Entwicklung neuer Funktionsmischung in Berlin
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Die Mischung städtebaulicher Funktionen als stadtentwicklungspolitisches Leitbild hat in der gegenwärtigen neuen Phase gesamtstädtischer Entwicklungsplanung einen hohen Stellenwert: Großes Gewicht wird unter anderem auf die stadträumliche Verflechtung von Wohnen, Arbeit, Politik, Bildung sowie Kultur gelegt. Wie Berlin im Rahmen seines Flächennutzungsplans von 1994 orientieren auch andere Großstädte wie Frankfurt am Main, Hamburg, München oder Heidelberg ihre Stadtentwicklungskonzepte an Leitzielen der Funktionsmischung und Verdichtung.
Untersuchungsauftrag und Arbeitsschritte
Funktionsmischung in der Fachdiskussion Neue Mischungskonzepte werden vor allem im Rahmen von Stadterweiterungen, großflächigem Stadtumbau und der Wiedernutzung von brachgefallenen Flächen und Gebäuden verfolgt, wobei sich Strategien und Maßnahmen je nach städtischem Entwicklungszusammenhang unterscheiden. Im Bestand stehen Stabilisierung und Erhaltung funktionsgemischter City-Bereiche im Mittelpunkt mit der besonderen Aufgabe der Sicherung von Wohnnutzung. Bei der Umstrukturierung und Wiedernutzung brachgefallener Industrie- und Konversionsflächen sowie Großinfrastrukturen (Industrie-, Zechen-, Hafen-, Schlachthof-, Bahn- und Militärflächen) geht es vor allem um die Entwick- lung einer standortadäquaten Nutzungsmischung. Im Neubau kommt bisher meist nur das engere Mischungsspektrum von Wohnen, Nahversorgung und Arbeiten zum Tragen, das nur in Ausnahmefällen auch mit sozialkulturellen und anderen Angeboten verbunden ist. Bei Konzepten zur Revitalisierung von Großsiedlungen wird vor allem auf die nachträgliche Integration von bis dahin fehlenden Nutzungen wie Zentrumsfunktionen und Dienstleistungen gesetzt. Gebiets- und Projektbeispiele in anderen deutschen Städten Dabei handelt es sich um drei Neuplanungen auf bis dahin unbebauten Flächen:
Konzeption und Ausgangslage variieren bei den Fallbeispielen erheblich; allein die Größenordnung der Flächen schwankt zwischen zehn und 556 Hektar. Sowohl der Stand der Fachdiskussion als auch die Umfrageergebnisse aus anderen deutschen Städten machen deutlich, daß die thematisierten Funktionsmischungskonzepte hinsichtlich der Art der bisherigen Nutzungsmischung weiterhin eher traditionell angelegt sind und keine qualitativ neuen Ansätze aufweisen. Generell ist ein Trend zu eher großmaßstäblichen Mischstrukturen auf Quartiersebene erkennbar. Die in vielen Beispielprojekten geplante oder in Teilen bereits realisierte Funktionsmischung bewegt sich überwiegend im herkömmlichen Rahmen der Mischung von Wohnen, Nahversorgung, sozialer Infrastruktur sowie Büro- und Dienstleistungsnutzung. Die Kategorie "neu" bezieht sich im wesentlichen auf veränderte Betriebsstrukturen, auf gewachsene Anteile tertiärer Nutzungen, auf gewandelte Standortprofile, auf die neuen Lebensstile der privaten Haushalte sowie auf veränderte Marktchancen und Hemmnisse. Mischungseignung und Integrationsfähigkeit gewerblicher Nutzungen |
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Gebietsbeispiele für Funktionsmischung in Berlin
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Quelle: Baasner, Möller & Langwald; Deutsches Institut für Urbanistik
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Weitere Informationen: Dr.-Ing. Heidede Becker Telefon: 030/39001-298 sander [at] difu [dot] de (Dipl.-Soz. Robert Sander |
Stadträumliche Verteilung und Neubauflächenpotentiale der M2-Flächen Die gemischten M2-Bauflächen des Berliner Flächennutzungsplans (FNP) von 1994 sind als Flächen mit mittlerer (gegenüber den M1-Flächen mit hoher) Nutzungsintensität und -dichte definiert und entsprechend der Kategorien der BauNVO als Mischgebiet (MI) charakterisiert. Insgesamt wurden im FNP 94 knapp 3500 Hektar M2-Flächen ausgewiesen, die sich auf sehr unterschiedliche städtische Situationen beziehen. Nach der räumlichen Verteilung betreffen sie im wesentlichen die Außenbezirke und hierbei Neubauflächen. Der räumliche Schwerpunkt liegt mit mehr als der Flächenhälfte in den östlichen Außenbezirken, wobei allein auf den Nordostraum (Bezirke Pankow und Weißensee) 650 Hektar entfallen und damit ein Flächenanteil größer als die M2-Flächen in allen westlichen Außenbezirken dargestellt ist. Um die Neubaupotentiale auf M2-Flächen genauer abschätzen zu können, wurde eine Kategorisierung nach idealtypischen städtebaulichen Situationen vorgenommen. Bei der Unterscheidung nach Bestandsflächen mit geringem Entwicklungspotential, Flächen für Ergänzung und Weiterentwicklung mit mittlerem Entwicklungspotential und Neubauflächen mit hohem Entwicklungspotential fällt auf, daß Schwerpunkte bei der Bestandssicherung in den westlichen Innenstadtbezirken und Schwerpunkte der Neuentwicklung in den östlichen Außenbezirken liegen. Schlußfolgerungen und Empfehlungen Es besteht weitgehend Konsens darüber, daß das planungsrechtliche Instrumentarium der Realisierung von Funktionsmischung grundsätzlich nicht im Wege steht und daß es noch offensiver genutzt werden kann. Konsens besteht in der Fachöffentlichkeit weiter darüber, daß ohne den Einsatz ergänzender Instrumente, wie vertragliche Regelungen, die Bauleitplanung mit einer Strategie der Funktionsmischung überfordert ist. Im Rahmen einer vorsorgenden kommunalen Liegenschaftspolitik geht es vor allem darum, Schlüsselgrundstücke für Funktionsmischung zu sichern und auch in Berlin die strategischen Möglichkeiten kommunalen Grundbesitzes durch entsprechende planerische Festsetzungen wie unterschiedliche Strategien der Parzellierung (kleinteilig und bei entsprechendem Engagement des Investors auch größerem Grundstückszuschnitt) oder Investorenwettbewerbe offensiver zu nutzen. Die von vielen Seiten geforderte Flexibilität und Offenheit (städte)baulicher Strukturen stößt im Neubau auf erhebliche praktische Probleme wegen unterschiedlicher Anforderungen für Büro- und Wohnraum, die zusätzliche Planungs- und Realisierungskosten verursachen. Positive Erfahrungen konnten bisher fast nur bei der Umnutzung gewerblicher Bestandsbauten gewonnen werden. Dennoch erscheint es wünschenswert, auch bei Neubauten in Einzelfällen abhängig von Standorteignung und (längerfristigen) Nachfragepotentialen punktuell Flexibilität von Grundrissen in die Planung einzubeziehen. Dies stößt allerdings bei hochverdichteten und hochspezialisierten Baustrukturen schnell an Grenzen. Insgesamt bestätigen die Untersuchungsergebnisse die Schlüsselfunktion der Branchengruppen des Einzelhandels und konsumnaher Dienste für die Nutzungsmischung von Arbeiten und Wohnen, wobei sich hierfür vor allem Innenstadt- und Innenstadtrandgebiete eignen. Mit der architektonischen und städtebaulichen Qualität steht und fällt die Integrierbarkeit nicht nur von Büronutzung, sondern auch von verarbeitendem Gewerbe, das aber bei der Entwicklung von Mischgebieten keine tragende Rolle spielen kann. |
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Mischungsverträgliche Betriebe nach Mitarbeiterzahl
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Quelle: Baasner, Möller & Langwald; Deutsches Institut für Urbanistik |