Stadtmarketing - Umfrage 2004
"Stadtmarketing" ist inzwischen fast 20 Jahre alt: Dennoch ist die Aktualität des Themas ungebrochen wie die Vielzahl von Aktivitäten zeigt. Es war zu vermuten, dass die Schwerpunkte des Stadtmarketing sich mit den Jahren nach und nach verschieben würden. Neue Themen wie "Business Improvement Districts" (BID), urban management/new public management, also neue Ansätze zur Steuerung der Stadt, u.a. finden auch im Stadtmarketing ihren Niederschlag. Zudem haben sich in den letzten Jahren die Rahmenbedingungen für kommunales Handeln erheblich verändert. Dazu zählen die Europäisierung und Globalisierung der politischen wie auch der wirtschaftlichen Institutionen und Handlungskontexte und die Knappheit der öffentlichen Haushalte. Konjunkturprobleme, die schleppende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, u. a. damit zusammenhängende Probleme im sozialen Bereich verstärken die Notwendigkeit, neue Akzente im Handeln der Kommunen zu setzen. Um zu prüfen, inwieweit Stadtmarketing auf diese Veränderungen der Rahmenbedingungen reagiert hat, wurde im Frühsommer 2004 eine Bestandsaufnahme - in Kooperation des Deutschen Instituts für Urbanistik mit der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing e.V. (BCSD) - vorgenommen.
Um nicht nur den aktuellen Stand des Stadtmarketing darzustellen, sondern darüber hinaus Entwicklungs- und Veränderungstendenzen beschreiben zu können, knüpfte die Umfrage von 2004 in vielen Aspekten an Fragen an, die bereits in einer Befragung 1995 eine "kritische Zwischenbilanz" zum Stadtmarketing möglich gemacht hatten. Zusätzlich wurden aktuelle Fragestellungen aufgenommen, so z. B. Fragen zu BIDs, zum Quartiersmanagement oder zu Details der Finanzierung der Stadtmarketingaktivitäten. Befragt wurden alle Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern und eine Stichprobe von Kommunen zwischen 10 000 und 50 000 Einwohnern, insgesamt 339 Städte und Gemeinden. Geantwortet haben 223 Städte, das entspricht einem Rücklauf von 66 Prozent.
Im Ergebnis ist festzustellen, dass sich Stadtmarketing inzwischen konsolidiert hat. Es ist noch weiter verbreitet als vor zehn Jahren. Auch der Begriff ist etabliert - die Begriffsvielfalt, die zwischenzeitlich entstanden war, ist eher wieder zurückgegangen.
Es gibt keine grundlegenden, weit reichenden Verschiebungen im Hinblick auf die Ziele, Akteure oder Aufgabenfelder. Allerdings scheint Stadtmarketing in seinem Vorgehen pragmatischer und umsetzungsorientierter geworden zu sein. Darauf weisen beispielsweise die stärkere Einzelhandelsorientierung und die offensichtliche Konzentration der Aktivitäten auf die Innenstadt hin. Der ökonomische Anspruch oder auch die ökonomischen Erfordernisse in den meisten Projekten sind gewachsen. Ergebnisse, die darauf hinweisen, sind z.B. die intensivere Mitwirkung von Unternehmen in Stadtmarketing- Projekten, die sehr ausgeprägte Sichtweise vom Bürger als Kunden und eine tendenziell (noch) geringer gewordene Rolle der Bürgermitwirkung im Vergleich zu 1995. Stadtmarketing hat sich zunehmend institutionalisiert; so gibt es in etwa einem Viertel aller Städte GmbHs als Träger. Zugleich ist Stadtmarketing von der Verwaltungsebene stärker auf die politische Ebene "gewandert", dies wird z.B. deutlich an einer häufigeren Initiativfunktion der Stadtspitze (Oberbürgermeister) und einer umfangreicheren Einbindung des Rats, als dies 1995 noch viele Projekte beschrieben. Zudem ist die "gute Kooperation mit dem Rat" ein Erfolg, der von den Kommunen mit am häufigsten genannt wird. Wird der konzeptionelle Rahmen des Stadtmarketing ausgeschöpft, und einige Städte tun dies, kann das Instrument ein wichtiger Impuls sein, um die Handlungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit von Städten zu verbessern.