Konzepte und Maßnahmen der städtischen Freiraumentwicklung

Unter Freiräumen sind Orte und Flächen zu verstehen, die in den Städten und in den "Zwischenräumen" zwischen den Städten nicht baulich genutzt werden und dauerhaft bzw. temporär für kommerzielle und nichtkommerzielle Freiraumnutzungen zur Verfügung stehen.

Aktuelle Konzepte und Maßnahmen der städtischen  FreiraumentwicklungUnter Freiräumen sind Orte und Flächen zu verstehen, die in den Städten und in den "Zwischenräumen" zwischen den Städten nicht baulich genutzt werden und dauerhaft bzw. temporär für kommerzielle und nichtkommerzielle Freiraumnutzungen zur Verfügung stehen. Städtische Freiraumentwicklung verläuft angesichts des demografischen und wirtschaftlichen Wandels sowie des Überangebots an Brachen uneinheitlich. Handelt es sich um Städte in Wachstumsregionen, gibt es eine Konkurrenz der Nutzungen, wobei die Freiräume für die Naherholung und den Naturschutz knapp und selten werden können. Handelt es sich dagegen um Städte in Schrumpfungsregionen, wird es ein Überangebot an freien und wirtschaftlich nicht verwertbaren Flächen geben, die von der Natur zurückerobert werden, den Bewohnern der Städte aber auch mehr "Frei-Räume" bieten.

Bei Internationalen Bauausstellungen und integrativen städtischen Freiraumentwicklungen wird von den Städten als Anlass und Motiv für Freiraumnutzungen vielfach das Überangebot an Brachen genannt. Abhängig von der räumlichen Lage und den Bedingungen der Brachenmobilisierung in den Zwischenräumen der Städte, aber auch mitten in der Stadt in zentralen sowie in dezentralen und peripheren Stadtteilen, dienen Brachen der Freiraumentwicklung auf unterschiedliche Art. Dabei kann die stadt- und landschaftsplanerische Bewertung von in Auflösung befindlichen städtischen Strukturen in wachsenden, stagnierenden und schrumpfenden Städten ebenso wie eine Prioritätensetzung bei Freiraumdefiziten erforderlich werden.

Zur Auswahl der Beispiele

Mit der Auswahl von aktuellen Konzepten und Maßnahmen der städtischen Freiraumentwicklung werden in der Veröffentlichung verschiedenartige Beispieltypen untersucht. Aufgabe der großräumigen bis zur kleinteiligen Freiraumentwicklung wird es danach sein, bei Wachstum, Stagnation oder Schrumpfung der Stadt zu entscheiden, wie interkommunal (zum Beispiel über Internationale Bauausstellungen), aber auch kommunal (von der Stadt und dem Stadtumland) an Konzepten und Maßnahmen der Freiraumentwicklung gearbeitet werden kann.

Vorbild für neuere Internationale Bauausstellungen wie die IBA Fürst-Pückler-Land und die IBA Stadtumbau 2010 ist die IBA Emscher Park, die sich schon vor der Wende mit der nicht-ökonomischen Nutzung von Freiräumen und dem Fehlen von Natur und Landschaft in den Städten auseinander gesetzt hat. Daher wurden bei der Auswahl verschiedener wachsender, stagnierender bzw. schrumpfender Städte als Beispieltypen Konzepte und Maßnahmen zur Freiraumentwicklung untersucht, die mit den bestehenden Instrumenten, aber auch mit experimentellen Herangehensweisen die Stadtlandschaft und das Stadtbild nachhaltig verändern. Untersucht und dargestellt wird die Freiraumentwicklung mit eigenen und externen Beiträgen in prosperierenden Städten wie Nürnberg und Hamburg, aber auch die Entwicklung und Aufwertung von Rückbauflächen in schrumpfenden Städten des Ruhrgebietes, in Halle und Leipzig sowie die Zwischen- und Brachennutzung in Berlin werden vorgestellt.

Empfehlungen

Zur Optimierung des Umgangs mit bestehenden und zukünftigen Freiräumen wird den Kommunalverwaltungen empfohlen, zusammen mit der Stadtentwicklungsplanung eine kooperative Freiraumentwicklung mit den einschlägigen "grünen" Fachdisziplinen zu praktizieren, diese auch in öffentlichen Präsentationen und Debatten zu vermitteln und Ergebnisse abrufbar ins Internet zu stellen. Aktueller Handlungsbedarf beim urbanen Freiraum ergibt sich aufgrund finanzieller Sparzwänge bei den folgenden Punkten:

Frühzeitige Beteiligungen

Bei den interkommunal ausgerichteten Bauausstellungen im Ruhrgebiet, in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt werden bis zu 18 Kommunen, Unternehmen, Verbände und Bürgergruppen in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Dabei finden Beteiligungen im Rahmen von internationalen und nationalen Wettbewerben, Workshops und Veranstaltungen, sowie durch Exkursionen und Meinungsbildung im Internet statt. Die Beteiligungen auch von Akteuren der Stadtverwaltung und Koordinierungsstellen führen oft zu immer wieder neuen Entscheidungen, Projekten und Perspektiven der Freiraumentwicklung bis zur Beseitigung von Freiraumdefiziten. Oft werden dabei Freiräume in benachteiligten Stadtteilen aufgewertet.

Duisburg, Landschaftspark Nord, Foto: Christa Rothäusler

Duisburg, Landschaftspark Nord, Foto: Christa Rothäusler

Kooperationen für großräumige Freiraumkonzepte

Kooperationen ergeben sich bei den bestehenden internationalen Bauausstellungen aus der Umnutzung des Überangebots an Brachen sowie bei der großräumigen Aufwertung der zerstückelten Landschaft und Natur in den Städten, den Stadtteilen und an den Flüssen. In Hamburg-Wilhelmsburg stützen sowohl die Internationale Bauausstellung und die bereits beschlossene Gartenschau die eingeleiteten Aufwertungsaktivitäten der Elbinseln. Aber auch in Nürnberg, Leipzig und Berlin geht es um die öffentliche und private Zusammenarbeit mit Akteuren in der Stadt und dem Umland sowie um Abstimmungen mit der Bahn, um übergeordnete Freiraumraumverbindungen bis in den Stadtteil herzustellen und Biotopverbundentwicklung zu betreiben.

Anregungen zur Bewirtschaftung

Abhängig von der extensiven bis repräsentativen Planung und Unterhaltung der Anlagen gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede bei Freiräumen. Zur finanziellen Entlastung der Kommunen ist die Übernahme der Bewirtschaftung durch Vereine und Verbände von Interesse. Neben den öffentlichen Freiraumtypen herkömmlicher Art gewinnt aber auch die urban-industrielle Wildnis an Bedeutung. Anregungen zur Bewirtschaftung finden sich z.B. in Berlin und Leipzig bei Zwischennutzungen und der Qualifizierung öffentlicher Räume. Hier geht es um Raumpioniere und die Unterstützung durch Bürger bei nachbarschaftlichen Maßnahmen zur Aufwertung des Stadtteils und des Quartiers.

Ausblick

Die kommunale Finanzkrise führt zu einem fortschreitenden Qualitäts- und Substanzverlust der bestehenden Freiräume, während gleichzeitig durch den demografischen und wirtschaftlichen Wandel neue Freiräume entstehen. Die Chancen in der Stadt bestehen darin, auf nicht verwertbaren Flächen Fehler der Vergangenheit wie die Zerstückelung oder die Versiegelung von Flächen zu beseitigen und die Aufwertung des Wohnumfeldes zu betreiben. Gefragt sind aber auch interkommunale Kooperationen mit innovativen Handlungsansätzen. Eine zunehmend wichtige Rolle haben dabei Stadtplaner, Landschaftsarchitekten, Künstler und Raumpioniere und diejenigen Bürger, die sich bei der Planung und Umsetzung von Freiräumen temporär engagieren.

Weitere Informationen

Dipl.-Ing. Luise Preisler-Holl
Telefon: 030/39001-266
E-Mail: preisler-holl [at] difu [dot] de