung in komplizierten Entscheidungsprozessen
Dr. HANS-ULLRICH KRAUSE, Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg, Berlin, IGfH, Frankfurt am Main - Antworten auf die Leitfragen der Arbeitsgruppen
- AG 1: Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendhilfe
- Präventionsbausteine: Konsequenzen und Aufgaben für die Jugendhilfepraxis
Foren- Forum 1: Klientenbeziehungen im ASD (in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen
BENEDIKT HÖRTER, Jugendamt Landkreis Euskirchen - Forum 2: Sexuelle Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen
BERND PRIEBE, Wendepunkt e.V., Hamburg - Forum 3: Nähe und Distanz in Erziehungssituationen in der Jugendhilfe
Dr. HANS-ULLRICH KRAUSE
- Forum 1: Klientenbeziehungen im ASD (in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen
- Brauchen wir einen Ethik-Kodex?
oder: Wie man Praxis künftig gestalten sollte- Die schottischen "National Standards of Care" als Anregung zur Praxisgestaltung
NORBERT STRUCK, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe -AGJ-, Berlin, Mitglied des Runden Tisches Heimerziehung - Podiumsdiskussion
Dr. SIGRID A. BATHKE,
BENEDIKT HÖRTER,
RAINER KRÖGER,
Dr. MARIA KURZ-ADAM,
BERND PRIEBE,
NORBERT STRUCK,
Prof. Dr. ULRIKE URBAN-STAHL
- Die schottischen "National Standards of Care" als Anregung zur Praxisgestaltung
- Literaturhinweise