Räumliche Dimensionen der Zukunftsstadt
Im Kontext globaler Wandlungsprozesse erweitert sich das Themenspektrum nachhaltiger Stadtentwicklung weiter. Neben Klimaschutz und dem sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen treten die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und der Erhalt urbaner Biodiversität. Die bauliche Entwicklung der Städte wird daher künftig nur noch im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung erfolgen können, die die planetaren Grenzen im Blick hat. Flächensparsamkeit, Ressourcenschonung, Emissionsarmut und Klimaresilienz sind daher als Maßstab für künftige bauliche Aktivitäten anzulegen.
Doch die Treiber für städtische Transformations-prozesse sind nicht darauf beschränkt. Technologische Entwicklungen, gesellschaftliche Wandlungsprozesse und internationale Migrationsbewegungen kommen hinzu. Es bestehen kaum Zweifel, dass diese vielfach ineinandergreifenden Entwicklungsprozesse ihre Spuren im Erscheinungsbild städtischer Räume hinterlassen werden.
Mit dem Synthesepapier wird das Ziel verfolgt, den Forschungs-und Handlungsbedarf künftiger Stadtentwicklung aus räumlicher Perspektive freizulegen und zu schärfen. Es eröffnet weitere Forschungslinien zu diesem Thema und zeigt Handlungsfelder für die Praxis einer nachhaltigen Stadtentwicklung auf. Grundlage dafür sind die anwendungsorientierten Forschungsprojekte der BMBF-Zukunftsstadtforschung. Zentrale Themen in diesem Zusammenhang sind beispielsweise:
- Klimaresiliente Siedlungsstrukturen:
Angesichts zunehmender Extremereignisse in Folge des Klimawandels wie Hitzewellen, Dürreperioden und Starkregenereignisse besteht die Herausforderung kommender Dekaden darin, die kompakte funktional gemischte Stadt der kurzen Wege mit dem erhöhten Bedarf an Stadtgrün in Einklang zu bringen – und dies oft mit begrenzten Flächenressourcen. Stadtgrün und Wasserflächen sind dazu als integrierte Bestandteile baulicher Entwicklung zu begreifen. Doch auch Fragen nach der angemessenen baulichen Dichte, veränderten städtischen Höhenprofilen, der Aufstockung bestehender Gebäude und der Aktivierung un- oder untergenutzter Dachflächen stellen sich aufs Neue.
- Umbau öffentlicher Räume:
Vielfältige Nutzungsansprüche und der sich ständig verändernde Flächenbedarf führen zu einem grundlegenden Umbau öffentlicher Räume. Beispielsweise sind sie als Orte des sozialen und kulturellen Austauschs zu stärken. Vormals „graue Flächen“ wie Gehwege, Stadtplätze und Fußgängerzonen sind durch Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen klimaresilient umzugestalten. In jüngster Zeit kommt die Frage hinzu, wie öffentliche Räume pandemieresilient gestaltet werden können. Ein zentraler Ansatzpunkt für die Erschließung neuer städtischer Flächenreserven ist die Neuordnung des fließenden und ruhenden Autoverkehrs im Zuge der Mobilitätswende.
- Suffizienzorientierte Stadtentwicklung:
Angesichts vielerorts begrenzter Flächenressourcen und sich verändernder Lebensstile gewinnt die Debatte um eine suffizienzorientierte Stadtentwicklung an Bedeutung. Das Modell hat verschiedene Facetten eines veränderten Konsumverhaltens. In räumlicher Hinsicht behandelt er einen veränderten Umgang mit der Ressource Fläche und eine Abkehr vom Wachstumsparadigma.
Das Difu begleitet die Projekte der BMBF-Zukunftsstadtforschung bis 2024. Es wird dabei die genannten und weitere Themen inhaltlich weiterentwickeln und in die öffentliche Debatte zur nachhaltigen Transformation der Städte einspeisen.
Aus: Difu-Magazin "Berichte" 3/2021