Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK),

Stadt und Region

Heftverantwortlicher: Dietrich Fürst

Cover der Publikation
Fürst, Dietrich

Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK), Bd. 2, 2001, deutsch, 140 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2001

ISBN: 1617-8203
Preis: 20,00€ inkl. MwSt. zzgl. Versand

Kontakt für Fragen zur Bestellung

Miriam Aust

Tel.: +49 30 39001-127

Fax: +49 30 39001-275

E-Mail: vertrieb [at] difu [dot] de (vertrieb[at]difu[dot]de)

Inhalt

Im Brennpunkt

  • Dietrich Fürst

    Einführung: Stadt und Region
  • Dieter Läpple

    Stadt und Region in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung
  • Heidi Fichter und Timothy Moss

    Vom städtischen Umweltschutz zu regionalen Nachhaltigkeitsstrategien
  • Arthur Benz

    Vom Stadt-Umland-Verband zu "regional governance" in Stadtregionen
  • Alfred Katz

    Wege der regionalen und interkommunalen Zusammenarbeit: Praxisbericht aus der Region Ulm/Neu-Ulm
  • Dietrich Fürst

    Stadt und Region - Schwierigkeiten, die regionale Selbststeuerung nachhaltig zu machen
  • Deutscher Städtetag

    Positionspapier "Zukunftsinitiative Stadtregion" der Fachkommission "Stadtentwicklungsplanung" des DST

Im Blickfeld

  • Jörg Bogumil

    Im Spannungsfeld zwischen Parteienwettbewerb, Verhandlungszwängen und Ökonomisierung - der Wandel kommunaler Entscheidungsprozesse am Beispiel Nordrhein-Westfalens
  • Peter Marcuse

    Der 11. September wird das urbane Leben verändern

Dietrich Fürst: Einführung: Stadt und Region

"Im Brennpunkt" der zweiten Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für Kommunalwissenschaften steht die Frage, wie die ökonomischen und ökologischen kollektiven Handlungsbedarfe sich über die Stadtgrenzen hinaus in die Region hinein verflechten und folglich auch Rückwirkungen auf die regional governance haben: Reichen die herkömmlichen Strukturen der gemeindeübergreifenden Problembearbeitung noch aus, oder sind neuere Formen gefragt?Mit den neuen Bezugssystemen der "Globalisierung" und der "nachhaltigen Regionalentwicklung" haben sich neue Diskussionsfelder im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit von integrierten regionalen Handlungssystemen ergeben. Die Beiträge dieses Heftes zielen hierauf ab - aus ökonomischer, politisch-administrativer und ökologischer Sicht. Sie versuchen Antworten auf die Fragen zu geben, wo heute die stadt-regionale Kooperation (in Deutschland) steht, welche Perspektiven sich eröffnen und welche Forschungsfragen unbeantwortet sind. Sie ergänzen damit in gewisser Weise die im vorangegangenen Heft der Zeitschrift aufgeworfenen stadtsoziologischen Fragen.

Dieter Läpple: Stadt und Region in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung

Zusammenfassung: Die Globalisierung der Ökonomie und die Verfügbarkeit der Internet-Technologie haben tief greifende Auswirkungen auf das Denken über die Zukunft von Städten und Regionen. Die Rede ist vom "Ende der Geographie", von der ortlosen "digitalen Stadt", aber auch von einer "Renaissance regionaler Ökonomien" und einer "neuen Logik der Agglomeration". Einer relativ kritischen Einschätzung der Zukunft der Stadt steht - bei nicht wenigen Autorinnen und Autoren - eine meist positive Beurteilung der Perspektiven von Regionen gegenüber. Eine kritische Bewertung der Diskussion zeigt, dass die unterschiedliche Beurteilung von Städten und Regionen primär das Resultat einer selektiven, normativ überformten Sichtweise ist. Es erscheint dringend geboten, die bisherige Trennung von Stadt- und Regionalforschung zu überwinden und den Stadtregionen wissenschaftlich und politisch die Bedeutung zukommen zu lassen, die ihrer Rolle in der gegenwärtigen Entwicklungsphase von Globalisierung und Digitalisierung entspricht.

Heidi Fichter und Timothy Moss: Vom städtischen Umweltschutz zu regionalen Nachhaltigkeitsstrategien

Zusammenfassung: Sowohl die räumlichen als auch die inhaltlichen Anforderungen an die Bewältigung ökologischer Problemlagen haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Umweltschutz in Städten macht die Einbettung in regionale Nachhaltigkeitsstrategien notwendig. Diese Entwicklung erfordert neue Wege des policy making. Die Akteure müssen über räumliche und sektorale Grenzen hinweg planen und agieren. Steuerungsansätze, die sich über Kooperationen und Verhandlungsprozesse vollziehen, gewinnen in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Dennoch ist noch weitgehend unerforscht, welche spezifischen Governance-Formen eine nachhaltige Entwicklung unterstützen können. Anhand der Erfahrungen aus zwölf Regionen der EU konnten praxisnahe Erkenntnisse über diese Zusammenhänge gewonnen werden, die auch für andere Regionen in einem solchen Prozess Anregungen geben können. Die aus der regionalen Praxis gewonnenen Einsichten sind mit weit reichenden Implikationen für die künftige Erforschung einer nachhaltigen Regionalentwicklung verbunden.

Arthur Benz: Vom Stadt-Umland-Verband zu "regional governance" in Stadtregionen

Zusammenfassung: Stadtregionen werden in Deutschland meistens als Verbände der Kommunen organisiert, die Aufgaben der Planung und Entwicklungssteuerung erfüllen. In der Wissenschaft wird neuerdings gefordert, einfache Verbandsmodelle durch das Konzept der "regional governance" zu ersetzen. Gemeint sind damit Steuerungsstrukturen, die auf der Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren beruhen, aber auch hierarchische Regulierung und Politikwettbewerb zulassen. Angesichts neuer Herausforderungen an die Entwicklungssteuerung in Stadtregionen erweist sich die mit "regional governance" verbundene horizontale Koordination zwischen einem variablen Kreis von Akteuren als vorteilhaft. In der regionalpolitischen Praxis in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern finden sich viele Belege dafür. "Regional governance" ist daher nicht einfach ein Modebegriff, sondern ein geeignetes Konzept für die Analyse von Regionalpolitik in Agglomerationsräumen.

Alfred Katz: Wege der regionalen und interkommunalen Zusammenarbeit: Praxisbericht aus der Region Ulm/Neu-Ulm

Zusammenfassung: In einer Zeit, die einerseits von Liberalisierung und Europäisierung geprägt ist, in der wirtschaftliche Grenzen an Bedeutung verlieren und Märkte zusammenwachsen, und die andererseits unter zunehmendem Standortwettbewerb und unter finanziellen Restriktionen der öffentlichen Hände leidet, müssen auch die Kommunen in größeren Einheiten denken und handeln. Verstärkte interkommunale und regionale Koordination und Kooperation sind das Gebot der Stunde. Dazu sind praktikable Strategien und Lösungen, Wege und Prozesse zu diskutieren und regionalspezifisch zu entwickeln, aber auch die regionalen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren zu erkennen, in Handlungsstrategien umzusetzen und konsequent zu realisieren. Der Praxisbericht aus der Region Ulm/Neu-Ulm (450 000 Einwohner) will zu dieser Diskussion einen Beitrag leisten. Beispielhaft werden die regionalen Entwicklungen, die interkommunalen Kooperationen einschließlich der daraus abzuleitenden Erfahrungen und Empfehlungen der letzten zehn Jahre dargestellt und analysiert. Dabei nimmt das außerordentlich interessante Instrument des "Stadtentwicklungsverbandes Ulm/Neu-Ulm" eine herausgehobene Stellung ein.

Dietrich Fürst: Stadt und Region - Schwierigkeiten, die regionale Selbststeuerung nachhaltig zu machen

Zusammenfassung: Regionale Selbststeuerung krankt an der Bestimmung eines "Gemeinschaftsbedarfs", der die Akteure zur Kooperation animiert. Ursachen liegen erstens in einem "Gefangenendilemma" (unzureichender Austausch der Akteure über die Problemwahrnehmung), zweitens in unterschiedlichen Handlungslogiken der Akteure und damit verbundenen unterschiedlichen räumlichen Handlungsorientierungen (marktlich-funktionale, politisch-territoriale und kooperativ- lokale Handlungslogiken). Integratives "Management der Interdependenzen" kann nur bedingt spontan und bottom-up erfolgen, zumal die unterschiedlichen Handlungslogiken auch unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung der regionalen Selbststeuerung erzeugen. Die Verknüpfung über Projekte und Verhandlungssysteme führt zu Selektivitäten hinsichtlich berücksichtigter Interessen, behandelter Themen und zugelassener Lösungen. Verdichtungsräume sind durch eine unsystematische Überlagerung vieler governance- Muster gekennzeichnet. Das ungelöste Problem liegt in deren Verknüpfung.

Jörg Bogumil: Im Spannungsfeld zwischen Parteienwettbewerb, Verhandlungszwängen und Ökonomisierung - Der Wandel kommunaler Entscheidungsprozesse am Beispiel Nordrhein-Westfalens

Zusammenfassung: Die Thematisierung kommunaler Entscheidungsstrukturen und -prozesse hat in der kommunalwissenschaftlichen Diskussion in Deutschland eine lange Tradition. In den 90er-Jahren ist diese Diskussion etwas abgeflacht. Dabei haben sich in der kommunalen Praxis in dieser Zeit erhebliche Veränderungen vollzogen, denkt man an die Einführung Neuer Steuerungsmodelle und direktdemokratischer Elemente sowie an den Ausbau kooperativer Bürgerbeteiligungsformen. Am Beispiel NRW wird untersucht, welche Auswirkungen die Modernisierungsimpulse auf die Machtpositionen im kommunalen Entscheidungssystem haben. Die zentrale These ist, dass es auf kommunaler Ebene zu einem Neuarrangement zwischen wettbewerbs- und verhandlungsdemokratischen Formelementen kommt. Das Vordringen verhandlungsdemokratischer Elemente setzt vor allem die repräsentativen Gremien unter Druck. Diese entfalten jedoch verschiedenste Gegenstrategien. Dennoch lässt sich nicht verhindern, dass die Machtpositionen des direktgewählten Bürgermeisters sowie der Bürger und Bürgergruppen gestärkt werden. Es kommt zu einer Ausdifferenzierung der Strukturen demokratischer Interessenvermittlung, einer Anreicherung der repräsentativen Entscheidungsformen durch direktdemokratische und kooperative Elemente. Damit ist der Parteienwettbewerb auf lokaler Ebene in NRW aber nicht hinfällig. Gerade in den Mittel- und Großstädten sind die Parteien immer noch mächtig. Im Ergebnis zeigen sich so einerseits deutliche Konvergenzen zum süddeutschen System, andererseits auch bleibende Unterschiede. Die Übernahme zentraler Punkte der süddeutschen Rat-Bürgermeisterverfassung in NRW führt nicht zu den gleichen Effekten wie in Baden-Württemberg, da in NRW die Ausgangssituation, die politische Kultur, die konkrete institutionelle Ausgestaltung und die Akteursinteressen anders gelagert sind. Die Machtfülle der Kommunalvertretung ist in NRW nach wie vor größer, exekutive Führerschaft kombiniert sich mit der Aufrechterhaltung von Parteiherrschaft, Persönlichkeits- und Parteiorientierung verbinden sich.

Peter Marcuse: Der 11. September wird das urbane Leben verändern

Zusammenfassung: Die Angriffe auf das World Trade Center am 11. September 2001 werden weitreichende Folgen für das städtische Leben nicht nur in New York, sondern vermutlich für alle größeren Städte weltweit haben. Wie diese Folgen genau aussehen, wird sowohl von den Reaktionen der privaten Märkte als auch von zurzeit noch diskutierten politischen Entscheidungen abhängen. Doch in beiden Bereichen werden die Veränderungen vermutlich bestehende Trends verschärfen. Der Staat wird seinen Einfluss erheblich verstärken, jedoch eine zunehmend spaltende Rolle spielen. Im Namen der Sicherheit wird die Regierung die Prosperität in einem Teil der Stadt aktiver fördern. Sie wird die Wirtschaft noch stärker unterstützen als bisher, vor allem in den oberen Segmenten der Bereiche Finanzen, Versicherungen und Immobilien. Das Budget für Wohlfahrtsmaßnahmen dagegen wird Einschnitte hinnehmen müssen. Die Kommunalverwaltungen werden Umweltschutz und Planungsrestriktionen hintan stellen, um gewerbliche Bauprojekte zu fördern, von denen sie erhöhte Steuereinnahmen erhoffen: So entsteht die ungeplante Stadt. Die Leidtragenden sind insbesondere Arbeitnehmer, Bürgervereinigungen, Arbeitslose, die Bewohnerschaft benachteiligter Quartiere, Immigranten und Minoritätengruppen.

Die Autorinnen und Autoren dieses Hefts

Prof. Dr. Arthur Benz, Fern-Universität Hagen, Lehrgebiet Allgemeine Politikwissenschaft, 58084 Hagen, E-Mail: Arthur [dot] Benz [at] Fernuni-Hagen [dot] de (Arthur[dot]Benz[at]Fernuni-Hagen[dot]de)

Priv. Doz. Dr. Jörg Bogumil, Fern-Universität Hagen, Lehrgebiet Politikfeldanalyse und Verwaltungswissenschaft, 58084 Hagen; zurzeit Vertretungsprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrgebiet Verwaltungswissenschaft; E-Mail: Joerg [dot] Bogumil [at] Fernuni-Hagen [dot] de (Joerg[dot]Bogumil[at]Fernuni-Hagen[dot]de)

Dr. Heidi Fichter, Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Flakenstr. 28-31, 15537 Erkner, E-Mail: FichterH [at] irs-net [dot] de (FichterH[at]irs-net[dot]de)

Prof. Dr. Dietrich Fürst, Vorstandsmitglied des Instituts für Landesplanung und Raumforschung, Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung, Universität Hannover, Herrenhäuser Str. 2, 30419 Hannover, E-Mail: %20fuerst [at] laum [dot] uni-hannover [dot] de (fuerst[at]laum[dot]uni-hannover[dot]de)

Prof. Dr. Alfred Katz,Erster Bürgermeister a. D., Magirushof 37, 89077 Ulm

Prof. Dr. Dieter Läpple, Technische Universität Hamburg-Harburg, Arbeitsbereich Stadt- und Regionalökonomie, Woellmerstr. 1, 21071 Hamburg, E-Mail: laepple [at] tu-harburg [dot] de (laepple[at]tu-harburg[dot]de)

Prof. Dr. Peter Marcuse, Professor of Urban Planning, Columbia University New York, E-Mail: pm35 [at] columbia [dot] edu (pm35[at]columbia[dot]edu)

Dr. Timothy Moss, Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Flakenstr. 28-31, 15537 Erkner, E-Mail: MossT [at] irs-net [dot] de (MossT[at]irs-net[dot]de)

Weitere Inhalte zum Thema